Petersen SR.
et al.
Bleeding risk using non-steroidalanti-inflammatory drugs with anticoagulants after
venous thromboembolism: a nationwide Danish study.
Eur Heart J 2025; 46: 58–68. DOI: 10.1093/eurheartj/ehae736
Petersen et al. haben eine landesweite Kohortenstudie mit 51794 VTE-Patienten durchgeführt,
die zwischen dem 1. Januar 2012 und dem 31. Dezember 2022 mit der Einnahme oraler
Antikoagulanzien begannen. Mittels zeitabhängiger multivariater ursachenspezifischer
Cox-Regression wurden adjustierte Hazard Ratios zwischen der Einnahme von NSAIR und
im Krankenhaus diagnostizierten Blutungsepisoden berechnet.
Ergebnisse
Die Ereignisrate für jegliche Blutungen pro 100 Personenjahre betrug 3,5 (95%-Konfidenzintervall
[KI] 3,4–3,7) ohne NSAIR-Einnahme bzw. 6,3 (95%-KI 5,1–7,9) bei NSAIR-Einnahme (Anzahl
der benötigten Schäden = 36 Patienten, die 1 Jahr lang behandelt wurden). Verglichen
mit Nichteinnahme betrugen die bereinigten Hazard Ratios für jegliche Blutungen im
Zusammenhang mit der NSAIR-Einnahme insgesamt 2,09 (95%-KI 1,67–2,62), 1,79 (95%-KI
1,36–2,36) für Ibuprofen, 3,30 (95%-KI 1,82–5,97) für Diclofenac und 4,10 (95%-KI
2,13–7,91) für Naproxen. Im Vergleich zur Nichtanwendung betrugen die angepassten
Hazard Ratios im Zusammenhang mit der Anwendung von NSAR 2,24 (95%-KI 1,61–3,11) für
gastrointestinale Blutungen, 3,22 (95%-KI 1,69–6,14) für intrakraniale Blutungen,
1,36 (95%-KI 0,67–2,77) für thorakale und respiratorische Blutungen, 1,57 (95%-KI
0,98–2,51) für Harnwegsblutungen und 2,99 (95%-KI 1,45-6,18) für durch Blutungen verursachte
Anämie. Die Ergebnisse waren für alle Subtypen der Antikoagulanzien und VTE konsistent.
Bei Patienten, die mit oralen Antikoagulanzien gegen VTE behandelt wurden, war die
Blutungsrate bei der Einnahme von NSAIRs mehr als doppelt so hoch, und die erhöhte
Blutungsrate war nicht auf den Gastrointestinaltrakt beschränkt. Neben alternativen
konservativen Behandlungsmöglichkeiten (u. a. Physiotherapie) sollte bei Notwendigkeit
einer pharmakologischen Schmerztherapie in dieser Patientengruppe Paracetamol bzw.
Ibuprofen anstatt Diclofenac oder Naproxen in Betracht gezogen werden. Die häufi ge
Verwendung von NSAIRs bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen unterstreicht
die Bedeutung, sich der mit ihrer Verwendung erhöhten Blutungsrisiken bewusst zu sein
und sicherere konservative Behandlungsalternativen wie z. B. Physiotherapie und Paracetamol
vor NSAIRs in Betracht zu ziehen. Während die Blutungsrate bei Naproxen erwartungsgemäß
aufgrund seiner Cyclooxygenase-1-Selektivität am höchsten zu sein schien, sind die
erhöhten thromboembolischen Nebenwirkungen von Diclofenac ein weiterer zu berücksichtigender
Aspekt.
Prof. Dr. med. Johannes B. Dahm, Göttingen