RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0045-1810762
Sarkopenie ist bei Patienten mit Leberzirrhose – unabhängig vom Child Pugh Stadium – mit einer erhöhten postoperativen Entwicklung von ACLF und Mortalität assoziiert
Authors
Einleitung: Patienten mit Leberzirrhose weisen eine erhöhte postoperative Morbidität und Mortalität auf. Das postoperative Outcome ist dabei maßgeblich vom Ausmaß der Leberfunktionsstörung sowie des durchgeführten Eingriffs abhängig. Sarkopenie beschreibt den Verlust von Muskelmasse und -funktion und ist im natürlichen Krankheitsverlauf von Patienten mit Leberzirrhose mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität assoziiert.
Ziele: Analyse des Einflusses der Sarkopenie auf das postoperative Outcome bei Patienten mit Leberzirrhose.
Methodik: Retrospektive Datenbankanalyse. Sarkopenie wurde anhand von CT-Aufnahmen klassifiziert (Skelettmuskelfläche [mm2] und Muskeldichte in hounsfield-units [HU]). Myosteatose und der Skelettmuskelindex (SMI) als Surrogatparameter der Sarkopenie wurden anhand aktueller Leitlinien definiert (Myosteatose: bei BMI<25 kg/m²:<41 HU; bei BMI≥25 kg/m²:<33 HU; SMI:<50 (Männer) bzw.<39 (Frauen) cm2/m2). Nur Patienten mit elektiven Eingriffen und ohne das Vorliegen eines akut-auf chronischen Leberversagen (ACLF) zum Zeitpunkt der OP wurden eingeschlossen.
Ergebnis: Insgesamt wurden 223 Patienten in die Studie eingeschlossen. Die Großteil der Patienten war männlich (157/223, 70%) und wies zum Zeitpunkt der OP eine Leberzirrhose im Stadium Child-Pugh B (106/223, 48%) und einem medianen MELD-Score von 10 (8, 13) Punkten auf. Viszeralchirurgische Eingriffe (88/223, 39%) wurden am häufigsten durchgeführt, gefolgt von partiellen Hepatektomien (46/223, 21%) und Hernienoperation (37/223, 17%). Eine Myosteatose lag bei 162/223 Patienten (71%) vor.
Im postoperativen Verlauf entwickelten 60/223 Patienten (27%) ein akut-auf chronisches Leberversagen innerhalb von 28 Tagen. 67/223 Patienten (30%) verstarben innerhalb eines Jahres nach der Operation. Gegenüber nicht-sarkopenen Patienten zeigten sarkopene Patienten sowohl eine erhöhte Inzidenz eines postoperativen ACLFs (31 vs. 16%, p=0.02) als auch eine erhöhte Einjahresmortalität (35 vs 16%, p=0.003). Dieser Zusammenhang blieb auch bei Substratifizierung nach dem Child-Pugh Stadium und den einzelnen durchgeführten Operationen bestehen.
Schlussfolgerung: Sarkopenie ist bei Patienten mit Leberzirrhose mit einer erhöhten postoperativen Mortalität und einem erhöhten Auftreten eines postoperativen ACLFs assoziiert und sollte – unabhängig vom Child Pugh Stadium und der Art der durchgeführten Operation – in das präoperative Risikoassessment einbezogen werden.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
04. September 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany