Z Gastroenterol 2025; 63(08): e480
DOI: 10.1055/s-0045-1810828
Abstracts | DGVS/DGAV
Kurzvorträge
TIPS: Diagnostik, Prädiktion und pathophysiologische Mechanismen Freitag, 19. September 2025, 11:15 – 12:11, MZF 4

Die Anlage eines transjugulären intrahepatischen portosystemischen Shunts (TIPS) bei Leberzirrhose verbessert den Muskelstatus – Fibroblast Growth Factor 21 als möglicher Regulator der Muskel-Leber-Achse

K Rischmüller
1   Universitätsmedizin Rostock, Zentrum für Innere Medizin, Klinik II, Abteilung für Gastroenterologie und Endokrinologie, Rostock, Deutschland
,
M Philipp
1   Universitätsmedizin Rostock, Zentrum für Innere Medizin, Klinik II, Abteilung für Gastroenterologie und Endokrinologie, Rostock, Deutschland
,
V Kakouz
1   Universitätsmedizin Rostock, Zentrum für Innere Medizin, Klinik II, Abteilung für Gastroenterologie und Endokrinologie, Rostock, Deutschland
,
T Blattmann
1   Universitätsmedizin Rostock, Zentrum für Innere Medizin, Klinik II, Abteilung für Gastroenterologie und Endokrinologie, Rostock, Deutschland
,
A-C Klemenz
2   Universitätsmedizin Rostock, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Kinder- und Neuroradiologie, Rostock, Deutschland
,
S Iseke
2   Universitätsmedizin Rostock, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Kinder- und Neuroradiologie, Rostock, Deutschland
,
F Meinel
2   Universitätsmedizin Rostock, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Kinder- und Neuroradiologie, Rostock, Deutschland
,
G Lamprecht
1   Universitätsmedizin Rostock, Zentrum für Innere Medizin, Klinik II, Abteilung für Gastroenterologie und Endokrinologie, Rostock, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung: Die Anlage eines transjugulären intrahepatischen portosystemischen Shunts (TIPS) bei portaler Hypertension verbessert das Überleben vieler Patient:innen (Pat.) mit Leberzirrhose (LZ) und beeinflusst die Körperzusammensetzung. Die Auswirkungen auf die Muskulatur sowie die zugrunde liegende Mechanismen entlang der Muskel-Leber-Achse sind bislang unzureichend verstanden. Myokine als endokrin wirksame Botenstoffe der Skelettmuskulatur könnten dabei eine zentrale Rolle spielen.

    Ziel: Untersuchung der Auswirkungen einer TIPS-Anlage auf den Ernährungs- und Muskelstatus sowie die Myokinspiegel bei Pat. mit LZ.

    Methodik: Eingeschlossen wurden 13 Pat. mit LZ (69% männlich, Ø 62,7 Jahre, 69% alkoholbedingt), die zwischen 04/2023 und 04/2024 an der Universitätsmedizin Rostock einen TIPS erhielten. Vor und sechs Monate nach TIPS-Anlage wurden Anthropometrie, Körperzusammensetzung (Bioelektrische Impedanzanalyse, MRT: Psoas-Index), Muskelfunktion (Handkraft, Gehgeschwindigkeit), Mangelernährung (Screening, GLIM-Kriterien), Nahrungsaufnahme (24-h-Recall), körperliche Aktivität, Laborparameter und Serum-Myokine (MILLIPLEX Magnetic Bead Panel, ELISA) verglichen.

    Ergebnisse: Sechs Monate nach TIPS hatten weniger Patienten Aszites (77% vs. 46%) und Mangelernährung (Risiko: 3,4 vs. 1,1 Punkte, p<0,05; Diagnose: 62 vs. 31%). Die Skelettmuskelmasse nahm signifikant zu (Skelettmuskelmasse-Index: 7,9 vs. 9,0 kg/m2, Psoas-Index: 2,7 vs. 3,8 cm2/m2, Wadenumfang: 366 vs. 383 mm, Armmuskelumfang: 266 vs. 282 mm, p<0,05). Es gab jedoch keine signifikanten Unterschiede des Fettmasse-Index (9,0 vs. 9,1 kg/m2), der aufgenommenen Energie- (1853 vs. 2083 kcal/24 h) oder Proteinmenge (97 vs. 103 g/24 h). Muskelfunktion (Handkraft: 33,6 vs. 35,5 kg; Gehgeschwindigkeit: 1,0 vs. 1,1 m/s) und körperliche Aktivität (1551 vs. 2779 metabolische Äquivalente (MET) min/Woche) waren nicht signifikant verändert. Unter den Myokinen war der Fibroblasten-Wachstumsfaktor (fibroblast growth factor, FGF) 21 signifikant reduziert (178 vs. 88 pg/ml, p<0,01).

    Schlussfolgerung: Die TIPS-Anlage führte zu einer signifikanten Verbesserung des Ernährungsstatus und einer Zunahme der Muskelmasse, und zwar unabhängig von Veränderungen der Nahrungsaufnahme oder der körperlichen Aktivität. Die signifikante Reduktion von FGF21 legt nahe, dass dieses Myokin ein bedeutsamer Mediator der Muskel-Leber-Achse und ein potenzielles therapeutisches Target zur Verbesserung der Muskelmasse bei LZ-Pat. ist.


    Publication History

    Article published online:
    04 September 2025

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