Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2025; 19(03): 175-176
DOI: 10.1055/s-0045-1810466
Abstracts
Mehr als Gewicht: Verlauf und Relevanz sekundärer Einflussfaktoren für den Behandlungserfolg bei jugendlicher Anorexie im naturalistischen Setting

Funktionelle Netzwerkarchitektur des Gehirns bei Anorexia nervosa vor und nach der Wiederernährung

Authors

  • F Tam

    1   Technische Universität Dresden, Bereich für Psychosoziale Medizin und Entwicklungsneurowissenschaften, Dresden, Deutschland
  • D Geisler

    1   Technische Universität Dresden, Bereich für Psychosoziale Medizin und Entwicklungsneurowissenschaften, Dresden, Deutschland
  • V Roessner

    2   Technische Universität Dresden, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Dresden, Deutschland
  • S Ehrlich

    1   Technische Universität Dresden, Bereich für Psychosoziale Medizin und Entwicklungsneurowissenschaften, Dresden, Deutschland
    3   Technische Universität Dresden, Zentrum für Essstörungen an der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Dresden, Deutschland
 
 

    Einleitung: Die funktionelle Konnektivität des Gehirns im Ruhezustand („Resting state functional connectivity“, RSFC) weist bei Anorexia nervosa ausgeprägte Auffälligkeiten auf. Bislang ist unzureichend geklärt, ob und wie sich diese während der Wiederernährung verändern. Ziel der Studie war die Charakterisierung der funktionellen Netzwerkarchitektur des Gehirns bei Patientinnen mit Anorexia nervosa vor und nach kurzfristiger Wiederernährung.

    Methoden: Eine funktionelle Magnetresonanztomographie im Ruhezustand wurde bei jungen Patientinnen im Akutstadium der Anorexia nervosa (n=117) und nach höherkalorischer Wiederernährung (n=73, medianer Body-Mass-Index-Anstieg 28%) sowie bei gesunden Kontrollprobandinnen (n=117) durchgeführt. Die RSFC wurde mithilfe von Network-Based Statistic (NBS) und graphentheoretischen Metriken analysiert.

    Ergebnisse: Die NBS-Analyse zeigte eine Komponente erhöhter RSFC im cingulo-okzipito-zerebellären Bereich bei Patientinnen im Akutstadium, die im Laufe der Wiederernährung abnahm. Hinsichtlich der graphentheoretischen Metriken wiesen Patientinnen im Akutstadium höhere Pfadlänge auf als die gesunden Kontrollprobandinnen; dies deutet auf eine weniger effiziente funktionelle Integration zwischen den Hirnregionen hin. Während sich die Pfadlänge im Laufe der Wiederernährung verringerte, blieb eine Erhöhung der Assortativität bei den Patientinnen auch nach der Wiederernährung bestehen.

    Schlussfolgerung: Die Ergebnisse liefern robuste Belege dafür, dass sich die Netzwerkarchitektur des Gehirns bei Anorexia nervosa nach kurzfristiger Wiederernährung nicht vollständig normalisiert. Die erhöhte Assortativität könnte einen potenziellen Vulnerabilitätsmarker für Anorexia nervosa darstellen.


    Publication History

    Article published online:
    15 September 2025

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