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DOI: 10.1055/s-0045-1806906
Aortointestinale Fistel bei jungem Mann?
Anamnese Notfallmäßige Vorstellung des 45-jährigen Patienten mit ubiquitären Bauchschmerzen und peranalem Frischblut-Abgang seit einer Woche. Bei dem Patienten wurde 2021 ein Pankreaskarzinom im Pankreasschwanz diagnostiziert und operativ therapiert. In der Folge wurde eine adjuvante Chemotherapie sowie bei im Verlauf festgestelltem Progress eine palliative Systemtherapie durchgeführt. Zuletzt erfolgte eine Bestrahlung von Lymphknotenmetastasen im Bereich der Mesenterialwurzel. Bereits im Vorfeld wurden ambulant erhöhte Entzündungswerte festgestellt und empirisch antibiotisch behandelt. Fieber oder Schüttelfrost lag nicht vor.
Körperliche Untersuchung Cor, Pulmo sowie Allgemeinzustand und Ernährungszustand unauffällig. Das Abdomen präsentierte sich weich. Ein Druckschmerz lag ubiquitär mit Punctum maximum im linken Unterbauch vor. Die Darmgeräusche waren über allen 4 Quadranten regelhaft. In der DRU älteres Blut am Fingerling.
Labor Deutliche normochrome normozytäre Anämie (HB 9,2 g/dl). Im weiteren Verlauf kam es zu einem deutlich fallenden Hb (6,8 g/dl). Weiter zeigte sich eine deutliche Leukozytose (31,6/nl), ein erhöhtes CRP (42 mg/l, Normwert<5 mg/l) sowie ein akutes Nierenversagen (Kreatinin 2,3 mg/dl) ([Abb. 3] [4] [5] [6]).








Diagnostik und Befunde In der Abdomensonografie zeigten sich keine wegweisenden Pathologien. Zunächst wurde zur Abklärung der Hämatochezie eine Koloskopie durchgeführt. Hier zeigten sich weder Blutungszeichen, noch eine Blutungsquelle. Aufgrund der erhöhten Infektwerte die bereits mittels Piperacillin/Tazobactam behandelt wurden, erfolgte eine Computertomografie des Abdomens. Bildmorphologisch bestand hier der dringende Verdacht auf eine aortoduodenale Fistel im Bereich der vormaligen paraaortalen Metastase, hier zeigte sich zudem ein Aortenaneurysma mit verdickter Wand und Umgebungsreaktion. Die Abgrenzbarkeit zum Duodenum fehlte, eine Luftblase war nicht mehr sicher intraluminal. Aktuell darstellbare Metastasen zeigten sich pulmonal, pleural und mediastinal.
Therapie Nach Besprechung der Situation mit dem Patienten und den Kollegen der Gefäßchirurgie erfolgte die notfallmäßige transfemorale Implantation einer Endostent-Prothese. Postinterventionell zeigten sich keine Komplikationen. In den Blutkulturen konnte kein Keim nachgewiesen werden. Im TEE zeigten sich keine Hinweise auf das Vorliegen einer Endokarditis. Eine orale antibiotische Langzeit-Therapie mit Amoxicillin/Clavulansäure und Cotrimoxazol wurde initiiert.
Diskussion Hier wird ein Fall mit einer seltenen, aber akut lebensbedrohlichen Differentialdiagnose einer gastrointestinalen Blutung vorgestellt. Bei dem 45-jährigen Familienvater mit sehr starkem Lebenswillen konnte trotz hochpalliativer Situation durch die interventionelle Therapie unserer Gefäßchirurgen ein gutes Ergebnis erzielt werden.
Publication History
Article published online:
22 April 2025
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