Einleitung: Neuroendokrine Neoplasien (NEN) sind eine heterogene Gruppe seltener Tumoren, deren
Inzidenz jedoch in der Vergangenheit kontinuierlich anstieg. Häufig wird die Diagnose
erst im metastasierten Stadium gestellt. Am häufigsten ist die Leber von einer Fernmetastasierung
von NEN betroffen. Die hepatische Metastasierung wirkt sich negativ auf die Prognose
von Patienten aus. Trotz zahlreicher systematischer und interventioneller Therapieverfahren
stellt die chirurgische Resektion von Lebermetastasen derzeit die einzige kurative
Behandlungsoption dar. Nach kurativer Metastasenresektion lässt sich eine erhebliche
Variabilität in den Langzeitüberlebensraten verzeichnen. Die aktuelle Lage an prognostisch
aussagekräftigen Prädiktoren diesbezüglich ist begrenzt und uneinheitlich.
Ziele: Ziel dieser Arbeit war das Identifizieren von Prognosefaktoren in Bezug auf das Gesamtüberleben
von Patienten nach kurativ intendierter Operation (R0, R1) hepatisch metastasierter
NEN ([Abb. 1]).
Abb. 1
Methodik: Die Leberdatenbank der Asklepios Klinik Barmbek wurde nach Patienten, welche im Zeitraum
zwischen 2010 und 2024 aufgrund einer hepatischen Metastasierung bei NEN operiert
wurden, durchsucht. Eingeschlossen wurden Patienten bei denen eine potentiell kurative
Resektion erfolgte. Demografische, chirurgische und pathologische Daten wurden retrospektiv
erhoben und in Bezug auf das Gesamtüberleben bewertet. Die statistische Auswertung
erfolgte mittels univariater Analyse ([Table 1]
[2]).
Table 1
Einflussparameter
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Gesamt (n=27)
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Verstorben (n=7)
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Lebend (n=20)
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Männliches Geschlecht
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17 (63%)
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5 (71,4%)
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12 (60%)
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Alter>65 Jahre
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14 (51,9%)
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4 (57,1%)
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10 (50%)
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Synchrone Metastasierung
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11 (40,7%)
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3 (42,9%)
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8 (40%)
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Bilobäre Metastasierung
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10 (37%)
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1 (14,3%)
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9 (45%)
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Multiple Metastasen
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21/26 (77,8%)
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7 (100%)
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14/19 (73,7%)
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G3 Grading
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11 (40,7%)
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3 (42,9%)
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8 (40%)
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Small Intestine NEN
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9 (33,3%)
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4 (57,1%)
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5 (25%)
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R0-Resektion
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19 (70,4%)
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3 (42,9%)
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16 (80%)
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Major-Hepatektomie
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10 (37%)
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3 (42,9%)
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14 (70%)
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Table 2
Einflussparameter
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Einflussparameter
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Hazard Ratio (95% KI)
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p-Wert
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R-Resektion
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R1-Resektion
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4,319 (0,9377 – 19,89)
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0,0605
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Ergebnisse: Während des untersuchten Zeitraums wurden 27 Patienten mit Lebermetastasen einer
NEN potentiell kuraktiv operiert. Von diesen waren 17 (63%) männlich, das mediane
Alter bei Operation lag bei 65,1 (range 43,9-82,4) Jahren. Nach einem medianen Follow-up
der Patienten von 38 (Spannweite 0-163) Monaten verstarben 7 Patienten im Median 17
(range 0-148) Monate nach Operation. In Bezug auf das Gesamtüberleben zeigte sich
eine R1-Resektion in der Kaplan-Meier-Kurve mit zugehörigem Logrank-Test als prognostisch
ungünstig (p=0,042). In der nachfolgend durchgeführten univariaten Cox-Regression
wurde eine statistische Signifikanz knapp verfehlet (HR=4,319, 95% KI 0,9377-19,89,
p=0,0605).
Schlussfolgerung: In der vorliegenden Arbeit ergab sich der Anhalt auf ein verbessertes Gesamtüberleben
nach R0-Resektion. Die vollständige Tumorentfernung bis ins gesunde Gewebe erscheint
somit – sofern chirurgisch möglich – erstrebenswert. Dieses Ergebnis sollte in zukünftigen
Studien beachtet und weitergehend evaluiert werden.