Einleitung: Bei der Behandlung des Analkarzinoms stellt die definitive Radiochemotherapie (RCTx)
den Therapiestandard dar. Beim Versagen dieser Therapie und im Rezidivfall ist die
Salvage-Operation, häufig in Form einer ausgedehnten Resektion bis hin zur Beckenexenteration,
die einzige kurativ intendierte Therapieoption.
Ziele: Ziel der vorliegenden Studie ist die Identifikation von prädiktiven Faktoren, die
das perioperative Outcome nach Salvage-Chirurgie des Analkarzinoms beeinflussen.
Es sollen die 30- sowie 90-Tage-Mortalität untersucht werden. Darüber hinaus soll
die Relevanz möglicher Einflussfaktoren wie Alter, Begleiterkrankungen, OP-Dauer und
-Technik sowie der HPV-Status auf das perioperative Outcome untersucht werden.
Methodik: In einer monozentrischen, retrospektiven Kohorte werden alle Patient*innen (Pat.)
eingeschlossen, die zwischen 2008 und 2022 am Universitätsklinikum Heidelberg wegen
eines Analkarzinoms operativ behandelt wurden. Erfasst werden präoperative Risikofaktoren,
OP-Daten und Komplikationen. Die statistische Auswertung erfolgt mittels deskriptiver
Analysen sowie uni- und multivariater Regressionsanalysen; Gruppenvergleiche kategorialer
Variablen wurden mit dem Chi-Quadrat-Test durchgeführt (SPSS, p<0,05).
Ergebnisse: 80 Pat. wurden im o.g. Zeitraum operiert. Bei 63 (78,8%) Pat. war die OP-Indikation
ein Tumorrezidiv; bei 6 (7,5%) war der Tumor nach RCTx persistent, 11 (13,8%) wurden
primär operiert. Die 30-Tage-Mortalität lag bei 2,5%, die 90-Tage-Mortalität bei 6,3%.
Major-Komplikationen (Clavien-Dindo≥3b) traten bei 38 (47,5%) Pat. auf, wobei perineale
Wundheilungsstörungen mit 37,5% dominierten. Das Vorliegen eines Rezidivs zeigte keinen
signifikanten Einfluss auf das Auftreten schwerwiegender postoperativer Komplikationen
(p=0,251). Ebenso konnte bei einer Tumorpersistenz kein Zusammenhang mit postoperativen
Major-Komplikationen (p=0,552) gezeigt werden.
Pat. mit ASA-Stadium≥3 zeigten eine signifikant erhöhte postoperative Mortalität (p<0,001).
Ob ein Zusammenhang mit dem HPV-Status besteht, ist aufgrund der eingeschränkten Datenlage
derzeit noch unklar. Eine ergänzende Nachuntersuchung läuft aktuell.
Schlussfolgerung: Die Salvage-Operation des Analkarzinoms stellt eine vertretbare Therapieoption dar.
Die Tumorpersistenz nach RCTx und der Rezidivstatus haben keinen signifikanten Einfluss
auf das Auftreten postoperativer Major-Komplikationen. Die Bedeutung des HPV-Status
als prognostischer Marker wird derzeit weiter untersucht.