physioscience 2025; 21(S 03): S17
DOI: 10.1055/s-0045-1812385
Abstracts
Präsentationen/Presentations
PS 8

Selbstreguliertes Lernen im Praxismodul Physiotherapie aus der Perspektive der Studierenden

Autoren

  • E Baeriswyl

    1   Berner Fachhochschule, Departement Gesundheit, Bern, Switzerland
  • I König

    2   Berner Fachhochschule, Departement Gesundheit, Bachelorstudiengang Physiotherapie, Bern, Switzerland
  • A Blasimann

    2   Berner Fachhochschule, Departement Gesundheit, Bachelorstudiengang Physiotherapie, Bern, Switzerland
  • M Kammermann

    3   Eidgenössische Hochschule für Berufsbildung, Master of Science in Berufsbildung, Zollikofen, Switzerland
 
 

Einleitung Die Studie untersucht das selbstregulierte Lernen (SRL) von Physiotherapiestudierenden im Praxismodul, mit besonderem Fokus auf die Perspektive der Studierenden. In den Praxismodulen müssen die Studierenden mit Patient*innen arbeiten, sich in ein Arbeitsteam integrieren und gleichzeitig ihr SRL steuern. Ziel der Studie war es, herauszufinden, wie Studierende SRL regulieren und welche Strategien sie dabei bewusst anwenden, während andere unbewusst bleiben. Gleichzeitig wurde der Einfluss der Praxisausbildenden und der Leistungsbeurteilung auf das SRL im Praxismodul analysiert.

Material und Methodik Die qualitative Studie einer Masterarbeit basiert auf semistrukturierten Interviews mit sechs Bachelorstudierenden aus verschiedenen Jahrgängen und mit unterschiedlichem Hintergrund. Die Daten wurden anhand der reflexiven thematischen Analyse und auf Basis eines SRL-Modells ausgewertet.

Ergebnisse Das SRL-Modell unterteilt den selbstregulierten Lernprozess in eine Vorbereitungs-, eine Performanz- und eine Selbstreflexionsphase. Die Studie deckt eine auffällige Unausgewogenheit bei der Verwendung von SRL-Strategien in den drei Lernphasen auf: Die Studierenden lernen in der Vorbereitungsphase am stärksten bewusst und selbstreguliert. In der Performanzphase konzentrieren sich die Studierenden auf die Behandlungsqualität und auf das Clinical Reasoning als auf ihren Lernprozess. In der Selbstreflexionsphase schliesslich nehmen die Studierenden eine kritische Selbsteinschätzung vor und übersehen dabei Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln oder Fortschritte zu erkennen. Insgesamt wird der Lernprozess wenig aktiv und bewusst von den Studierenden gesteuert. Es bleibt unklar, ob die Studierenden über metakognitive Strategien verfügen und diese gezielt einsetzen.

Die Interventionen der Praxisausbildenden können einen signifikanten Einfluss auf das SRL der Studierenden haben, sowohl in positiver wie auch in negativer Hinsicht. Gleichzeitig zeigt sich, dass SRL durch die Praxisausbildenden wenig gefördert wird. Ihre Interventionen zielen darauf ab, die Studierenden fachspezifisch und patient*innenzentriert zu unterstützen. Das selbstregulierte Lernen wird nicht zum Thema gemacht.

Zusammenfassung Die Studie bestätigt, dass SRL ein komplexes, individuelles Konstrukt ist, das von Kontextfaktoren und äußeren Einflüssen abhängt. Sie zeigt ungenutztes Potenzial, um SRL während des Praxismoduls mehr zu fördern. Interventionen der Praxisausbildenden können einen ausgewogeneren und aktiver selbstregulierten Lernprozess über alle drei Lernphasen hinweg stimulieren. Eine unterstützende Lernkultur im Arbeitsteam, ausreichende Autonomie für die Studierenden und effektive Selbstreflexion sowie Feedback von Praxisausbildenden sind entscheidend für die Stärkung des SRL der Studierenden.


Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
23. Oktober 2025

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