Rofo 2025; 197(S 02): S34-S35
DOI: 10.1055/s-0045-1810368
Abstracts
Abstractnr. WV 6

Einhaltung der Qualitätskriterien in der neonatologischen Röntgendiagnostik – Retrospektive Analyse am Universitätsklinikum Jena

Vortragende:r: Elora Möbus; elora.moebus@uni-jena.de
E Möbus
1   Universitätsklinikum Jena, Sektion Kinderradiologie, Jena
,
P-C Krüger
1   Universitätsklinikum Jena, Sektion Kinderradiologie, Jena
,
M Waginger
1   Universitätsklinikum Jena, Sektion Kinderradiologie, Jena
,
H Proquitté
2   Universitätsklinikum Jena, Sektion Neonatologie/ Pädiatrische Intensivmedizin, Jena
,
C Fischer
3   Universitätsklinikum Jena, Sektion Medizinische Statistik, Informatik und Datenwissenschaften
,
H-J Mentzel
1   Universitätsklinikum Jena, Sektion Kinderradiologie, Jena
› Author Affiliations
 
 

    Hintergrund: Eine hohe Qualität der Röntgenaufnahmen in der Neonatologie ist essenziell für präzise Diagnosen und effektiven Strahlenschutz. Aufgrund hoher Strahlensensibilität von Frühgeborenen soll die Strahlenexposition minimiert werden. Leitlinien definieren Untersuchungsstandards, deren Umsetzung in der klinischen Praxis jedoch nicht immer gewährleistet werden kann. Ziel dieser Studie war es, die Umsetzung der Qualitätskriterien in der klinischen Praxis zu bewerten, häufige Abweichungen zu identifizieren und Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

    Methoden: Es wurden 1.467 Thorax-Röntgenaufnahmen von 336 neonatologischen Patienten untersucht. Die Analyse erfolgte anhand der Qualitätskriterien der Bundesärztekammer (2022) und der Europäischen Leitlinie (1999). Analysiert wurden technische Aufnahmeparameter, Strahlenschutzmaßnahmen, Bildqualität und Befundbarkeit anhand definierter Kriterien. Beurteilt wurde zudem, welche Berufsgruppe (MTR oder Neonatologen) die Untersuchung durchgeführt hat. Die Datenanalyse erfolgte deskriptiv sowie mittels statistischer Hypothesentests (SPSS).

    Ergebnisse: Das Dosisflächenprodukt für die einzelne Röntgenaufnahme des Thorax betrug im Mittel 0,22 cGy*cm2, die Effektivdosis 0,00682 mSv bei 60 kV und 0,95 mAs. Pro Patient wurden im Durchschnitt 4,4 Röntgenaufnahmen angefertigt, mit einem Maximum von 73 Aufnahmen. In 82,4% der Fälle entsprach die Einblendung der Röntgenstrahlung nicht den Leitlinienvorgaben, insbesondere an den oberen und unteren Bildrändern. Die tatsächliche Feldgröße überschritt die empfohlene minimale Feldgröße im Mittel um 48 cm2. Nachträglich wurden in 23,4% der Fälle die Feldränder digital so kollimiert, dass mindestens ein Rand nicht mehr einsehbar war. Eine Verdrehung wurde in 48% der Fälle festgestellt, zumeist ohne Einfluss auf die diagnostische Beurteilbarkeit. 89,6% der Aufnahmen wurden als exzellent oder gut befundbar eingestuft. Röntgenaufnahmen, die von MTR angefertigt wurden, erfüllten signifikant häufiger die Qualitätsstandards als jene, die im Bereitschaftsdienst von Dienstärzten erstellt wurden, v.a. im Bereich Einblendung (p<0,001), nachträglicher digitaler Kollimation (p<0,005) und Abbildung aller charakteristischen Bildmerkmale (p<0,01).

    Diskussion: Die diagnostische Qualität der untersuchten Röntgenaufnahmen war hoch. Es wurden deutliche Defizite bei der Einhaltung der Qualitätsstandards festgestellt. Die häufig fehlerhafte Einblendung führte dazu, dass gesunde Gewebestrukturen unnötig exponiert wurden, was im Widerspruch zu den Strahlenschutzrichtlinien steht. Besonders problematisch ist die nachträgliche digitale Kollimation, da in 23,4% der Fälle mindestens ein Rand nicht mehr einsehbar war. Ein weiterer relevanter Befund ist die hohe Rate an Verdrehungen (48%). Ein wesentlicher Faktor für Qualitätsunterschiede war die Berufsgruppe der Bildaufnehmenden. MTRs hielten die Qualitätsstandards signifikant häufiger ein als Dienstärzte. Dies deutet darauf hin, dass die spezielle Ausbildung und Erfahrung von MTRs eine zentrale Rolle für die Bildqualität spielt. Besonders im Bereitschaftsdienst, in dem Aufnahmen häufig von Dienstärzten angefertigt wurden, traten Qualitätsmängel häufiger auf. Eine verstärkte Schulung des ärztlichen Personals kann zur Optimierung beitragen.

    Fazit: Die Ergebnisse zeigen, dass trotz guter Befundbarkeit Verbesserungen in der Einhaltung der Qualitätsstandards nötig sind, insbesondere im Bereich der Einblendung und nachträglichen digitalen Kollimation. Maßnahmen zur Optimierung der Abläufe könnten zur Reduktion der Strahlenbelastung beitragen, ohne die gute diagnostische Aussagekraft zu beeinträchtigen.


    Interessenkonflikt

    Es besteht kein Interessenkonflikt.

    Publication History

    Article published online:
    25 August 2025

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