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DOI: 10.1055/s-0045-1812232
Fetopathie durch Candesartan-Einnahme
Authors
Hintergrund Wir berichten über den Fall einer 30jährigen Erstgebärenden, die sich zum ersten Mal mit 26+1 Schwangerschaftswochen (SSW) bei uns in der Pränatalambulanz vorstellte. Maternal bestand ein langjährig bekannter Hypertonus sowie ein Pseudotumor cerebri.
Methoden Sonografisch zeigte sich ein Ahydramnion bei hyperechogenen, aber ansonsten regelrecht erscheinenden Nieren bds., der Magen und die Harnblase waren nicht gefüllt, der Thorax und die Lunge erschienen unauffällig.
Es kam heraus, dass die Patientin seit ihrem 18. Lebensjahr Candesartan einnimmt, welches bisher nicht abgesetzt worden war. Eine hierdurch bedingte Fetopathie lag also nahe. Mit 20 SSW war noch eine Fruchtwassermenge im unteren Normbereich sowie eine normale Magen- und Harnblasenfüllung gesehen worden.
Wir empfahlen daher die umgehende Beendigung der Candesartan-Einnahme und eine Umstellung auf Presinol 2x 250mg.
In den Kontrollen mit 27+2 und 31+1 SSW zeigten sich gleichbleibende Befunde. Erst mit 33+5 SSW fanden sich drei kleine Fruchtwasser-Depots und eine leichte Magenfüllung bei leerer Harnblase.
Ergebnisse Aufgrund des maternalen Pseudotumor cerebri planten wir eine primäre Sectio für die 37+6 SSW. Es wurde ein reifer Junge geboren, welcher respiratorisch stabil war. Er entwickelte im Verlauf eine arterielle Hypertonie. Sonografisch imponierten stark vergrößerte, hyperechogene Nieren. Die Diurese setzte zeitgerecht ein, war aber dann rückläufig und es kam zu ansteigenden Retentionsparametern. Nach Umstellung auf kaliumarme Kost, Flüssigkeitsrestriktion und Gabe von Furosemid gelang eine Stabilisierung der Diurese. Zusätzlich zeigten sich Candesartan-assoziierte Kontrakturen der Extremitäten und eine weiche Schädelkalotte. Der Junge konnte zwei Wochen nach seiner Geburt nach Hause entlassen werden.
Schlussfolgerung Dieser Fall zeigt eindrücklich, wie wichtig eine Medikamenten-Anamnese vor bzw. zu Beginn einer Schwangerschaft ist, und dass man auch noch im späteren Verlauf diesbezüglich aufmerksam sein sollte.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
16. Oktober 2025
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