Einleitung In dieser prospektiven Kohortenstudie wurde in wiederholten Messungen der reaktive
Hyperämie-Index (RHI-Score) mittels peripherer arterieller Tonometrie (EndoPAT) bestimmt.
Es wurden Schwangere mit erhöhtem Präeklampsierisiko während und nach der Schwangerschaft
untersucht und mit nicht schwangeren Frauen verglichen. Davon ausgehend, dass der
klinischen Manifestation der Präeklampsie eine subklinische endotheliale Dysfunktion
vorausgeht, war das Ziel herauszufinden, ob sich im Schwangerschaftsverlauf und auch
danach Unterschiede zwischen den Gruppen finden und der RHI als prädiktiver Marker
geeignet ist.
Methoden Es wurden insgesamt 50 Frauen untersucht, 35 Frauen mit Einlingsschwangerschaften
zwischen 18+0 und 26+0 SSW, mit mindestens einem der folgenden Risikofaktoren: mittlerer
PI der A. uterina>95. Perzentile und/oder prägravider BMI>30 kg/m2 sowie 15 nicht schwangere Frauen im gebärfähigen Alter mit Adipositas. Während die
nicht schwangeren Frauen einmalig untersucht wurden, erfolgte die Untersuchung bei
den schwangeren Frauen zu drei Zeitpunkten: 22+0 bis 26+0 SSW (V1), 30+0 bis 34+0
SSW (V2), 6 bis 12 Wochen post partum (FU). Die Frauen mit Präeklampsie (Gruppe 1,
n=7) wurden mit den gesunden Schwangeren (Gruppe 2, n=28) und den nicht Schwangeren
(Gruppe 3, n=15) verglichen.
Ergebnisse Bei 20% aller Schwangeren trat eine Präeklampsie auf (7/35; 3 early onset; 4 late
onset). Gruppe 1 (Präeklampsie, n=7) zeigt bei V1 anders als erwartet einen besseren
mittleren RHI-Score als Gruppe 2 (gesund schwanger, n=28) (1,76±0,37 vs. 1,51±0,28,
p=0,045). Über die Messzeitpunkte hinweg gab es zwar keine signifikanten Unterschiede
zwischen den gesunden und kranken Schwangeren, jedoch zeigen beide Gruppen über die
Zeitpunkte unterschiedliche Verläufe. Während sich in Gruppe 1 (Präeklampsie) in der
Schwangerschaft der RHI-Wert relativ verschlechtert (V1· V2; 1,76±0,37 vs. 1,43±0,16,
p=0,052), und auch im Follow Up niedrig bleibt (FU; 1,40±0,14), ist in Gruppe 2 (gesund
schwanger) der RHI-Wert in der Schwangerschaft nahezu konstant (V1· V2; 1,51±0,28
vs. 1,51±0,38) und steigt im Follow Up wieder relativ an (FU; 1,70±0,52).
Die Gruppe der nicht Schwangeren zeigte einen mittleren RHI-Wert von 1,93±0,83.
Unabhängig von der Entwicklung einer Präeklampsie zeigen alle Schwangeren (Gruppe
1+2, n=35) niedrigere Werte als die nicht Schwangeren (n=15), sowohl in als auch nach
der Schwangerschaft. Am Deutlichsten ist dieser Unterschied im 3. Trimenon (V2; schwanger
1,50±0,35 vs. nicht schwanger 1,93±0,83, p=0.09), auch wenn die Werte in der kleinen
Kohorte nicht signifikant sind.
Schlussfolgerung Die Schwangerschaft allein scheint in diesem Hochrisikokollektiv die Endothelfunktion
zu beeinflussen, unabhängig von der Entwicklung einer Präeklampsie.
Da sich der RHI-Score der Frauen mit Präeklampsie erst zum dritten Trimenon verschlechtert,
und die Veränderung damit der klinischen Manifestation nicht vorausgeht, zeigt der
RHI-Score in dieser Kohorte keine Eignung als prädiktiver Marker.
Hingegen bleibt der RHI-Score der erkrankten Frauen im Follow-Up erniedrigt, was bedeutet,
dass die vaskulären Veränderungen auch am Ende des Wochenbettes noch fortbestehen.