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DOI: 10.1055/s-0045-1810773
6-Mercaptopurin und Mycophenolat-Mofetil bei autoimmuner Hepatitis und Azathioprin-Intoleranz: Eine vergleichende multizentrische, retrospektive Studie
Einleitung: Die Autoimmune Hepatitis (AIH) ist eine chronische Lebererkrankung, die vorzugsweise mit Azathioprin (AZA) und Kortikosteroiden behandelt wird. Etwa ein Viertel der Patientinnen und Patienten muss die Behandlung mit AZA jedoch aufgrund von Intoleranz abbrechen und ist auf eine Zweitlinientherapie angewiesen. Während 6-Mercaptopurin (6-MP) und Mycophenolat-Mofetil (MMF) gemäß den aktuellen Leitlinien als Zweitlinientherapie bei AZA-Intoleranz empfohlen werden, fehlen qualitativ hochwertige Daten zur Therapie mit 6-MP bei der AIH, und es existieren keine vergleichenden Studien.
Ziele: Die vorliegende Studie untersucht die Wirksamkeit und Verträglichkeit von 6-MP und MMF als Zweitlinientherapien bei Patientinnen und Patienten mit AIH und AZA-Unverträglichkeit.
Methodik: Im Rahmen dieser vergleichenden multizentrischen, retrospektiven Kohortenstudie wurden Patientinnen und Patienten mit AZA-Intoleranz bei AIH und konsekutiver Zweitlinientherapie mit 6-MP oder MMF aus elf tertiären Versorgungszentren in Europa und Kanada eingeschlossen. Es erfolgte die Analyse des laborchemischen Ansprechens, der Verträglichkeit und der Behandlungsdauer der Zweitlinientherapien. Zur Verbesserung der Reliabilität wurde das laborchemische Ansprechen durch ein Propensity-Score-Matching validiert.
Ergebnis: Insgesamt konnten im Rahmen der vorliegenden Studie 211 Patientinnen und Patienten mit AIH (81% Frauen) mit einem medianen Alter von 54 Jahren (IQR: 39–63 Jahre) eingeschlossen werden. Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit betrug 60 Monate (IQR: 31–105 Monate). Es zeigte sich eine bessere Verträglichkeit von MMF gegenüber 6-MP bei Patientinnen und Patienten mit vorheriger AZA-Intoleranz (89% vs. 67%; p<0,001). Bei denjenigen, die die Zweitlinientherapie tolerierten, zeigten sowohl 6-MP als auch MMF eine vergleichbare Wirksamkeit, wobei 61% bzw. 66% zuletzt eine vollständige biochemische Remission erzielten ([Abb. 1]).


Schlussfolgerung: Sowohl 6-MP als auch MMF erweisen sich als gleichermaßen wirksam im Erreichen einer biochemischen Remission bei AZA-intoleranten AIH-Patientinnen und -Patienten. Während MMF im Allgemeinen eine bessere Verträglichkeit aufweist, könnte 6-MP insbesondere für Frauen im gebärfähigen Alter eine sichere und wirksame Therapieoption darstellen. Darüber hin aus ermöglicht die Therapie mit 6-MP die Überwachung der Metabolitenspiegel, die Dosistitration und die Überprüfung der Therapieadhärenz.
Publication History
Article published online:
04 September 2025
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Georg Thieme Verlag KG
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