Rofo 2025; 197(S 02): S49
DOI: 10.1055/s-0045-1810399
Abstracts
Abstractnr. PCR 7

Chronischer intermittierender Volvulus bei intestinaler Malrotation als Ursache für rezidivierendes Erbrechen im Schulkindalter

Vortragende:r: Malin Cubukcu; mcubukcu@ukaachen.de
M Cubukcu
1   Uniklinik RWTH Aachen, Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Aachen
,
M Schneider
2   Uniklinik RWTH Aachen, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Kinder- und Transplantationschirurgie, Aachen
,
S Schacht
1   Uniklinik RWTH Aachen, Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Aachen
› Author Affiliations
 
 

    Anamnese: Ein sechsjähriger Junge wurde mit seit dem dritten Lebensjahr bestehenden, rezidivierenden postprandialen Emesis-Episoden vorgestellt. Trotz Anpassung des Essverhaltens (kleine Mahlzeiten), persistierten episodisches Erbrechen und Bauchschmerzen. Diese initial als funktionelles „Spucken“ eingestufte Symptomatik wurde erst nach Jahren sonographisch weiter abgeklärt. Dabei zeigte sich ein „Whirl-Pool-Zeichen“ im Mesenterium. Bei der daraufhin erfolgten kinderchirurgischen Untersuchung war der Patient beschwerdefrei; es erhärtete sich jedoch sonographisch der Verdacht auf eine Malrotation mit intermittierendem Volvulus.

    Bildgebung: Bei klinischer Beschwerdefreiheit mit langer Anamnese und dem Wunsch der elektiven Operation erfolgte eine interdisziplinäre Entscheidung zu einer ergänzenden MRT zur Diagnosesicherung und zur OP-Planung. Die darauffolgende MRT des Abdomens, inklusive kontrastmittelgestützter, mehrphasiger Angiographie der Viszeralarterien, bestätigte den sonographischen Verdacht: Es zeigte sich eine Torsion der mesenterialen Gefäße bei zugrunde liegender Malrotation mit abweichender, rechtsseitiger Lage der A. mesenterica superior (AMS) relativ zur V. mesenterica superior (VMS) und ein jejunaler Volvulus. Zusätzlich bestand eine ektope Lage des Ileozökalübergangs als Hinweis auf das Vorliegen Ladd‘scher Bänder.

    Diagnose: Chronischer rezidivierender Volvulus auf dem Boden einer intestinalen Malrotation.

    Die Diagnose wurde in der darauffolgenden frühelektiven Laparoskopie bestätigt. Es erfolgte das laparoskopische Lösen von Adhäsionen und Ladd‘schen Bändern. Komplettierung der Operation nach einer Minilaparotomie mit Detorquierung der Mesenterialachse und Überführung des Darmes in eine Nonrotation. Aufgrund der resultierenden Lage des Dünndarmes im rechten und des Kolons im linken Hemiabdomen mit abnormer Lage der Appendix im linken Oberbauch erfolgte die Appendektomie.

    Diskussion: Die intestinale Malrotation ist eine angeborene Fehlbildung mit erhöhter Volvulusgefahr durch eine schmale mesenteriale Basis. Die häufig assoziierte pathologische Ausbildung von sogenannten Ladd-Bändern, welche das Caecum am rechten oberen Quadranten des Retroperitoneums fixieren, können zu einer Obstruktion des Duodenums führen. Die Mehrzahl der Betroffenen werden bereits in den ersten Lebensmonaten symptomatisch, typischerweise mit galligem Erbrechen. Bei älteren Kindern kann sich eine intestinale Malrotation unspezifisch mit wiederkehrendem Erbrechen und Bauchschmerzen äußern und bleibt daher oft lange unerkannt. Die Sonographie kann durch den Nachweis eines Whirl-Pool-Zeichens und einer abnormen AMS-VMS-Relation auf eine Malrotation hinweisen. Die MRT bietet eine strahlungsfreie Alternative zur oberen Magen-Darm-Passage (MDP) unter Durchleuchtung (aktueller Goldstandard in der Diagnosestellung) und ermöglicht eine genaue Beurteilung der Gefäß- und Darmanatomie. Nachteilig ist die fehlende dynamische Beurteilbarkeit des Darms.

    Fazit: Dieser Fall verdeutlicht, dass bei protrahierten, unklaren abdominellen Beschwerden im Kindesalter – insbesondere bei intermittierendem Erbrechen – eine intestinale Malrotation differenzialdiagnostisch berücksichtigt werden sollte. Die MRT bietet dabei eine exzellente diagnostische Alternative zur oberen MDP, um typische anatomische Auffälligkeiten einer intestinalen Malrotation zu detektieren.


    Interessenkonflikt

    Es besteht kein Interessenkonflikt.

    Publication History

    Article published online:
    25 August 2025

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