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DOI: 10.1055/s-0045-1812434
Rehabilitation von Grund auf: Zurück ins Bett, vorwärts in die Selbständigkeit. Bett- und Zimmermobilität als Schlüssel zur Selbständigkeit und besseren Lokomotion?
Authors
Hintergrund Alle Menschen sind, auch nach einer Erkrankung, hochmotiviert im Alltag schnellstmöglich wieder selbständig zu werden. Dabei nutzen sie ihre aktuellen Fähigkeiten oft „ohne Rücksicht auf Verluste“. Ungeeignete Kompensationsstrategien führen dann häufig in Sackgassen oder verschlimmern Symptome.
Ziel Ziel dieses Praxisprojekts war, ein interprofessionelles Versorgungskonzept in einer Rehabilitationsklinik zu erproben und zu evaluieren. Der Fokus lag auf der Förderung der Selbständigkeit der Patienten in ihrer ersten Rehaphase, mit besonderem Augenmerk auf Bett- und Zimmermobilität. Ein zentrales Ziel war es, gemeinsam mit den Patienten ihre bestmöglichen Bewegungsübergänge im Zimmersetting zu erarbeiten, um negative Kompensationsstrategien bestmöglich zu vermeiden.
Methodik Die Pilotphase beinhaltete Patienten mit einem frischen Schlaganfall oder Hirntumor in ihrer Erstrehabilitation.
Das interprofessionelle Team wurde praktisch zu optimalen Bewegungsübergängen geeicht. Physiotherapie und Ergotherapie wurden für die ersten 14 Tage direkt auf den Zimmern der Patienten geplant und durchgeführt.
Nach 2 Monaten wurden die Patienten persönlich befragt sowie mit einer anonymisierten Online-Umfrage Feedback von Pflegekräften, Physiotherapeuten und Ergotherapeuten erfasst
Ergebnisse Die Rückmeldungen aus allen beteiligten Berufsgruppen (Pflege, Physiotherapie, Ergotherapie) waren durchweg positiv. Patienten waren subjektiv schneller selbständig und mobiler und es wurde eine deutliche Reduktion der benötigten Hilfestellung durch Pflegekräfte festgestellt. Der interprofessionelle Austausch wurde von allen Berufsgruppen gelobt. Die Integration der paretischen oberen Extremität konnte gezielt zusätzlich in einer relevanten Alltagsaktivität gefördert werden. Zudem wurde das Umfeld (z.B. Bettumgebung, Ordnung und Organisation persönlicher Bereiche) der Patienten besser erfasst, was die Formulierung aktuell spezifischerer Ziele ermöglichte. Der Zeitraum wurde individuell an die Fähigkeiten der Patienten angepasst.
Diskussion Die Evaluation bestätigte die Hypothese einer verbesserten Mobilität der Patienten, einer Reduzierung von Kompensationsstrategien und weniger Plussymptomatik. Zudem gab es eine hohe Zufriedenheit der Pflege-Therapie Teams bezüglich gesteigerter interdisziplinärer Kommunikation und verbessertem Konsens bezüglich Handling. Eine mögliche zusätzliche Schulung von Pflegekräften wurde diskutiert. Zu den Barrieren gehörten die fehlende Möglichkeit der direkten Dokumentation und der Zeitverlust durch Wege und Materialtransport.
Publication History
Article published online:
23 October 2025
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