Diabetologie und Stoffwechsel 2025; 20(S 01): S26
DOI: 10.1055/s-0045-1807404
Abstracts | DDG 2025
Poster
Posterwalk 2: Klinische Diabetologie Typ-2 Diabetes

Postprandiale Hypoglykämien im OGTT bei neu diagnostiziertem Typ-2-Diabetes

R Spies
1   Universitätsklinikum Ulm, Innere Medizin I, Sektion Endokrinologie und Diabetologie, Ulm, Germany
,
G Ufer
1   Universitätsklinikum Ulm, Innere Medizin I, Sektion Endokrinologie und Diabetologie, Ulm, Germany
,
R Sabia
1   Universitätsklinikum Ulm, Innere Medizin I, Sektion Endokrinologie und Diabetologie, Ulm, Germany
,
J Hummel
1   Universitätsklinikum Ulm, Innere Medizin I, Sektion Endokrinologie und Diabetologie, Ulm, Germany
,
C Haug
2   Universitätsklinikum Ulm, Klinische Chemie, Ulm, Germany
,
A Peter
3   Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Klinische Chemie und Pathobiochemie, Tübingen, Germany
,
R Wagner
4   Deutsches Zentrum für Diabetesforschung, DZD, Neuherberg, Germany
,
M Heni
5   Universitätsklinikum Ulm, Innere Medizin I, Sektion für Endokrinologie und Diabetologie, Ulm, Germany
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung: Eine postprandiale Hypoglykämie bezeichnet einen deutlichen Abfall des Blutzuckers nach einer Kohlenhydrat-reichen Mahlzeit. Ob dieses Phänomen auch bei Menschen mit neu diagnostiziertem Typ 2 Diabetes mellitus auftreten kann, ist bisher unklar. Zudem sind mögliche Pathomechanismen bisher wenig untersucht. Wir haben diese Fragen nun an Daten von verlängerten oralen Glukosetoleranztests (OGTTs) über 180 Minuten aus der routinemäßigen Krankenversorgung untersucht.

    Methodik: Wir haben Daten von 97 OGTTs, in denen ein Typ 2 Diabetes mellitus neu diagnostiziert wurde, analysiert. Keiner der Untersuchten nahm Blutzucker-senkende Medikamente ein. Die OGTTs wurden zwischen 2012 und 2023 in der Sektion Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Ulm im Rahmen der Krankenversorgung durchgeführt. Nach nächtlicher Fastenperiode wurden 75 g OGTTs durchgeführt, mit Blutentnahmen vor und sowie 15, 30, 60, 120 und 180 Minuten nach Glukoseaufnahme. Neben der venösen Plasmaglukose wurden auch Insulin und C-peptid und weitere Routine-Parameter im Zentrallabor des Universitätsklinikums Ulm bestimmt und zur Beurteilung der Insulinsekretion und -sensitivität ausgewertet

    Ergebnisse: Die Diagnose des Diabetes mellitus wurde bei 37,1% über den 2-Stunden Blutzuckerwert, bei 30,9% über eine erhöhte Nüchternglukose und bei 24,7% über die Kombination aus beidem gestellt. Nur bei 7,2% der Personen lag ein erhöhter HbA1c-Wert vor (>6,5%). Die Glukosekonzentrationen 180 Minuten nach Glukosebelastung lagen bei 8 Personen≤70 mg/dl (8,2% der Untersuchten), bei einer Person davon sogar≤54mg/dl (1% der Untersuchten). Die von postprandialer Hypoglykämie Betroffenen waren schlanker (BMI: Median [IQR] 29,1 [26,1 – 32,1] vs 32,5 [28,8 – 39,7] kg/m2; p=0.02) und älter (58 [56 – 65] vs 53,5 [44 – 60] Jahre; p=0.08). Menschen mit postprandialer Hypoglykämie im OGTT zeigten eine höhere Insulinsensitivität (HOMA-IR p<0,01). Die Insulinsekretion unterschied sich zwischen den Gruppen nicht (Disposition Index p=0,14).

    Schlussfolgerungen: Auch Menschen mit neu diagnostiziertem Typ 2 Diabetes mellitus zeigen zu einem relevanten Anteil im verlängerten OGTT eine postprandiale Hypoglykämie. Ursache hierfür ist eine gute Insulinsensitivität, nicht aber eine überschießende Insulinsekretion. Ob dieses Phänomen prädiktiv für den weiteren klinischen Verlauf ist und ob Hypoglykämien auch im alltäglichen Leben auftreten, ist momentan noch unklar. Postprandiale Hypoglykämien könnten möglicherweise eine metabolisch vorteilhafte Subgruppe bei Menschen mit neu diagnostiziertem Typ 2 Diabetes mellitus anzeigen.


    Interessenkonflikt

    keine

    Publication History

    Article published online:
    28 May 2025

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