Zeitschrift für Phytotherapie 2025; 46(S 01): S10
DOI: 10.1055/s-0045-1811454
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Antiadhäsive Polysaccharide gegen Campylobacter jejeuni: Neue Strategien gegen frühe Wirt-Pathogen-Interaktionen

Authors

  • L Kemper

    1   Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie, Universität Münster, Münster, Deutschland
  • A Hensel

    1   Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie, Universität Münster, Münster, Deutschland
 
 

Campylobacter jejuni ist der weltweit wichtigste lebensmittelbedingte Krankheitserreger, der starke Enteritiden mit teilweise lebenslangen Langzeitfolgen induziert. Hygienebedingte Infektionen mit diesem Pathogen, die insbesondere durch den Verzehr von ungenügend gegartem Hühnerfleisch verursacht werden, und die daraus resultierende Dysenterie stellen v.a. in Entwicklungsländern ein großes Problem dar [1]. Kostengünstige, weltweit verfügbare antiadhäsive Naturstoffe sind in der Lage, die Adhäsion des Pathogens an Darmzellen zu hemmen und dadurch die anschließende Invasion in die Wirtszellen zu verringern und die Infektion des Wirts zu verhindern [2].

Langkettige, niedrig acetylierte Chitosane zeigten nach einer 2-stündigen Vorbehandlung von C. jejuni antiadhäsive Wirkungen, die die Anzahl der an den intestinalen Caco-2-Zellen haftenden Bakterien um 65% verringerten. Sie hemmten spezifisch das bakterielle Außenmembranprotein Jejuni-Lipoprotein-A (JlpA). Im Gegensatz dazu sind Chitosane mit geringerem Molekulargewicht und höherem Acetylierungsgrad deutlich weniger aktiv [3].

Hochmolekulare Extrakte aus Bockshornkleesamen (Trigonella foenum-graecum) beeinträchtigten JlpA (IC50 23,4 µg/ml). In einer 1-stündigen Co-Inkubation mit Pathogenen und Wirtszellen zeigte das Polysaccharid eine direkte Reduktion der bakteriellen Belastung um 50% und auch die Invasion in Caco-2-Zellen wurde um 40% reduziert [4].

Isolierte β-Glucane aus Saccharomyces cerevisiae sind in der Lage, C. jejuni Adhäsion an Darmzellen zu hemmen. Zusätzlich erhöhen diese Glucane deutlich die Phagocytose-Aktivität von RAW 264,7 Makrophagen und die Internalisierung von C. jejuni in die Immunzellen, was mit einer erhöhten immunologischen Elimination des Pathogens einhergeht.

Zusammenfassend können solche Polysaccharide erhebliche Auswirkungen auf die Infektion mit C. jejuni innerhalb der Nahrungsmittelproduktion haben, die zu einer weiteren Entwicklung in Richtung funktionale Futtermittel oder als Nahrungsergänzungsmittel für den Menschen führen sollten.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
08. September 2025

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