Hintergrund: Als sich die sporadischen Funde der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) in
Berlin häuften, ist es klar geworden, dass man sich damit auseinandersetzen muss.
Zuerst war nicht klar wer und in welchem Umfang zuständig wäre. Es fehlte ein Monitoring
im humanen sowie auch im veterinären Bereich, die Ärzt: innen und die Bevölkerung
glaubten nicht, dass man in Berlin Krankheiten wie Dengue, Chikungunya oder Zika in
Berlin kriegen könnte. Es gab lediglich die sporadischen Informationen aus den Citizen
Science-Aktivitäten. Eine Surveillance im Sinne von One Health – eine Zusammenarbeit
der Gesundheitsämter, der Veterinärämter, der Labore und der Wissenschaft auf der
kommunalen Ebene sehen wir als den einzig effektiven Weg. Wie baut man jedoch so eine
Surveillance auf?
Umsetzung: Das Gesundheitsamt Berlin Mitte hat im Mai 2023 in Eigeninitiative und in Absprache
mit dem Straßen- und Grünflächenamt sowie mit dem Umwelt- und Naturschutzamt des Bezirkes
begonnen Mückenfallen aufzustellen. Seit August 2023 in Absprache mit den anderen
Gesundheitsämtern auch für alle Bezirke Berlins. Ziel war es trotz geringer personeller
und finanzieller Ressourcen eine Anlaufstelle für Bürger: innen und eine Monitoring-Kapazität
praktisch umzusetzen. Über Pressemitteilungen wurden Bürger:innen aufgefordert sich
zu melden, wenn sie entweder ungewöhnlich viele Stechmücken gesichtet hatten, vermehrt
tagsüber gestochen wurden oder glaubten eine Tigermücke gefunden zu haben. Bei einem
Fund sollte die Mücke direkt ans Gesundheitsamt geschickt werden. Aktive Suche führen
wir mithilfe der Biogents-Fallen wie BG GAT oder BG Pro – ohne Licht, mit CO2 und
weiteren Lockstoffen. Die Identifizierung der Tigermücke wird mit einem KI-gestütztem
Identifikationssystem durchgeführt (IDx). Dies war im Hinblick der wenigen Ressourcen
entscheidend. Durch die Zusammenarbeit mit dem Robert-Koch-Institut können identifizierte
Tigermücken auf das Vorhandensein von Erregern getestet werden. Wir führen verschiedene
Öffentlichkeitsarbeit-Aktivitäten durch, wie Info-Veranstaltungen in Einrichtungen
oder Workshops durch, beraten und vorbereiten Info-Flyer. Eine Sonderstellung hat
dabei unser Chatbot, der 24/7 der Bevölkerung in Berlin als zuverlässige Quelle die
wichtigsten Informationen anbietet.
Diskussion: Nur ein integriertes Management im Öffentlichen Gesundheitsdienst kann einen nachhaltigen
Schutz in Berlin zur effektiven Vorbeugung und Bekämpfung der Stechmücken bieten.
Das Gesundheitsamt Berlin Mitte wurde Juli 2024 von der Senatsverwaltung für Wissenschaft,
Gesundheit und Pflege offiziell beauftragt ein Tigermückenmonitoring für das Land
Berlin durchzuführen. Dieses zentralisierte Vorgehen mit dem Gesundheitsamt als Drehschreibe
bietet die Möglichkeit, übermittelte vektorbezogene Infektionsfälle und Fundorte der
Mückenpopulationen in Zusammenhang zu bringen. Insbesondere die Öffentlichkeitsarbeit
kann durch Bürger: innen-Nähe auf kommunaler Ebene zur effektiven und nachhaltigen
Prävention und Bekämpfung der Tigermücke in Deutschland beitragen. Langfristiges Ziel
wäre ein landesweites Zentrum zur Surveillance von vektorübertragbaren Infektionskrankheiten
in der Hand des Öffentlichen Gesundheitsdienstes. Die Umsetzung im Gesundheitsamt
wird in den nächsten Jahren evaluiert.