Z Gastroenterol 2025; 63(08): e382
DOI: 10.1055/s-0045-1810658
Abstracts | DGVS/DGAV
Freie Vorträge

Aspirationsrisiko während Ösophagogastroduodenoskopien von Menschen mit Typ 2 Diabetes und der Einfluss von GLP-1 Rezeptoragonisten: Eine retrospektive Multicenter-Analyse

D R Quast
1   St. Josef-Hospital Bochum, Medizinische Klinik I, Bochum, Deutschland
,
J Altenberend
1   St. Josef-Hospital Bochum, Medizinische Klinik I, Bochum, Deutschland
,
O Cahyadi
1   St. Josef-Hospital Bochum, Medizinische Klinik I, Bochum, Deutschland
,
M Ayoub
1   St. Josef-Hospital Bochum, Medizinische Klinik I, Bochum, Deutschland
,
C Zeidler
1   St. Josef-Hospital Bochum, Medizinische Klinik I, Bochum, Deutschland
,
R Schlottmann
1   St. Josef-Hospital Bochum, Medizinische Klinik I, Bochum, Deutschland
,
W E Schmidt
2   Klinik Blankenstein, Hattingen, Deutschland
,
TG K Breuer
3   Martin-Luther Krankenhaus Wattenscheid, Klinik für Innere Medizin, Bochum, Deutschland
,
M A Nauck
1   St. Josef-Hospital Bochum, Medizinische Klinik I, Bochum, Deutschland
,
A Ebigbo
1   St. Josef-Hospital Bochum, Medizinische Klinik I, Bochum, Deutschland
› Institutsangaben
 

Einleitung: Aspirationen während Ösophagogastroduodenoskopien (ÖGDs) sind eine seltene, aber schwerwiegende Komplikation. Bisherige Studien deuten auf ein erhöhtes Risiko für Menschen mit Typ-2-Diabetes (T2D). Aktuell wird zudem ein möglicherweise erhöhtes Risiko für Menschen unter einer Therapie mit Glucagon-Like Peptide-1 Rezeptoragonisten (GLP-1 RAs) diskutiert.

Ziele: Ziel der Arbeit ist es, (1) das Auftreten von Aspirationsereignissen während ÖGDs systematisch auszuwerten, (2) das Risiko von Menschen mit Diabetes zu identifizieren und (3) den möglichen Einfluss von GLP-1 RAs zu evaluieren.

Methodik: In einer multizentrischen, retrospektiven Kohortenstudie wurden alle zwischen dem 01.01.2014 und dem 31.12.2024 durchgeführten ÖGDs eines großen Klinikverbundes ausgewertet. Die Identifikation relevanter Fälle erfolgte über ICD- und OPS-Codes für Diabetes, ÖGD und Aspirationspneumonie. Bei Patienten mit codiertem Aspirationsereignis, ÖGD und T2D erfolgte eine detaillierte Auswertung der Patientenakten, u.a. hinsichtlich der Medikation und dem Zeitpunkt der Aspiration.

Ergebnis: Bei insgesamt 61.656 durchgeführten ÖGDs (57.710 Fälle) wurde in 1.092 (1,8%) auch eine Aspirationspneumonie verschlüsselt. Bei 10.711 (17,4%) ÖGDs lag ein T2D vor. Das Risiko einer Aspirationspneumonie in zeitlichem Zusammenhang mit einer ÖGD war etwa 30% höher bei Menschen mit T2D (233 [2,2%] vs. 859 [1,7%]; [Abb. 1]). Die 233 ÖGDs bei Menschen mit T2D und Aspirationspneumonie wurden bei 150 Patienten durchgeführt. Von diesen hatten 39 (26,4%) einen Schlaganfall innerhalb von 3 Monaten vor der ÖGD, bei 60 (40%) wurde die ÖGD zur PEG-Anlage durchgeführt. Nur bei 15 (10%) dieser Patienten war die Aspiration während der ÖGD, 90% hatten die Aspiration ohne erkennbaren Zusammenhang zur ÖGD. Unter den 7 (4,7%) Patienten, die mit einem GLP-1 RA behandelt wurden, hatte keiner Nahrungsreste im Magen und nur eine Aspiration trat während der ÖGD auf (Aspiration von Speichel).

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Abb. 1

Schlussfolgerung: T2D ist ein Risikofaktor für Aspirationsereignisse im Zusammenhang mit ÖGDs. Die hohe Anzahl an PEG-Anlagen, kürzlich zurückliegenden Schlaganfällen und Aspirationsereignissen ohne erkennbaren Zusammenhang mit der ÖGD deuten auf einen in der bisherigen Literatur nur unzureichend berücksichtigten Bias. Der geringe Anteil von Patienten mit GLP-1 RA-Therapie legt nahe, dass die Gefahr von Aspirationspneumonien während ÖGDs bei Menschen unter GLP-1 RA-Therapie geringer ist, als bisher vermutet.

Präsentiert in der Sitzung: Komplikationen in der interventionellen Endoskopie

Donnerstag, 18. September 2025, 16:30 – 18:00, Werner Creutzfeldt



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
04. September 2025

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