Einleitung: Das kolorektale Karzinom (CRC) ist die dritthäufigste Krebserkrankung und die zweithäufigste
Ursache für krebsbedingte Todesfälle. CRC wird nach Diagnosealter in früh-auftretend
(eoCRC) und spät-auftretend (loCRC) klassifiziert, wobei die Grenze typischerweise
bei 50 Jahren liegt. Während die Inzidenz von loCRC rückläufig ist, steigt die von
eoCRC in Ländern wie den USA, China, Japan und mehreren europäischen Ländern. Die
Mechanismen hinter dieser Zunahme sind unklar, könnten jedoch nicht-genetische, umweltbedingte
und Lebensstilfaktoren umfassen. Patienten mit eoCRC haben oft fortgeschrittenere,
schlechter differenzierte Tumore, die aufgrund des Fokus von Screening-Programmen
auf loCRC spät entdeckt werden. Etwa ein Drittel der eoCRC-Fälle ist erblich bedingt,
der Rest sporadisch. Die Rolle metabolischer Risikofaktoren bei eoCRC ist schwer quantifizierbar
und erfordert hochwertige Daten.
Ziele: Diese retrospektive Kohortenstudie zielt darauf ab, die Prävalenz von metabolischen
Risikofaktoren bei Patienten mit Kolorektalkarzinom zu beschreiben und metabolische
Prädiktoren für das krebsfreie Überleben bei eoCRC und loCRC zu etablieren und zu
vergleichen.
Methodik: Seit 2012 wurden am Universitätsklinikum Freiburg 251 eoCRC- und 1.353 loCRC-Fälle
behandelt. Daten aus Patientenberichten, Pathologiebefunden und Biobanken wurden inkludiert.
Größe, Gewicht, Medikamente, Diagnosen und Laborparameter dienten zur Analyse metabolischer
Faktoren. Fälle mit unzureichenden Daten zu Begleiterkrankungen wie Diabetes, Adipositas
und Hypertonie wurden ausgeschlossen ([Abb. 1]
[2]
[3]).
Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
Ergebnisse: Von 1.604 Patienten hatten 594 Kolonkarzinome, darunter 78 eoCRC. Frauen machten
in der eoCRC-Kohorte 51% aus (gegenüber 40% bei loCRC). Stadium III/IV war bei eoCRC
häufiger (70% vs. 40%). Junge Patienten mit fortgeschrittenem Stadium wurden häufiger
in quartären Zentren behandelt. eoCRC-Patienten wiesen häufiger Mikrosatelliteninstabilität
auf (20% vs. 11%) und hatten einen niedrigeren BMI (23,8 vs. 25,5 kg/m²). Adipositas
(13% vs. 20%) und Diabetes Typ 2 (8% vs. 18%) waren bei eoCRC weniger verbreitet.
Weitere statistische Analysen werden folgen.
Schlussfolgerung: Mehrere epidemiologische Studien zeigen Zusammenhänge zwischen metabolischen Faktoren
und frühem CRC, allerdings fehlt oft die Datengranularität. Diese Kohortenstudie nutzt
eine integrative Multi-System-Datenbank, um genau auf diese Einschränkungen einzugehen.