Einleitung: Die außerklinische Intensivpflege ist ein wichtiger Bestandteil der Versorgung von
schwer kranken Patienten. Allerdings gibt es in diesem Bereich noch immer eine unzureichende
Datenlage bezüglich des Leistungsspektrums sowie der Besiedelung mit multiresistenten
Erregern (MRE). Aus diesem Grund wurde in München ein Projekt zur Ermittlung der oben
genannten Daten von Intensivpflegediensten und Wohngemeinschaften durchgeführt, welches
zum Ziel hatte, eine Risikotabelle zur Priorisierung der infektionshygienischen Überprüfungen
zu erstellen.
Methode: Im Zeitraum vom 31. Januar bis 1. Juli 2024 wurden alle Pflegedienste, die bei der
Anmeldung angegeben hatten, außerklinische Intensivpflege-Klienten zu betreuen, per
Mail kontaktiert. Es wurden Fragen zu den Devices sowie zur Anzahl der Klienten mit
bekannten MRE gestellt. Zusätzlich wurde für alle Wohngemeinschaften in der Meldesoftware
des Gesundheitsreferats ermittelt, ob Ausbruchsmeldungen vorlagen und ob Hinweise
auf bislang unentdeckte Häufungen bestanden.
Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass in München zum Zeitpunkt der Befragung insgesamt 28
Pflegedienste Leistungen der außerklinischen Intensivpflege anboten und insgesamt
262 Klienten betreuten. Davon wurden 182 Klienten in einer Einzelversorgung betreut,
von diesen hatten 129 Klienten eine Trachealkanüle und 71 Klienten wurden invasiv
beatmet.
In Wohngemeinschaften lebten 129 Klienten, wovon 106 eine Trachealkanüle hatten und
34 invasiv beatmet wurden. Ca. 7% der Klienten in der Einzelversorgung und ca. 43%
der Klienten in Wohngemeinschaften waren zum Zeitpunkt der Erhebung mit MRE besiedelt.
Hinweise auf bislang unentdeckte Häufungen konnten nicht festgestellt werden.
Im Vergleich zu 2014 hat sich die Anzahl der Pflegedienste, die Intensivpflege betreiben,
verdreifacht und die Anzahl der Klienten um das ca. 2.5-fache zugenommen. Der Anteil
der Klienten in der Einzelversorgung mit MRE-Besiedelung ist von 9% auf 7% gesunken.
Die Anzahl der außerklinischen Intensivpflege-Wohngemeinschaften ist, um das 1.5-fache
gestiegen und der Anteil der Klienten mit MRE-Besiedelung in diesen Wohngemeinschaften
liegt heute etwas niedriger (43%) als 2014. Die MRSA-Zahlen haben sich dem allgemeinen
Trend folgend verringert, während 3- und 4-MRGN ca. 70% der MRE-Besiedelungen in den
Wohngemeinschaften ausmachen.
Das infektionshygienische Risiko bei Pflegediensten mit wenig Intensivklienten sowie
bei Pflegediensten und Wohngemeinschaften mit höheren MRE-Zahlen wird vom GSR als
höher eingeschätzt. Für diese Pflegedienste ist eine Priorisierung bei den infektionshygienischen
Überprüfungen vorgesehen.
Diskussion: Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Zahl der Pflegedienste, die Intensivpflege
anbieten, sowie die Zahl der Intensivklienten sehr deutlich angestiegen ist.
Der allgemeine Trend, dass MRSA-Besiedelungen rückläufig sind und 3- und 4-MRGN Besiedlungen
ansteigen, zeigt sich auch deutlich in den außerklinischen Wohngemeinschaften.