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DOI: 10.1055/s-0045-1811044
Prävalenz von Malnutrition, Sarkopenie, Frailty und deren Abhängigkeit von Ernährungs-/Wohnsituation bei älteren Patienten in der hausärztlichen Versorgung
Authors
Einleitung: Infolge des wachsenden Populationsanteils älterer Menschen haben Malnutrition, Sarkopenie und Frailty als Risikofaktoren für akute und chronische Erkrankungen eine zunehmende Bedeutung. Angaben zur Prävalenz in einem heterogenen, hausärztlich versorgten Patientengut und Risikofaktoren fehlen.
Ziele: Die Prävalenz von Malnutrition, Sarkopenie und Frailty wurde in einer Kohorte ambulant hausärztlich versorgter, älterer Patienten in Abhängigkeit von Wohn- und Ernährungssituation erhoben. Dabei soll auch die Anwendbarkeit verschiedener Screening-Tools für Malnutrition im hausärztlichen Kontext untersucht werden.
Methodik: In einer prospektiven Querschnittsstudie innerhalb einer Hausarztpraxis wurden Individuen im Alter von≥70 Jahren eingeschlossen. Neben demographischen Daten (Ernährungs-/Wohnsituation, Medikation, Erkrankungen, Alltagskompetenz (ADL/IADL), kognitivem Status (SPMSQ)) wurden der Ernährungsstatus und das Risiko für Malnutrition auf verschiedene Arten erfasst (Gewicht, BMI, Oberarm-/Unterschenkelumfang, NRS 2002, MUST, MNA). Sarkopenie wurde anhand des Fragebogens SARC-F bestimmt. Frailty wurde anhand der Cardiovascular-Health-Study-Kriterien nach Fried ermittelt.
Ergebnis: Es wurden insgesamt 65 Frauen und 35 Männer im Alter von 70 bis 96 Jahren (Mittel 81,4 Jahre) eingeschlossen. Von diesen lebten 57 selbständig (zu Hause, betreutes Wohnen) und 43 in einer abhängigen Situation (Pflegende im Haushalt, Wohngemeinschaften, Pflegeheime). Die Ernährungsversorgung erfolgte bei 35 Patienten selbständig, bei 65 Patienten abhängig. Durch die Screeningtools für das ambulante Setting wurde bei 46% (MNA) bzw. 29% (MUST) der Patienten ein Risiko für Malnutrition detektiert. Hierbei fiel ein hohes Risiko für Malnutrition häufiger bei selbständig lebenden sowie bei abhängig versorgten Menschen im Vergleich zu selbständig Lebenden/Ernährungsversorgten auf. Ein hohes Risiko für Sarkopenie wurde bei 61% der Patienten erfasst. Die Prävalenz war bei abhängig lebenden und abhängig versorgten Menschen höher als bei selbständig lebenden und versorgten Menschen ([Tab. 1] [2] [3]).
Testverfahren |
Screening-Ergebnis |
Häufigkeit |
---|---|---|
BMI |
BMI (<18,5) |
9% |
MNA |
Auffällig (<23,5) |
46% |
Risiko Mangelernährung (17-23,5) |
38% |
|
Mangelernährung (<17) |
8% |
|
MUST |
Auffällig (≥1) |
29% |
Mittleres Risiko (=1) |
12% |
|
Hohes Risiko (>1) |
17% |
|
NRS-2002 |
Hohes Risiko (≥3) |
20% |
SARC-F |
Hohes Risiko (≥4) |
61% |
Fried-Frailty-Index |
Prefrailty (1-2) |
39% |
Frailty (≥3) |
46% |
Testverfahren |
Screening-Ergebnis |
Selbstständig |
Abhängig |
---|---|---|---|
BMI |
BMI (<18,5) |
8,8% |
9,3% |
MNA |
Auffällig (<23,5) |
45,6% |
46,5% |
Risiko Mangelernährung (17-23,5) |
35,1% |
41,9% |
|
Mangelernährung (<17) |
10,5% |
4,7% |
|
MUST |
Auffällig (≥1) |
33,3% |
23,3% |
Mittleres Risiko (=1) |
12,3% |
11,6% |
|
Hohes Risiko (>1) |
21,1% |
11,6% |
|
NRS-2002 |
Hohes Risiko (≥3) |
21,1% |
18,6% |
SARC-F |
Hohes Risiko (≥4) |
49,1% |
70,2% |
Fried-Frailty-Index |
Prefrailty (1-2) |
36,8% |
41,9% |
Frailty (≥3) |
38,6% |
55,8% |
Testverfahren |
Screening-Ergebnis |
Selbstständig |
Abhängig |
---|---|---|---|
BMI |
BMI (<18,5) |
14,3% |
6,2% |
MNA |
Auffällig (<23,5) |
40% |
49,2% |
Risiko Mangelernährung (17-23,5) |
37,1% |
38,5% |
|
Mangelernährung (<17) |
2,9% |
20% |
|
MUST |
Auffällig (≥1) |
34,3% |
26,1% |
Mittleres Risiko (=1) |
17,1% |
9,2% |
|
Hohes Risiko (>1) |
17,1% |
16,9% |
|
NRS-2002 |
Hohes Risiko (≥3) |
14,3% |
23,1% |
SARC-F |
Hohes Risiko (≥4) |
25,7% |
80% |
Fried-Frailty-Index |
Prefrailty (1-2) |
48,6% |
33,8% |
Frailty (≥3) |
14,3% |
63,1% |
Schlussfolgerung: Durch Anwendung validierter Screeningtools für den ambulanten Sektor wird eine hohe Prävalenz von Malnutrition und Sarkopenie bzw. Frailty in der geriatrischen Bevölkerung ersichtlich, die mit der Ernährungs- und Wohnsituation assoziiert ist und bei alleiniger Betrachtung anthropometrischer Daten übersehen wird. Die diversen Screeningstools führen jedoch zu heterogenen Ergebnissen.
Publication History
Article published online:
04 September 2025
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