Einleitung: Emotionsdysregulation gilt als zentraler Faktor in der Entstehung und Aufrechterhaltung
von Essstörungen. Aktuelle Studien legen nahe, dass nicht die Nutzung maladaptiver
Regulationsstrategien per se, sondern deren kontextabhängige und flexible Anwendung
entscheidend ist. Der Zusammenhang zwischen Emotionsregulationsflexibilität und essstörungsspezifischen
Merkmalen ist jedoch bislang unzureichend untersucht.
Methoden: In der vorliegenden Online-Studie nahmen 203 Frauen (18-45 Jahre) an einem gut etablierten
Emotionsregulations-Choice-Paradigma teil, bei dem sie zur Regulation negativ valenter
Videos mit niedriger oder hoher emotionaler Intensität zwischen den Emotionsregulationsstrategien
kognitiver Neubewertung und Ablenkung wählen mussten. Ergänzend wurden Fragebögen
zu verschiedenen Dimensionen des Essverhaltens (kognitive Einschränkung des Essverhaltens,
unkontrolliertes Essen, emotionales Essen) ausgefüllt.
Ergebnisse: Die Ergebnisse des linearen Mixed-Effects-Modells zeigten, dass eine höhere kognitive
Einschränkung des Essverhaltens mit einer geringeren Nutzung von Neubewertung (β=-0.02,
SE=0.004, p<0.001) sowie mit einer konstanten Strategieanwendung unabhängig vom emotionalen
Kontext (β=0.01, SE=0.003, p<0.05) einherging, was auf eingeschränkte Emotionsregulationsflexibilität
hindeutet.
Schlussfolgerung: Bestätigen sich die Befunde bei klinisch erkrankten Patientinnen, könnten kontextsensitiv
variierende Emotionsregulationsstrategien künftig gezielt in die Behandlung von Essstörungen
mit starker kognitiver Einschränkung des Essverhaltens integriert werden.