Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2025; 19(03): 195
DOI: 10.1055/s-0045-1810528
Abstracts
Short Talks | Neurobiologische und qualitative Befunde bei Essstörungen

Emotionsregulation und Dimensionen des Essverhaltens

Authors

  • M Ohme

    1   Technische Universität Dresden, Medizinische Fakultät, Eigenständiger Bereich für Psychosoziale Medizin und Entwicklungsneurowissenschaften, Dresden, Deutschland
  • S Ehrlich

    1   Technische Universität Dresden, Medizinische Fakultät, Eigenständiger Bereich für Psychosoziale Medizin und Entwicklungsneurowissenschaften, Dresden, Deutschland
    2   Technische Universität Dresden, Medizinische Fakultät, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Zentrum für Essstörungen, Dresden, Deutschland
  • M Seidel

    1   Technische Universität Dresden, Medizinische Fakultät, Eigenständiger Bereich für Psychosoziale Medizin und Entwicklungsneurowissenschaften, Dresden, Deutschland
 

Einleitung: Emotionsdysregulation gilt als zentraler Faktor in der Entstehung und Aufrechterhaltung von Essstörungen. Aktuelle Studien legen nahe, dass nicht die Nutzung maladaptiver Regulationsstrategien per se, sondern deren kontextabhängige und flexible Anwendung entscheidend ist. Der Zusammenhang zwischen Emotionsregulationsflexibilität und essstörungsspezifischen Merkmalen ist jedoch bislang unzureichend untersucht.

Methoden: In der vorliegenden Online-Studie nahmen 203 Frauen (18-45 Jahre) an einem gut etablierten Emotionsregulations-Choice-Paradigma teil, bei dem sie zur Regulation negativ valenter Videos mit niedriger oder hoher emotionaler Intensität zwischen den Emotionsregulationsstrategien kognitiver Neubewertung und Ablenkung wählen mussten. Ergänzend wurden Fragebögen zu verschiedenen Dimensionen des Essverhaltens (kognitive Einschränkung des Essverhaltens, unkontrolliertes Essen, emotionales Essen) ausgefüllt.

Ergebnisse: Die Ergebnisse des linearen Mixed-Effects-Modells zeigten, dass eine höhere kognitive Einschränkung des Essverhaltens mit einer geringeren Nutzung von Neubewertung (β=-0.02, SE=0.004, p<0.001) sowie mit einer konstanten Strategieanwendung unabhängig vom emotionalen Kontext (β=0.01, SE=0.003, p<0.05) einherging, was auf eingeschränkte Emotionsregulationsflexibilität hindeutet.

Schlussfolgerung: Bestätigen sich die Befunde bei klinisch erkrankten Patientinnen, könnten kontextsensitiv variierende Emotionsregulationsstrategien künftig gezielt in die Behandlung von Essstörungen mit starker kognitiver Einschränkung des Essverhaltens integriert werden.



Publication History

Article published online:
15 September 2025

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