Hintergrund Das Outcome thorakaler Traumata wird maßgeblich von intrathorakalen Begleitverletzungen
bestimmt. Die Inzidenz mediastinaler Verletzungen wird mit ca. 6% beschrieben. Kardiale
Verletzungen weisen präklinisch eine hohe Mortalität auf, nur 10-35% der Patienten
erreichen das Krankenhaus lebend. In der CT-Diagnostik könnten neben direkten Zeichen
einer Schädigung auch Frakturmuster des knöchernen Thorax auf mediastinale Verletzungen
hindeuten. Dies soll die vorliegende retrospektive Analyse untersuchen.
Material und Methode Im Zeitraum 06/2016 bis 12/2024 wurde bei insgesamt 243 Patienten (Alter 66±15,1
a, m:w = 2,3:1) eine operative Stabilisierung der Thoraxwand durchgeführt. Bei Vorliegen
einer mediastinalen Verletzung erfolgte anhand der CT-Bildgebung eine retrospektive
Analyse mit Mapping der Frakturmuster nach dem Modell von Ritchie et al. (2006) sowie
die Auswertung verfügbarer Schockraumdaten. Zusätzlich wurde die präoperative Bildgebung
hinsichtlich mediastinaler Verletzungsmuster sowie begleitenden Hämo-/Pneumothoraces
analysiert.
Ergebnis Eine mediastinale Verletzung lag bei n=16 Patienten vor (6,6 %). Am häufigsten zeigten
sich perikardiale Verletzungen (n=10), teils mit luxatio cordis, seltener myokardiale
Verletzungen und Beteiligung der herznahen Gefäße. Ein begleitender Hämo-/Pneumothorax
lag fast immer vor. Bei Schockraum-Patienten mit mediastinalen Verletzungen ergab
sich ein signifikant höherer ISS (41,6±15,3, p<0,001) im Vergleich zur gesamten Kohorte.
Im Mittel waren 6,0±3,7 Rippen betroffen, bei n=10 Patienten (62,5%) mit flail chest.
Eine Prädilektion im Frakturmuster ergab sich für die linksseitigen Rippen C3 bis
C5 in den posterioren bis lateralen Rippensegmenten sowie für Sternumfrakturen, die
bei n=5 (31,3%) Patienten vorlagen. Eine weitere Häufung von mediastinalen Verletzungen
zeigte sich bei rechtsseitigen Frakturen im lateralen Segment.
Schlussfolgerung Hinsichtlich der Mortalität mediastinaler Verletzungen ist insbesondere die perikardiale
Ruptur mit luxatio cordis bedeutsam. Zwei Patienten (12,5%) mit Hernierung des Herzens
verstarben trotz unmittelbarer chirurgischer Versorgung. Auch mediastinale Hämatome
mit Kompressionssyndromen können eine vitale Bedrohung darstellen. Ursächlich waren
in dieser Patientenkohorte meist hochenergetische Traumata (93,5%), deutlich häufiger
links (81,3%). Hier zeigte sich eine Häufung eher in den posterolateralen Rippensegmenten.
Auch bei rechtshorakalen Traumen mit lateralen Frakturen können mediastinale Begleitverletzungen
auftreten.