physioscience 2025; 21(S 03): S33
DOI: 10.1055/s-0045-1812428
Abstracts
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Neue Perspektive auf die Rolle der Physiotherapie bei Patient*innen mit Essstörung in der Jugendpsychiatrie

Autoren

  • S Wildhaber

    1   Institut für Therapien und Rehabilitation, Kantonsspital Winterthur, Winterthur, Switzerland
  • I Zwahlen

    2   Institut für Therapien und Rehabilitation, Kantonsspital Winterthur, Winterthur, Switzerland
  • C Balg

    1   Institut für Therapien und Rehabilitation, Kantonsspital Winterthur, Winterthur, Switzerland
  • K Jockers

    3   Therapiestation für Kinder und Jugendliche SPZ, Kantonsspital Winterthur, Winterthur, Switzerland
  • E Brunner

    1   Institut für Therapien und Rehabilitation, Kantonsspital Winterthur, Winterthur, Switzerland
 
 

Ausgangslange Patient*innen mit einer Essstörung (ES) präsentieren sich im klinischen Alltag mit Hyperaktivität, Herausforderungen in der Stressregulation und Körperbildstörungen. Eine in der Schweiz kaum genutzte Ressource in der Behandlung von ES, ist die Physiotherapie. Im Rahmen der stationären Behandlung von ES wurde ein neues physiotherapeutisches Konzept implementiert. Als Schwerpunkte wurden die Stressregulation, das Körperbild sowie das unangemessenen Bewegungsverhalten festgelegt.

Methode Zur Evaluation der Stressproblematik und dem Körperbild werden standardisierte Assessments eingesetzt. Der Body Attitude Test (BAT) ist ein Fragebogen zur Beurteilung der Körperbildstörung. Die Depression-, Angst- und Stress- Skala (DASS-21) wird zur Evaluation von negativen emotionalen Zuständen eingesetzt. Das Bewegungsverhalten wird im Interview erfasst, ohne standardisiertes Assessment.

Die physiotherapeutischen Interventionen beinhalten Relaxationstechniken, Spielexposition und andere Körperkonfrontationen für das Körperbild und körperliches Training zur Förderung eines gesunden Bewegungsverhaltens und Verbesserung der körperlichen Fitness. Die Therapien finden im Einzel- und Gruppensetting statt.

Resultate Seit der Implementierung des Konzepts im Mai 2022, wurden 53 Patient*innen (98% weiblich) durch die Physiotherapie behandelt. Ein wichtiger Schritt in der Aufbauphase war es, die Behandlungsschwerpunkte gegenüber dem interdisziplinären Team zu kommunizieren und vorhandene Kompetenzen der behandelnden Physiotherapeut*innen zu demonstrieren. Durch die gezielte Konfrontation mit dem Körperbild und dem unangemessenen Bewegungsverhalten hat sich die Intensität der physiotherapeutischen Behandlungen erhöht. Folglich musste ein Umgang mit den Reaktionen der Patient*innen auf die Physiotherapie erlernt werden. Heute ist die Physiotherapie integraler Bestandteil der Therapie von ES. Behandelnde Physiotherapeut*innen werden als Expert*innen für Körperbildstörung und Bewegung wahrgenommen. Die Implementierung von objektiven Assessments zur Erfassung der körperlichen Aktivität konnte aufgrund der vermuteten Überforderung im Umgang mit dem Zwangsverhalten der Patient*innen noch nicht erfolgen.

Schlussfolgerung Die Anwendung von standardisierten Assessments und zielgerichteten Interventionen, ausgerichtet auf definierte Schwerpunkte, sind hilfreich zur Etablierung der Physiotherapie im Kontext einer komplexen, multimodalen Behandlung für Patient*innen mit ES.


Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
23. Oktober 2025

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