Einleitung: Lokal fortgeschrittene Adenokarzinome des ösophagogastralen Übergangs und des Magens
sind aggressive Tumoren mit einem 5-Jahres-Überleben von ca. 50 %. Eine Sarkopenie,
ein Zustand reduzierter Muskelmasse und -funktion besteht bei diesen Patienten erschwerend
häufig. Generell wird ein negativ-prognostischer Einfluss angenommen und ihre Bestimmung
in aktuellen Leitlinien empfohlen. Daten zum temporalen Verlauf, insbesondere europäischer
Patient:innen fehlen jedoch.
Ziele: Longitudinale Untersuchung der Sarkopenieprävalenz und ihres prognostischen Einflusses
unter neoadjuvanter Therapie bei Patient:innen mit Adenokarzinom des ösophagogastralen
Übergangs und Magens.
Methodik: In dieser retrospektiven monozentrischen Kohortenstudie wurden Patient:innen mit
lokal fortgeschrittenem Adenokarzinom, die zwischen 2012 und 2023 neoadjuvant chemotherapiert
und kurativ operiert wurden, eingeschlossen. Der Muskelquerschnitt auf Höhe des dritten
Lendenwirbels wurde mittels validiertem KI-basiertem Algorithmus bestimmt. Eine Sarkopenie
wurde anhand geschlechts- und größenadaptierter Cut-offs definiert. Verglichen wurden
Patient:innen mit und ohne Sarkopenie bezüglich schwerer postoperativer Komplikationen
(Clavien-Dindo ≥ Grad 3) und Gesamtüberleben.
Ergebnisse: Von 320 Patient:innen zeigte sich im Verlauf im Rahmen der neoadjuvanten Therapie
numerisch eine Zunahme der Sarkopenie (bei Erstdiagnose 24,7 % vs. präoperativ 28,7 %,
p = 0,099). Das Vorliegen einer Sarkopenie korrelierte sowohl bei Erstdiagnose als
auch präoperativ mit schweren Komplikationen (ED: χ² = 5,01, p = 0,025; OP: χ² = 6,364,
p = 0,012), jedoch war nur eine präoperativ vorliegende Sarkopenie signifikant mit
einem kürzeren Gesamtüberleben assoziiert (median: 50,1 vs. 61,8 Monate, p = 0,011).
Patient:innen mit unter Therapie aufgetretener Sarkopenie (n=33) hatten eine ähnlich
schlechte Prognose wie durchgehend sarkopene (n=59) (50,4 vs. 49,7 Monate), hingegen
war die Prognose von nur initial sarkopenen Patient:innen (n=20) vergleichbar mit
durchgehend nicht-sarkopenen (n=208) (57,1 v s. 61,9 Monate).
Schlussfolgerung: Das Auftreten und Vorliegen einer Sarkopenie im Rahmen einer neoadjuvanten Chemotherapie
zeigte sich in unserer Kohorte prognostisch negativ relevant für das Gesamtüberleben.
Inwieweit in dieser Patient:innen Gruppe eine Verhinderung der Sarkopenie etwa durch
eine optimierte Ernährungs- und Bewegungstherapie erreicht werden kann, müssen weitere
Untersuchungen zeigen.