Z Gastroenterol 2025; 63(08): e568
DOI: 10.1055/s-0045-1811007
Abstracts | DGVS/DGAV
Kurzvorträge
Hernien Donnerstag, 18. September 2025, 11:52 – 13:09, Seminarraum 14 + 15

Aktuelle Expertenmeinungen in Deutschland zum operativen Vorgehen, zur postoperativen Belastung und zur postoperativen Krankschreibung bei Leistenhernien

Authors

  • A Kuchynski

    1   Zeisigwaldkliniken Bethanien, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Chemnitz, Deutschland
  • C Oedingen

    2   University of Calgary, Cumming School of Medicine, Department of Community Health Sciences, Calgary, Kanada
  • L Mirow

    3   Klinikum Chemnitz, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Chemnitz, Deutschland
  • H Rudolph

    1   Zeisigwaldkliniken Bethanien, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Chemnitz, Deutschland
  • H Schrem

    3   Klinikum Chemnitz, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Chemnitz, Deutschland
 
 

    Einleitung: In Deutschland werden ca. 275.000 Leistenbrüche pro Jahr operiert. Hierbei kommt eine Vielzahl verschiedener Verfahren zum Einsatz. Empfehlungen zur besten operativen Methode, zur postoperativen Belastbarkeit und zur Dauer der postoperativen Krankschreibung variieren erfahrungsgemäß sehr stark.

    Ziele: Erfassung der aktuellen Expertenmeinungen in Deutschland zum operativen Vorgehen, zur postoperativen Belastung und zur postoperativen Krankschreibung.

    Methodik: Deskriptive paper-pencil-Umfrage unter den teilnehmenden Chirurgen der Jahrestagung der Deutschen Herniengesellschaft im Oktober 2024.

    Ergebnisse: Die befragen Chirurgen (n=204) verfügten in der Mehrzahl über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Chirurgie (59,3%). 78,9% gaben an, mehr als 300 Leistenhernienoperationen durchgeführt zu haben. 57,6% der Chirurgen gaben an, in den letzten 12 Monaten überwiegend laparoskopische Verfahren (TAPP-Methode: 65,6%; TEP-Methode: 32,2%) angewendet zu haben, während 9,9% der Chirurgen überwiegend offene chirurgische Methoden (Lichtenstein-Methode: 87,4%) durchgeführt haben. Lediglich 7 von 204 der befragten Chirurgen haben robotisch-assistierte Verfahren angewendet (TAPP: 85,7%, TEP: 14,3%).

    47,3% der Chirurgen gaben an, dass das Operationsverfahren keinen Einfluss auf ihre Empfehlungen zur postoperativen Belastung habe. Bei 70,4% der Chirurgen hat die Art der Berufstätigkeit der Patienten und bei 51,7% das Auftreten von postoperativen Komplikationen einen Einfluss auf die postoperativen Empfehlungen. Die Mehrheit (75,0%) empfiehlt Begrenzungen des anzuhebenden Gewichtes und lediglich 22,0% eine sofortige Belastung bis zur Schmerzgrenze.

    49,5% empfehlen eine postoperative Krankschreibung von 10-14 Tagen, 9,2% eine Krankschreibung von 3-5 Tagen und 11.2% eine Krankschreibung von 2-3 Wochen.

    Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen eine große Heterogenität in den Empfehlungen zur postoperativen Belastbarkeit und Krankschreibung nach Leistenhernienoperationen. Diese Heterogenität erschwert eine klare und verlässliche Patientenberatung. Daraus ergibt sich ein dringender Bedarf an konsensbasierten, evidenzgestützten Leitlinien, um die postoperative Versorgung zu vereinheitlichen und die Versorgungsqualität zu verbessern.


    Publication History

    Article published online:
    04 September 2025

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