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DOI: 10.1055/s-0045-1811001
Nachweis von Candida Spezies mittels Shotgun Sequencing bei Patient*innen mit dekompensierter Zirrhose ist assoziiert mit eingeschränkter Überlebenswahrscheinlichkeit und erhöhtem Risiko eines akut-auf-chronischen Leberversagen
Authors
Einleitung: Bei einer Vielzahl von Patient*innen mit Leberzirrhose lässt sich eine Dysbiose nachweisen, welche unter anderem durch Behandlungen mit Antiinfektiva begründet ist. Häufig kommt es bei diesen Patient*innen zum Nachweis von Pilzorganismen. Die klinische Relevanz des Nachweises von Candida-Spezies bei Patient*innen mit Leberzirrhose ist bislang kaum untersucht worden.
Ziele: Das klinische Outcome von Patient*innen mit und ohne Candida-Nachweis zu vergleichen.
Methodik: 155 Patient*innen mit dekompensierter Zirrhose wurden in diese Studie eingeschlossen. Soweit möglich, wurden von allen Patient*innen Urin- und Aszitesproben untersucht. Der Nachweis von Candida wurde mittels Shotgun Metagenomics Sequencing der fungalen DNA erbracht. Klinische Daten wurden in einer binären logistischen Regression oder Competing Risk Analyse, mit Tod oder LTx als Komparator, untersucht. Alle Parameter mit einem signifikanten Einfluss auf den Endpunkt wurden in die multivariablen Modelle inkludiert. Studienendpunkte waren Mortalität, akutes Nierenversagen (AKI), akut-auf-chronisches Leberversagen (ACLF) und Infektionen innerhalb von 365 Tagen nach Probenuntersuchung.
Ergebnis: Bei 60 (39%) Patient*innen wurden Candida-Spezies in Urin oder Aszites nachgewiesen (Cand+). Bei 95 (61%) gelang kein Nachweis (Cand-). Candida kamen in Urin (31%) und Aszites (31%) ähnlich häufig vor. Patient*innen hatten zum Zeitpunkt der Untersuchung vergleichbare MELD- (Cand+: 16 [12-21] vs. Cand-: 15 [11-21], p=0.71) und CRP-Werte (Cand+: 18 [9-34] vs. 15 [7-28] mg/dL, p=0.41). Eine hohe alkalische Phosphatase wurde als einzige signifikant mit dem Candida-Nachweis assoziierte Variable identifiziert (OR 1.004, 95% CI 1.001–1.007, p=0.01). Cand+Patient*innen hatten eine erhöhte Mortalität (HR 2.28, 95% CI 1.11-4.68, p=0.03) und ein signifikant gesteigertes Risiko für ACLF (HR 1.97, 95% CI 1.02–3.80, p=0.04). Das Risiko für AKI (HR 1.82, 95% CI 0.99–3.32, p=0.053) oder Infektionen (HR 1.59, 95% CI 0.88–2.88, p=0.13) war nicht unterschiedlich.
Schlussfolgerung: Mit dem Einsatz moderner hoch-sensitiver Analytikmethoden können Candida-Spezies bei einer Vielzahl von Patient*innen nachgewiesen werden. Der Nachweis von Candida im Aszites und Urin ist ein unabhängiger Prädiktor für Mortalität und ACLF. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um den Einsatz als Prognosemarker abschließend zu evaluieren und zu überprüfen, ob es einen mechanistischen Effekt auf die Krankheitsprogression gibt.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
04. September 2025
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