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DOI: 10.1055/s-0045-1810533
“Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser!” – Verbesserung der Therapie durch Einbezug der Erfahrungen Betroffener in Therapiekonzepten
Authors
Einleitung: Damit die Normalisierung des Essverhaltens langfristig wirkt, muss sie selbstbestimmt vom Patient angenommen werden. Verhaltenstherapeutische Konzepte sind zuletzt in Tiefe und Umfang spezialisiert worden. Wenig davon umfasst ist die therapeutische Arbeit “am Patient”, die Nuancen der Vermittlung im Gespräch.
Methoden: Essstörungen finden auf Verhaltens- und Gefühlsebenen statt. Verhaltensaspekte benötigen klare Konfrontation und Grenzsetzung, wie z.B. die Notwendigkeit zum Zunehmen. Aspekte wie Verletzlichkeit, Hilflosigkeit, Suche nach Identität und ‘Ursachen’ benötigen Mitgefühl und Ermutigung. Im Alltag müssen Patienten Bedürfnisse beider Ebenen selbstständig erkennen und adressieren können. Wenn man nach ihrer Selbsteinschätzung fragt, können Patienten präzise ausführen, wie sie die Therapie erleben, und “worauf es ankam”. Sie sind ehrlich mit sich, wenn es um vorhandene oder fehlende Veränderungsmotivation geht und schätzen Mitpatienten realistisch ein.
Ergebnisse: Die bisher ignorierten Eindrücke sind kostengünstige und schnell verfügbare Ressourcen, bestehende Verhaltenstherapieprogramme um komplexe Emotionen und Konflikte des Könnens und Wollens – mehr als ‘nur Vernunft’- zu erweitern, die für Patienten so therapiebestimmend sind. Bei einer komplexen, selbstzerstörerischen Krankheit hat das Grenzen und bedarf nuancierter Vermittlung.
Schlussfolgerung: Patienten sind diejenigen, an denen Therapie wirkt. Sie wissen, wie sie sich anfühlt. Fehlende Einbeziehung käme einer Entmündigung gleich, die bei einer auf Selbstwirksamkeit basierten Therapie äußerst kontraproduktiv wäre.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
15. September 2025
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