Einleitung: Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED), zu denen Morbus Crohn (MC) und Colitis
ulcerosa (CU) gehören, sind durch chronische Entzündungen des Gastrointestinaltrakts
gekennzeichnet. Die Ätiologie von CED ist multifaktoriell und umfasst genetische,
immunologische und Umweltfaktoren. Über 200 identifizierte, mit der Krankheit assoziierte
Loci weisen auf eine signifikante genetische Prädisposition hin. Trotz Fortschritten
im Verständnis der genetischen Grundlagen von CED bleibt die klinische Behandlung
aufgrund der Heterogenität des Krankheitsbildes eine Herausforderung. Derzeitige Therapien
sind nicht universell wirksam, was den dringenden Bedarf an zuverlässigen Biomarkern
zur Vorhersage therapeutischer Reaktionen unterstreicht.
Ziele: Ziel dieser Studie ist es die potenzielle Rolle des Interferon-Regulator Faktors
5 (IRF5) in der Pathogenese von CED, insbesondere bei CU zu untersuchen.
Methoden: Wir führten eine systematische Analyse von Kolonbiopsien erwachsener Patienten mit
CU und Kontrollpersonen ohne CED durch. Mittels Immunfärbung wurde die IRF5-Expression
im Kolongewebe bestimmt. Statistische Analysen untersuchten den Zusammenhang zwischen
IRF5-positiven Zellzahlen, Krankheitsaktivität und dem Entzündungsmarker Calprotectin.
Ergebnisse: Unsere Analyse ergab einen signifikanten Anstieg IRF5-positiver Makrophagen-ähnlicher
Zellen in der entzündeten Schleimhaut von CED-Patienten im Vergleich zu gesunden Personen.
Die Anzahl IRF5-positiver Zellen korrelierte positiv mit der Krankheitsaktivität und
dem Calprotectinspiegel. Dies deutet darauf hin, dass eine höhere IRF5-Expression
mit einer verstärkten Entzündung einhergeht ([Abb. 1]).
Abb. 1 Immunhistochemische Färbungen der Biopsien A: Colon asc. Remission; B: Colon asc. Mayo Score 1-2; C: Sigma Mayo Score 2; D: Colon transv. Mayo Score 3; E: Sigma Mayo Score 3; F: Colon desc. Kontrolle Pfeile: IRF5+Zellen
Schlussfolgerung: Diese Studie stellt einen signifikanten Zusammenhang zwischen der IRF5-Expression
und der Krankheitsaktivität bei CU fest und legt nahe, dass IRF5 eine entscheidende
Rolle bei den mit der Krankheit verbundenen Entzündungsprozessen spielen könnte. Die
Ergebnisse zeigen, dass IRF5 ein neuer Biomarker für therapeutische Interventionen
bei CED sein könnte. Weitere Forschung ist erforderlich, um die genauen Mechanismen
aufzuklären, durch die IRF5 zur CED-Pathogenese beiträgt, und um das therapeutische
Potenzial der gezielten Behandlung dieses Signalwegs im klinischen Kontext zu bewerten.