Einleitung: Essanfälle sind ein diagnostisches Merkmal von Essstörungen und assoziiert mit Adipositas.
Um die latenten Prozesse, welche das Risiko für Essanfälle erhöhen, besser zu verstehen,
sind objektive, reliable und ökologisch valide Marker notwendig. Die Dot-Probe-Task,
kombiniert mit einer Erfassung der Augenbewegungen (Eye-Tracking) bei der Präsentation
von Essstimuli, ist ein versprechender Kandidat.
Methoden: Um die Reliabilität und ökologische Validität der Dot-Probe-Task zu untersuchen,
wurden zwei Studien an gesunden Versuchspersonen durchgeführt. Studie 1 bestand aus
etablierten klinischen Selbstberichtfragebögen und einer Laboruntersuchung mit der
Dot-Probe-Task und Eye-Tracking. Studie 2 prüfte die Replizierbarkeit der Ergebnisse
aus Studie 1 und beinhielt zusätzlich eine einwöchige Ecological Momentary Assessment
(EMA) von negativen Emotionen und Essanfällen im Alltag.
Ergebnisse: In der Dot-Probe-Task zeigte sich sowohl in Studie 1 (n=40 Versuchspersonen) als
auch in Studie 2 (n=49) eine signifikante Aufmerksamkeitsverschiebung hin zu Essstimuli.
Die selbstberichtete Essstörungspathologie sowie die im Rahmen der EMA berichteten
negativen Emotionen waren insgesamt schwach ausgeprägt und wiesen schwache Assoziationen
mit der Dot-Probe-Task auf.
Schlussfolgerung: Die vorläufigen Ergebnisse sprechen für ein Potenzial der Dot-Probe-Task als ein
experimenteller transdiagnostischer Marker von Essstörungspathologie, welcher bei
der Prävention und Früherkennung, aber auch in der Verlaufsevaluation von etablierten
und neuen Therapieformen von Essstörungen und Adipositas eingesetzt werden kann.