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DOI: 10.1055/s-0045-1810847
Interventionspflichtige benigne Gallengangsstenosen nach SIRT bei Patienten mit hepatozellulärem Karzinom: eine unizentrische retrospektive Auswertung
Hintergrund: Die selektive interne Radiotherapie (SIRT) mit Yttrium-90-Mikrosphären ist ein etablierter Bestandteil der HCC-Therapie und findet sowohl in frühen Stadien (BCLC 0/A) als segmentale SIRT in kurativer Intention als auch im intermediären (BCLC B) und fortgeschrittenen Stadium (BCLC C) Anwendung. Trotz selektiver intraarterieller Applikation stellen radiogen induzierte Gallengangsstenosen eine relevante Komplikation dar. Ziel dieser Arbeit war die strukturierte Erfassung und Charakterisierung posttherapeutischer, interventionsbedürftiger Gallengangsstenosen nach SIRT.
Methoden: Es wurde eine retrospektive Analyse aller HCC-Patienten durchgeführt, die zwischen Januar 2020 und Februar 2025 am Universitätsklinikum Essen eine SIRT sowie eine postinterventionelle ERCP erhielten. Erfasst wurden demografische Daten, Tumorstadium vor SIRT (BCLC), Applikationsart (segmental, lobär, bilobär), applizierte Strahlendosis, Tumorstadium zum Zeitpunkt der Stenose sowie endoskopische Befunde und durchgeführte Interventionen wie Dilatationen oder Stenteinlage.
Ergebnisse: Von den insgesamt 372 Patienten, die eine SIRT erhalten haben, wurden 19 Patienten mit HCC identifiziert, bei denen post-SIRT eine ERCP durchgeführt wurde. In 7 Fällen konnte ein Kausalzusammenhang zwischen der SIRT und der Cholestase sicher ausgeschlossen werden; bei einem Patienten lag bei unauffälligem Cholangiogramm a.e. ein parenchymatöser Leberschaden vor. Bei 11 Patienten wurde im Intervall von 22,9±17,04 Monaten nach SIRT eine Gallengangsstenose diagnostiziert, jeweils im bestrahlten Lebersegment. In 11 Fällen erfolgte eine Stentimplantation, in 6 Fällen zusätzlich eine Ballondilatation. Zum Zeitpunkt der ERCP zeigten 2 der 11 Patienten eine lokale Tumorprogression; bei den übrigen war die Erkrankung stabil oder zeigte eine partielle bzw. komplette Remission.
Schlussfolgerung: Interventionsbedürftige Gallengangsstenosen können auch bei selektiver Applikation eine relevante Spätkomplikation nach SIRT beim HCC darstellen, insbesondere wenn die Läsion topografisch dem bestrahlten Segment zuzuordnen ist. Die beobachteten Befunde traten unabhängig von einer aktiven Tumorprogression auf und erforderten überwiegend eine endoskopische Intervention. Zur weiteren Charakterisierung ist eine Cholangioskopie mit gezielter Biopsie zur histologischen Charakterisierung potenziell strahlenassoziierter Fibrosierungen vorgesehen. Zudem ist die Analyse einer größeren Kohorte essentiell.
Publication History
Article published online:
04 September 2025
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Georg Thieme Verlag KG
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