physioscience 2025; 21(S 01): S12-S13
DOI: 10.1055/s-0045-1808131
Abstracts
Vorträge

Physiotherapeutische Tele-Intervention bei Schlaganfallbetroffenen – Machbarkeit und Verbesserung der Funktion

A Pfingsten
1   Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg, Regensburg, Germany
,
V Schedel
1   Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg, Regensburg, Germany
,
N Michel
1   Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg, Regensburg, Germany
› Institutsangaben
 

Einleitung Nach einem Schlaganfall ist eine intensive interdisziplinäre Therapie besonders zu Beginn der Rehabilitation entscheidend für die Erholung der Betroffenen, doch selbst in stationären Einrichtungen wird oft nicht der empfohlene Therapieumfang erreicht [1] [2]. Nach der Entlassung verschlechtert sich die Betreuungsintensität weiter, was zu Versorgungslücken führt, die durch teletherapeutische Maßnahmen überbrückt werden können [2] [3] [4]. Teletherapie bietet das Potenzial, hochfrequente, individuell angepasste Übungen und edukative Inhalte effektiv umzusetzen und die Autonomie der Patient*innen zu fördern [5] [6] [7]. In dieser Studie wird das Potenzial und die Machbarkeit teletherapeutischer Physiotherapie mittels Telepräsenzroboter untersucht.

Material und Methodik In die Interventionsstudie wurden volljährige, einwilligungsfähige Schlaganfallpatient*innen in einer postakuten oder chronischen Phase mit stabiler Krankheitslage eingeschlossen, während erhebliche visuelle, auditive, motorische Einschränkungen und schwere Sprachstörungen Ausschlusskriterien darstellten [8] [9]. Die physiotherapeutische Versorgung erfolgte mittels Videotherapiesitzungen, wobei verschiedene Telepräsenz-Robotersysteme und Tablets verwendet wurden und umfasste entweder zwölf wöchentliche Einzelsitzungen, eine Kombination aus sechs Mal Physiotherapie und acht Mal interdisziplinärer Gruppentherapie oder ausschließlich acht Mal Gruppentherapie [10] [11]. Die Maßnahmen basierten auf nationalen und internationalen Leitlinien und beinhalteten Edukation, Strategien zur Vermeidung des gelernten Nichtgebrauchs und spezifische, alltagsrelevante Übungen [12] [13] [14] [15] [16]. Die Outcome-Messung umfasste die Funktion der oberen Extremität – Fugl-Meyer-Assessment (FMA), die Alltagstauglichkeit – Barthel-Index (BI), den Index zur Messung von Einschränkungen der Teilhabe (IMET), die Lebensqualität – Stroke and Aphasia Quality of Life Scale (SAQOL-39) sowie einen Evaluationsbogen zur Zufriedenheit und Machbarkeit der Therapie [17] [18] [19] [20] [21].

Ergebnisse Es wurden 18 Personen im Alter von 60 Jahren (SD: 10,8; ♂: 15) in die physiotherapeutische Intervention eingeschlossen. Es zeigen sich signifikante Veränderungen über die Zeit in den Outcomes körperliche Funktion (FMA; Δ: 13,5; ES: 0,9; p<0,001), Lebensqualität (SAQOL-39; Δ: 0,22; ES: 0,6; p=0,01), Einschränkung der Teilhabe (IMET; Δ: -10,5; ES:0,9; p<0,001) und Alltagsfähigkeit (Barthel-Index; Δ:10,0; ES: 0,8; p=0,003). Dabei übertreffen die Änderungen in der körperlichen Funktion und der Alltagsfähigkeit die jeweiligen minimal klinisch-relevanten Unterschiede. Die Machbarkeit der Versorgung mittels Telepräsenzroboter wird im Median sehr positiv bewertet.

Zusammenfassung Die Versorgung von Schlaganfallbetroffenen mittels Telepräsenzroboter ist machbar und erreicht signifikante und bedeutsame Verbesserungen der körperlichen Funktion, der Alltagsfähigkeit, der Teilhabe und der Lebensqualität.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
21. Mai 2025

© 2025. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany