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DOI: 10.1055/s-0045-1810765
Interprofessionelles Therapeutic Drug Monitoring zur individualisierten Linezolid-Therapie bei kritisch kranken Patient:innen mit ACLF auf der Intensivstation
Authors
Einleitung: Das akut-auf-chronische Leberversagen (ACLF) stellt ein lebensbedrohliches Syndrom bei Patient:innen mit vorbestehender Lebererkrankung dar und erfordert häufig eine intensivmedizinische Behandlung. Bakterielle Infektionen sind häufige Auslöser für ein ACLF, wobei Linezolid als Reserveantibiotikum bei multiresistenten grampositiven Erregern (z. B. VRE, MRSA) eine entscheidende Rolle spielt. Aufgrund der veränderten Pharmakokinetik beim ACLF besteht jedoch ein hohes Risiko für Unter- oder Überdosierung mit potenziell schwerwiegenden Folgen.
Ziele: Ziel dieser Studie war die Evaluation einer interprofessionellen Strategie des Therapeutic Drug Monitoring (TDM) zur Optimierung der Linezolid-Therapie bei kritisch kranken Patient:innen mit ACLF auf einer universitären Intensivstation mit hepatologischem Schwerpunkt.
Methodik: Im Rahmen einer prospektiven Beobachtungsstudie wurden 27 intensivpflichtige Patient:innen mit ACLF und Linezolid-Therapie eingeschlossen. Die Serumkonzentrationen wurden im Rahmen des routinemäßigen TDM mittels Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC) bestimmt. Ein interprofessionelles Team aus Gastroenterolog:innen, klinischen Pharmazeut:innen, Infektiolog:innen sowie Medizin- und Pharmaziestudierenden bewertete die Ergebnisse unter Berücksichtigung der Leber- und Nierenfunktion sowie des klinischen Verlaufs. Auf dieser Grundlage wurden individuelle Therapieanpassungen empfohlen.
Ergebnis: Die initiale TDM-Messung zeigte eine erhebliche Variabilität der Linezolid-Exposition: 33 % der Patient:innen lagen im therapeutischen Zielbereich (2–10 mg/L), 26 % unterschritten diesen (<2 mg/L), und 41 % lagen deutlich darüber (>10 mg/L), einschließlich Extremwerten>20 mg/L. In 20 Fällen erfolgten Therapieanpassungen. Sämtliche Empfehlungen wurden durch das Behandlungsteam umgesetzt. Folgeanalysen bestätigten ein besseres Erreichen des Zielwertes. Unter der TDM-gesteuerten Therapie traten keine hämatologischen oder anderweitigen Nebenwirkungen auf. Die strukturierte Beteiligung von Studierenden förderte interprofessionelles Lernen sowie die Umsetzung von Antibiotic Stewardship in der Intensivmedizin.
Schlussfolgerung: Die Implementierung einer interprofessionellen TDM-Strategie auf Intensivstation ermöglichte eine individualisierte und sichere Linezolid-Therapie bei Patient:innen mit ACLF. Durch die enge Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen konnte die Patientensicherheit erhöht und der rationale Einsatz eines kritischen Reserveantibiotikums gefördert werden.
Publication History
Article published online:
04 September 2025
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