Einleitung Nach einem Schlaganfall ist eine intensive interdisziplinäre Therapie besonders zu
Beginn der Rehabilitation entscheidend für die Erholung der Betroffenen, doch selbst
in stationären Einrichtungen wird oft nicht der empfohlene Therapieumfang erreicht
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[2]. Nach der Entlassung verschlechtert sich die Betreuungsintensität weiter, was zu
Versorgungslücken führt, die durch teletherapeutische Maßnahmen überbrückt werden
können [2]
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[4]. Teletherapie bietet das Potenzial, hochfrequente, individuell angepasste Übungen
und edukative Inhalte effektiv umzusetzen und die Autonomie der Patient*innen zu fördern
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[7]. In dieser Studie wird das Potenzial und die Machbarkeit teletherapeutischer Physiotherapie
mittels Telepräsenzroboter untersucht.
Material und Methodik In die Interventionsstudie wurden volljährige, einwilligungsfähige Schlaganfallpatient*innen
in einer postakuten oder chronischen Phase mit stabiler Krankheitslage eingeschlossen,
während erhebliche visuelle, auditive, motorische Einschränkungen und schwere Sprachstörungen
Ausschlusskriterien darstellten [8]
[9]. Die physiotherapeutische Versorgung erfolgte mittels Videotherapiesitzungen, wobei
verschiedene Telepräsenz-Robotersysteme und Tablets verwendet wurden und umfasste
entweder zwölf wöchentliche Einzelsitzungen, eine Kombination aus sechs Mal Physiotherapie
und acht Mal interdisziplinärer Gruppentherapie oder ausschließlich acht Mal Gruppentherapie
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[11]. Die Maßnahmen basierten auf nationalen und internationalen Leitlinien und beinhalteten
Edukation, Strategien zur Vermeidung des gelernten Nichtgebrauchs und spezifische,
alltagsrelevante Übungen [12]
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[16]. Die Outcome-Messung umfasste die Funktion der oberen Extremität – Fugl-Meyer-Assessment
(FMA), die Alltagstauglichkeit – Barthel-Index (BI), den Index zur Messung von Einschränkungen
der Teilhabe (IMET), die Lebensqualität – Stroke and Aphasia Quality of Life Scale
(SAQOL-39) sowie einen Evaluationsbogen zur Zufriedenheit und Machbarkeit der Therapie
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Ergebnisse Es wurden 18 Personen im Alter von 60 Jahren (SD: 10,8; ♂: 15) in die physiotherapeutische
Intervention eingeschlossen. Es zeigen sich signifikante Veränderungen über die Zeit
in den Outcomes körperliche Funktion (FMA; Δ: 13,5; ES: 0,9; p<0,001), Lebensqualität
(SAQOL-39; Δ: 0,22; ES: 0,6; p=0,01), Einschränkung der Teilhabe (IMET; Δ: -10,5;
ES:0,9; p<0,001) und Alltagsfähigkeit (Barthel-Index; Δ:10,0; ES: 0,8; p=0,003). Dabei
übertreffen die Änderungen in der körperlichen Funktion und der Alltagsfähigkeit die
jeweiligen minimal klinisch-relevanten Unterschiede. Die Machbarkeit der Versorgung
mittels Telepräsenzroboter wird im Median sehr positiv bewertet.
Zusammenfassung Die Versorgung von Schlaganfallbetroffenen mittels Telepräsenzroboter ist machbar
und erreicht signifikante und bedeutsame Verbesserungen der körperlichen Funktion,
der Alltagsfähigkeit, der Teilhabe und der Lebensqualität.