Einleitung: Damit die Normalisierung des Essverhaltens langfristig wirkt, muss sie selbstbestimmt
vom Patient angenommen werden. Verhaltenstherapeutische Konzepte sind zuletzt in Tiefe
und Umfang spezialisiert worden. Wenig davon umfasst ist die therapeutische Arbeit
“am Patient”, die Nuancen der Vermittlung im Gespräch.
Methoden: Essstörungen finden auf Verhaltens- und Gefühlsebenen statt. Verhaltensaspekte benötigen
klare Konfrontation und Grenzsetzung, wie z.B. die Notwendigkeit zum Zunehmen. Aspekte
wie Verletzlichkeit, Hilflosigkeit, Suche nach Identität und ‘Ursachen’ benötigen
Mitgefühl und Ermutigung. Im Alltag müssen Patienten Bedürfnisse beider Ebenen selbstständig
erkennen und adressieren können. Wenn man nach ihrer Selbsteinschätzung fragt, können
Patienten präzise ausführen, wie sie die Therapie erleben, und “worauf es ankam”.
Sie sind ehrlich mit sich, wenn es um vorhandene oder fehlende Veränderungsmotivation
geht und schätzen Mitpatienten realistisch ein.
Ergebnisse: Die bisher ignorierten Eindrücke sind kostengünstige und schnell verfügbare Ressourcen,
bestehende Verhaltenstherapieprogramme um komplexe Emotionen und Konflikte des Könnens
und Wollens – mehr als ‘nur Vernunft’- zu erweitern, die für Patienten so therapiebestimmend
sind. Bei einer komplexen, selbstzerstörerischen Krankheit hat das Grenzen und bedarf
nuancierter Vermittlung.
Schlussfolgerung: Patienten sind diejenigen, an denen Therapie wirkt. Sie wissen, wie sie sich anfühlt.
Fehlende Einbeziehung käme einer Entmündigung gleich, die bei einer auf Selbstwirksamkeit
basierten Therapie äußerst kontraproduktiv wäre.