Eine in Deutschland weit verbreitete Standardzulassung „Blasen- und Nierentee 1“ enthält
u.a. Birkenblätter, Queckenwurzel, Riesengoldrutenkraut und Hauhechelwurzel. Teeaufguss
ergab den „kombinierten Extrakt“. Zusätzlich erfolgte separate Extraktion der 4 Drogen
zum „separaten Extrakt“. Keiner der Extrakte beeinflusst die Proliferation uropathogener
E. coli (UPEC). Viabilität von T24-Blasenzellen wird nicht beeinflusst. Allerdings verringerte
der „kombinierte Extrakte“ die Aktivität der Typ-1-Fimbrien von UPEC. Inhibierende
Wirkung auf die Pathogen-Wirt-Interaktion wird lediglich für den kombinierten, nicht
für den separaten Extrakt beobachtet. Analytische Untersuchung beider Extrakte zeigten,
dass die malonylierten/acetylierten Dammaran-Triterpene aus Birkenblättern im aktiven
Extrakt angereichert sind. Der „separate Extrakt“ enthielt nur geringe Mengen dieser
Triterpene. Extraktionsexperimente mit binären Mischungen aus jeweils 2 Drogen zeigen,
dass die Triterpene aus Birkenblätter nur in Gegenwart von Riesengoldrutenkraut angereichert
sind. Mittels quantitativer Adhäsionsversuche mit humanen Blasenzellen und UPEC wurde
gezeigt, dass der kombinierte Extrakt sowie die mit Dammaranen angereicherte Fraktion
(DEF) antiadhäsive Wirkungen gegenüber UPEC auslösen. Dies konnte auch in einem weiteren
Testsystem unter Verwendung 3-dimensionaler RT4-Blasenzell-Sphäroiden belegt werden
[1]. Mechanistische Untersuchungen zeigen, dass die mit DEF inkubierten Bakterien eine
signifikante Herunterregulierung der Expression von fimC, fimD und fimH aufwiesen,
was mit Auswirkungen auf das bakterielle Chaperon-Usher-System und die korrekte Fimbrien-Bildung
der Bakterien einhergeht. Dies bedeutet, dass der Mechanismus zum Aufbau der bakteriellen
Fimbrien inhibiert wird, was zur verminderten Adhäsion an Wirtszellen und damit zur
reduzierten Infektion führt.
Die Daten bieten Grundlage zur Rationalisierung komplexer Teemischungen und erklären,
warum solche Tees sinnvoll in der Praxis eingesetzt werden können.
Diese Arbeit wurde unterstützt/finanziert durch: Wilhelm Doerenkkamp-Stiftung – Natvantange
Grant an AH und DU.