Zeitschrift für Phytotherapie 2025; 46(S 01): S14-S15
DOI: 10.1055/s-0045-1811621
Abstracts
Vorträge

Arzneipflanzenflora im ehemaligen Königreich Hannover laut G.F.W. Meyer (Stand: 1836–1849) und heute

Authors

  • K Kuchta

    1   Abteilung Vegetationsanalyse & Phytodiversität, Albrecht-von-Haller-Institut, Georg-August-Universität Göttingen, Göttingen, Deutschland
  • E Fritzsche

    1   Abteilung Vegetationsanalyse & Phytodiversität, Albrecht-von-Haller-Institut, Georg-August-Universität Göttingen, Göttingen, Deutschland
  • E Bergmeier

    1   Abteilung Vegetationsanalyse & Phytodiversität, Albrecht-von-Haller-Institut, Georg-August-Universität Göttingen, Göttingen, Deutschland
 
 

Einleitung Georg Friedrich Wilhelm Meyer (1782–1856) war seit 1832 Prof. für Forstwissenschaft an der Universität Göttingen. In dieser Funktion verfasste er mit königlicher Förderung die Flora des Königreichs Hannover [1], ein Werk, in dem er – im Sinne Alexander von Humboldts – detaillierten Einblick gibt in die damalige Vegetation und Nutzung bzw. Wildsammlung von Arzneipflanzen. Daneben wird die Nutzung von Pflanzen als Nahrung, Gewürz, im Hausgebrauch (Polstern, Reinigung, Färben, für Sträuße und Kränze), in Viehhaltung, Wiesen- und Weidenbau sowie der Forstwirtschaft beschrieben.

Methoden Diese Arbeit vergleicht das historische Artenspektrum mit modernen Vegetationsaufnahmen aus dem Jahr 2007 [2] sowie aktuellen Daten [3].

Ergebnisse Viele der historisch in Wildsammlungen genutzten Arzneipflanzen zeichnen sich durch einen hohen Grad an Synanthropie aus, d.h. das häufigere Auftreten in vom Menschen gemachten oder stark beeinflussten Ökosystemen. Synanthropie ist eine dynamische und komplexe Wechselbeziehung, die weit über einfache Nutzungsmuster hinausgeht. So konnte insbesondere für die Arten Agrinonia eupatoria (Gemeiner Odermennig), Angelica sylvestris (Wald-Engelwurz), Asarum europaeum (Haselwurz), Colchicum autumnale (Herbstzeitlose) und Symphytum officinale (Beinwell) gezeigt werden, dass große Populationen, die im frühen 19.Jh. ökonomisch zur Wildsammlung genutzt wurden, auch heute noch existieren.

Schlussfolgerungen Synanthropie führt zu selbstregulierenden, menschenangepassten Ökosystemen, aus denen sich historisch die Domestikation vieler Nutzpflanzen entwickelte. Sie kann nicht nur als Folge anthropogener Einflüsse betrachtet werden, sondern als Mechanismus zur natürlichen Regulation von Umweltstressoren und Bereitstellung von Ressourcen. Diese Erkenntnisse können langfristig einen nachhaltigen Umgang mit wildwachsenden Arzneipflanzen unterstützen, insbesondere im Hinblick auf agrarökologische Strategien, Stadtökologie und Naturschutz.

Diese Arbeit wurde unterstützt durch: Förderkreis der Forschungsstelle für fernöstliche Medizin e.V.


  • Literatur

  • 1 Meyer GFW.. Flora des Königreichs Hannover oder Schilderung seiner Vegetation, nach ihrem Gehalte an Gewächsen, deren Verhaltungs- und Vertheilungszustande und deren geschichtlichem Verhalten in Anwendung auf die Beförderung des Volkswohlstandes, Begründet durch den König Wilhelm IV und Fortgeführt auf Befehl König Ernst August, Göttingen. 8 Bände, 1836 (1: Chloris Hannoverana) bis 1849 (8: Flora Hannoverana Exkursoria)
  • 2 Garve E. et al. Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen. Naturschutz Landschaftspfl. Niedersachsen, Hannover 2007; H. 43: 1-507
  • 3 Müller F. et al. Rothmaler Exkursionsflora Von Deutschland. Berlin, Heidelberg: Springer Spektrum; 2021

Publication History

Article published online:
08 September 2025

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  • Literatur

  • 1 Meyer GFW.. Flora des Königreichs Hannover oder Schilderung seiner Vegetation, nach ihrem Gehalte an Gewächsen, deren Verhaltungs- und Vertheilungszustande und deren geschichtlichem Verhalten in Anwendung auf die Beförderung des Volkswohlstandes, Begründet durch den König Wilhelm IV und Fortgeführt auf Befehl König Ernst August, Göttingen. 8 Bände, 1836 (1: Chloris Hannoverana) bis 1849 (8: Flora Hannoverana Exkursoria)
  • 2 Garve E. et al. Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen. Naturschutz Landschaftspfl. Niedersachsen, Hannover 2007; H. 43: 1-507
  • 3 Müller F. et al. Rothmaler Exkursionsflora Von Deutschland. Berlin, Heidelberg: Springer Spektrum; 2021