Hintergrund: Die Bedeutung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) für die Gesundheitsversorgung
der Bevölkerung wurde in den letzten Jahren, nicht zuletzt durch die COVID-19 Pandemie,
zunehmend deutlich. Gleichzeitig wurde ein Mangel an ärztlichem Fachpersonal im ÖGD
offenkundig.
Eine gezielte Nachwuchsförderung und Attraktivitätssteigerung des ÖGD im Rahmen der
ärztlichen Ausbildung soll diesem Fachkräftemangel langfristig entgegenwirken. Die
Änderungen der Approbationsordnung hatte das Ziel, den ÖGD stärker zu verankern und
das Praktische Jahr (PJ) als weiteren Ausbildungsbaustein neben Famulaturen und Facharztausbildung
auch in Gesundheitsämtern zu ermöglichen.
Als Gesundheitsamt einer Großstadt mit einem breiten Spektrum an Beratung, subsidiären
Angeboten und fachärztlicher Expertise kann das Gesundheitsamt der Stadt Köln Studierenden
umfassende Einblicke in die Aufgaben einer unteren Gesundheitsbehörde ermöglichen.
Zusätzlich besteht eine enge Kooperation mit der Universität zu Köln, die als einzige
Universität in NRW einen Lehrstuhl für öffentliches Gesundheitswesen eingerichtet
hat.
Umsetzung: Die Etablierung eines PJ im Gesundheitsamt wirft zahlreiche organisatorische und
inhaltliche Fragen auf. Dazu zählen unter anderem die Erstellung eines Logbuchs, die
inhaltliche Gestaltung eines Curriculums, die fachärztliche Betreuung vor Ort, die
Organisation der Lehreinheiten, die Erstellung von Rotationsplänen sowie verwaltungsrechtliche
Fragestellungen zur Vertragsgestaltung, zur Vergütung und zum Stellenaufbau. Darüber
hinaus ist Öffentlichkeitsarbeit zur Gewinnung von PJ-Studierenden anzustreben.
Das Gesundheitsamt Köln arbeitet eng mit dem Lehrstuhl für öffentliches Gesundheitswesen
der Universität zu Köln, dem Gesundheitsamt des Oberbergischen Kreises sowie weiteren
Gesundheitsämtern in NRW (derzeit Düsseldorf, Essen) zusammen, um in einem partizipativen
Prozess ein möglichst einheitliches PJ-Konzept zu entwickeln, das auch für weitere
Gesundheitsämter anwendbar ist. Ein Netzwerk aus beteiligten Gesundheitsämtern und
Universitäten trifft sich regelmäßig, um gemeinsam sowie arbeitsteilig ein Curriculum
unter Abgleich mit dem Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM)
zu entwickeln.
Die fortlaufenden Fortschritte und Ergebnisse sollen im Rahmen des Vortrags präsentiert
werden.
Diskussion: Die Einrichtung der Möglichkeit zu einem PJ-Tertial im Gesundheitsamt stellt eine
umfangreiche Herausforderung dar, die sowohl fachliche als auch finanzielle Ressourcen
erfordert. Langfristig kann so jedoch dazu beigetragen werden, dass frühzeitig in
der ärztlichen Ausbildung Erkenntnisse und Interesse für die vielfältigen Aufgaben
des ÖGD geschaffen werden. Dies kann auch lokal dem Fachkräftemangel entgegenwirken.
Die partizipative Entwicklung des PJ-Konzepts in der Region Köln kann als Beispiel
und mögliche Vorlage für andere Gesundheitsämter dienen, um den Prozess zu erleichtern
und die Umsetzung zu fördern.