Zeitschrift für Phytotherapie 2025; 46(S 01): S20
DOI: 10.1055/s-0045-1811469
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Dihydropyrrol- und Piperidinalkaloide in unterschiedlichen Lindenarten (Tilia sp.)

Authors

  • N Symma

    2   Pharma Deutschland e.V., Bonn, Deutschland
  • A Hensel

    1   Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie, Universität Münster, Münster, Deutschland
 
 

Lindenblüten werden traditionell bei Erkältungskrankheiten und gegen mentalen Stress eingesetzt. Als offizinelle Stammpflanzen der Droge Tiliae flos nach Europäischem Arzneibuch gelten die ganzen, getrockneten Blütenstände mitsamt des Hochblattes von Tilia platyphyllos (Sommerlinde), T. cordata (Winterlinde), T. x europaea (Holländische Linde, Hybride der genannten Spezies) oder von Mischungen der genannten Arten. Das komplexe Inhaltsstoffspektrum setzt sich aus Polysacchariden, Flavonoiden, Phenolcarbonsäuren und Monoterpenen zusammen. Neuere systematische Untersuchungen belegen das Vorkommen großer Mengen oligomerer Proanthocyanidinen [1] sowie 0,04% an Dihydropyrrol- und Piperidinalkaloiden (Tiliin A/B, Tilamin A/B, sowie 3-O-Acetylderivate des Tiliamins) [2]. Die genannten Alkaloide stellen Hemmstoffe der Acetylcholinesterase dar, was einen großen Teil der traditionellen Anwendung der Droge pharmakologisch erklärt [3]. Unklar ist, welcher Einfluss das Extraktionsmittel auf die Extrahierbarkeit dieser Lindenalkaloide hat, in welchen Drogenteilen die Alkaloide angereichert sind und auch die Frage nach dem Vorkommen dieser Alkaloide in anderen als den zugelassenen Lindenarten.

Zur Klärung wurde eine spezifische HPLC-Methode unter Verwendung der entsprechenden Referenzsubstanzen eingesetzt. Lindenalkaloide werden bevorzugt mit Aceton-Wasser (7:3) extrahiert (4,9 mg/g), EtOH-Wasser-Gemische solubilisieren geringere Mengen (1,9–2,8 mg/g, je nach EtOH-Konzentration), während ein Dekokt Alkaloidgehalte von 1,3 mg/g erbringt. Die höchsten Gehalte werden in der offizinellen Droge Tiliae flos gefunden. Nicht offizinelle Lindenarten (T. tomentosa – Silberlinde; T. mongolica – Mongolische Linde; T. x euchlora – Krimlinde) enthalten nur sehr geringe Menge der Alkaloide.

Die vorgelegten Daten rationalisieren die Verwendung der o.g. Stammpflanzen für arzneiliche Anwendungen – andere nicht offizinelle Lindenarten oder andere Drogenteile als die Blüten sollten nicht Verwendung finden.



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Artikel online veröffentlicht:
08. September 2025

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