Z Gastroenterol 2025; 63(08): e511
DOI: 10.1055/s-0045-1810891
Abstracts | DGVS/DGAV
Kurzvorträge
Hepatobiliäre Primärtumore Freitag, 19. September 2025, 14:45 – 16:05, Vortragsraum 11

Inzidentelles Gallenblasenkarzinom – Nachresektion immer sinnvoll?

F Gronau
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Hannover, Deutschland
,
S Störzer
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Hannover, Deutschland
,
L Feldbrügge
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Hannover, Deutschland
,
M Quante
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Hannover, Deutschland
,
M Schmelzle
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Hannover, Deutschland
,
C Van Beekum
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Hannover, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung: Das Gallenblasenkarzinom (GBC) ist eine seltene aber aggressive Tumorentität, die in etwa 0,59% aller Cholezystektomie (CHE)-Präparate inzidentell diagnostiziert wird (iGBC). In diesem Fall ist das Vorliegen einer residuellen hepatischen oder lymphonodalen Tumorausbreitung und sekundären Resektabilität häufig unklar und mit einer schlechten Prognose assoziiert. Ab einem T1b-Stadium empfiehlt daher die deutsche S3-Leitlinie die Gallenblasenbett (GBB) -resektion und eine hiläre Lymphadenektomie (LAD). Das T-Stadium allein scheint jedoch keine genügende Aussagekraft für das Vorliegen einer residuellen Tumorlast zu haben, sodass möglicherweise eine Über- oder Untertherapie besteht.

    Methodik/Ziele: Im Rahmen einer retrospektiven monozentrischen Kohortenstudie haben wir alle an unserem Zentrum von 2011 bis 2024 chirurgisch behandelten Patienten mit iGBC ausgewertet im Hinblick auf Nachresektionsrate und Nachweis von Tumorausdehnung im GBB sowie in den entnommenen Lymphknoten (LK).

    Ergebnis: 125 Patienten mit GBC sind chirurgisch von 2011 bis 2024 an unserer Klinik behandelt worden. Hiervon lag bei 31 Patienten (24,8%) ein iGBC vor. Von diesen Fällen mit iGBC hatten 7 Patienten (22,6%) einen intraoperativ als irresektabel eingestuften Befund. Ein initialer R1/R2-Status im Rahmen der CHE war hierbei ein signifikanter Prädiktor für die Irresektabilität (p=0.011) im Rahmen der Nachresektion, wobei hier in 41,7% der Fälle ein irresektabler Befund vorlag. Eine schlechte Tumordifferenzierung war ebenfalls signifikant mit Irresektabilität assoziiert (p=0.025), sowie mit einer Tendenz zu einem positiven Nodalstatus im Rahmen der Nachresektion (p=0.66). Der initiale Resektionsstatus und das T-Stadium waren zudem signifikant mit einer einer intrahepatischen Ausbreitung (R-Status: p=0.005, T-Stadium: p=0.008) assoziiert. Von 4 Patienten mit T1b iGBC fand sich im Rahmen der Nachresektion in keinem Fall eine hepatische Ausdehnung im Präparat der GBB-Resektion, jedoch bei einer Patientin mit T1b-Tumor eine Lymphknotenmetastase.

    Schlussfolgerung: Der initiale histopathologische Befund in Bezug auf Tumorgrading und Resektionsstatus ist zusätzlich zum T-Stadium hilfreich zur Abschätzung der Resektabilität. Größere multizentrische Studien sind notwendig zur weiteren Festlegung von Risikofaktoren für hilären LK-Befall und intrahepatische Ausdehnung im GBB, um besser abschätzen zu können, wer von einer Re-Operation im Sinne einer Leberresektion mit LAD profitiert.


    Publication History

    Article published online:
    04 September 2025

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