Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0045-1812381
Wie steht es um die mentale Gesundheit von Physiotherapeut*innen?
Authors
Einleitung Mentale Gesundheit ist ein multidimensionales Konstrukt aus diversen Einflussfaktoren und von Mensch zu Mensch unterschiedlich zusammengesetzt. Obwohl bereits Studien zum Burnout bei Physiotherapeut*innen existieren, mangelt es bislang an Evidenz zur psychischen Gesundheit dieser Berufsgruppe und den damit verbundenen Einflussfaktoren. Diese Studie untersuchte die mentale Gesundheit von Physiotherapeut*innen im Kanton Zürich und evaluierte, inwieweit diese über wirksame Copingstrategien zur Bewältigung psychischer Belastungen verfügen.
Material und Methodik Im Zeitraum von Juli bis August 2024 wurde eine Online-Befragung unter Physiotherapeut*innen im Kanton Zürich durchgeführt. Der Fragebogen umfasste Tätigkeitsmerkmale, Fragen zum Beschäftigungsverhältnis, dem subjektiven Wohlbefinden sowie eingesetzte Copingstrategien. Die Teilnehmenden wurden per E-Mail mittels eines Links, bzw. QR Codes zur Teilnahme eingeladen. Zielgruppe waren Physiotherapeut*innen, die in Spitälern oder Privatpraxen tätig sind. Die erhobenen Daten wurden anschließend deskriptiv ausgewertet.
Ergebnisse Insgesamt wurden 238 auswertbare Fragebögen berücksichtigt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der befragten Physiotherapeut*innen im Kanton Zürich über einen ausgewogenen Ausgleich zwischen Berufs- und Privatleben sowie über wirksame Copingstrategien verfügt. 86% verfügen über aktive (körperliche Betätigung/kreatives Schaffen) und 64% über passive (z. B. Schlafen) Copingstrategien. Dennoch berichtet mehr als die Hälfte der Befragten von arbeitsbedingtem Stress und Anzeichen von Erschöpfung. Das subjektive Wohlbefinden scheint bei Physiotherapeut*innen, die in Rehabilitationskliniken oder Spitälern tätig sind, tendenziell höher als bei jenen in Privatpraxen. Zudem gab rund die Hälfte der Befragten an, aufgrund unzureichender Entlohnung und hoher Arbeitsbelastung bereits über einen Berufsausstieg nachgedacht zu haben.
Zusammenfassung Die Ergebnisse zeigen, dass die mentale Gesundheit von Physiotherapeut*innen im Kanton Zürich insgesamt als gut einzustufen ist. Dennoch wurden spezifische Faktoren identifiziert, insbesondere Unzufriedenheit mit der Entlohnung und ein hoher Zeitdruck, die sich negativ auf das psychische Wohlbefinden auswirken können. Gleichzeitig zeigt sich, dass die Mehrheit der Befragten ihre Arbeit als sinnstiftend erlebt und regelmäßig berufliche Ziele verfolgt und erreicht (z. B. persönliche Weiterentwicklung, berufliche Fortbildung, Qualitätsmanagement etc.). Wertschätzung durch Patient*innen und Vorgesetzte stellt einen wichtigen positiven Einflussfaktor dar. Wirksame aktive und passive Copingstrategien stellen eine große Hilfe dar, um mit Belastungen im Alltag umgehen zu können. Die Identifikation dieser förderlichen und belastenden Faktoren ermöglicht die Entwicklung gezielter Interventionen und Präventionsstrategien zur nachhaltigen Förderung der mentalen Gesundheit im Beruf.
Publication History
Article published online:
23 October 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany