Einleitung: Gastroschisis (GS) ist ein kongenitaler Bauchwanddefekt bei dem Darmsegmente ohne
Bruchsack in die Amnionhöhle prolabieren und dort in Kontakt mit Amnionflüssigkeit
kommen. Während die Deckung des Primärdefekts und die Rückverlagerung prolabierter
Darmanteile eine exzellente Prognose aufweist, leidet eine Subpopulation des Patientenkollektivs
an Langzeitkomplikationen, welche regelhaft in einem Kurzdarm-Syndrom und Motilitätsstörungen
münden. Pathomechanistisch wurde ein Zusammenhang mit Fruchtwasserexposition postuliert,
jedoch aufgrund der geringen Fallzahlen dieser seltenen Erkrankung weder im Humansystem
noch im Tiermodell verifiziert. Das enterische Nervensystems (ENS) bei GS ist aktuell
nicht weitergehend untersucht.
Ziele: Ziel unserer Studie ist es morphologische Veränderungen in GS-geschädigten Darmsegmenten
insbesondere im ENS von Patientenresektaten aufzuklären und mechanistisch zu entschlüsseln.
Es soll der Hypothese nachgegangen werden, dass der Kontakt mit Amnionflüssigkeit
eine Entwicklungsverzögerung des ENS herbeiführt.
Methodik: Anhand der größten dokumentierten Sammlung an GS-Resektaten führten wir eine umfassende
Aufarbeitung der Ultrastruktur, Gen-Expression und Differenzierung des ENS mittels
Elektronenmikroskopie, Spatial-Transcriptomics und Immunhistochemie durch. Zur mechanistischen
Untersuchung etablierten wir in vitro und in ovo Testverfahren zur Analyse von ENS-Progenitorzellen bei Fruchtwasserkontakt.
Ergebnis: Ultrastrukturell fanden wir degenerative Veränderungen in einem Teil der GS-Resektate,
welche weitgehend auf Neurone beschränkt waren, während sich enterische Gliazellen
unauffällig darstellten. Außerdem zeigte sich eine verlängerte Persistenz in der Expression
von Entwicklungsmarkern in den Ganglien von GS-Patienten verglichen mit der alters-
und geschlechtskorrigierten Kontrollpopulation. Uns ist es gelungen den Einfluss von
Amnionflüssigkeit auf die Proliferation und neuronale Differenzierung von fetalen
murinen ENS-Progenitoren in vitro darzustellen und vergleichend zu validieren. Diese Ergebnisse werden nun in ovo auf ein organotypisches Modell übertragen.
Schlussfolgerung: Unsere Studie untermauert, dass GS-assoziierte Kurzdarm-Syndrome mit einer Fehlentwicklung
des ENS in Zusammenhang stehen. Mit noch laufenden in vitro und in ovo Testsystemen soll der zugrundeliegende Mechanismus weiter erschlossen werden, um
zielgerichtete Therapien für diese seltene Erkrankung zu ermöglichen.
Präsentiert in der Sitzung: Integrativmedizinische Behandlungskonzepte in der Gastroenterologie
Donnerstag, 18. September 2025, 11:30 – 13:00, Saal 5