Grandone E.
et al.
Blood Loss in Women of Childbearing Potential Taking Oral Anticoagulants for Venous
Thromboembolism (The BLEED Study).
Thromb Haemost 2025; 125: 523-532
Die bisherige Fachliteratur zu Antikoagulanzien-assoziierten Blutungen bei Frauen
im gebärfähigen Alter weist mehrere Einschränkungen auf, darunter eine mangelnde Spezifität
hinsichtlich der Indikation für orale Antikoagulanzien (d. h. Vorhofflimmern oder
Behandlung von venösen Thromboembolien [VTE]) und die Unterscheidung zwischen prä-
und postmenopausalen Patientinnen, einem wichtigen Faktor für das Risiko abnormaler
Uterusblutungen.
In einer aktuellen Studie untersuchten Elvira Grandone von der Universität in Foggia,
Italien, und Kollegen abnormale Uterusblutungen bei Frauen im gebärfähigen Alter,
die orale Antikoagulanzien – Vitamin-K-Antagonisten (VKA) oder direkte orale Antikoagulanzien
(DOAK) – gegen VTE einnahmen, im Rahmen einer retrospektiven Analyse prospektiv erhobener
Daten.
Die Ziele der Studie waren: (1) Uterusblutungen anhand von Veränderungen des Pictorial
Blood Assessment Chart (PBAC) und der Hämoglobinwerte (Hb) während einer Behandlung
mit oralen Antikoagulanzien im Vergleich zur vorherigen Therapie zu bewerten; (2)
die Untersuchung eines möglichen Zusammenhangs zwischen Uterusmyomen und Hb-Veränderungen;
und (3) zu untersuchen, ob Frauen mit Uterusmyomen häufiger ungeplante Arztbesuche
aufgrund von Blutungskomplikationen in Anspruch nahmen.
Von den 110 Teilnehmerinnen erhielten 43,6% DOAK und die restlichen 56,4% VKA. Die
mediane Behandlungsdauer betrug 12 Monate. Das Alter bei der Diagnose lag im Schnitt
bei 36 Jahren. Die Häufigkeit von Uterusmyomen betrug 20,8% bei denjenigen, die DOAK
erhielten, und 11,3% bei denjenigen, die VKA einnahmen.
Was die Lokalisation der VTE betrifft, so war die häufigste Form der Erkrankung die
tiefe Venenthrombose (DVT) der unteren Extremitäten (31%), gefolgt von einer zerebralen
Splanchnikus-Thrombose (CSVT; 29%) und Lungenembolie (28%). Bei 38% der Frauen wurde
eine mit oralen Kontrazeptiva assoziierte VTE diagnostiziert, die Hälfte von ihnen
nahm seit mehr als einem Jahr orale Antikoagulanzien ein. Die häufigste Diagnose bei
diesen Frauen war eine CSVT (33%). Bei 47% der Frauen mit schwangerschafts-/postpartaler
VTE wurde eine tiefe Venenthrombose diagnostiziert, weitere 20% hatten eine Lungenembolie
und 27% eine CSVT. Eine unprovozierte VTE (meist DVT und/oder Lungenembolie in den
unteren Extremitäten) trat bei 37% auf.
Geschätzte Blutungsrate während der oralen Antikoagulanzientherapie
Die medianen Hb-Werte unterschieden sich weder bei der Eingangsuntersuchung noch während
der Antikoagulanzientherapie signifikant zwischen den Patienten, die DOAK einnahmen,
und denen, die VKA einnahmen.
Insgesamt unterschieden sich die Veränderungen des mittleren Hb-Werts während der
Therapie zwischen VKAs und DOACs nicht. Grandone und ihr Team beobachteten jedoch
signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen je nach Art des eingenommen Antikoagulanz,
wobei bei Apixaban eine geringere Veränderung des Hb-Werts zu verzeichnen war. Der
PBAC-Score korrelierte signifikant mit den Hb-Werten zu Beginn der Studie und während
der Therapie.
Einfluss von Uterusmyomen auf abnormale Uterusblutungen
Siebzehn Frauen (15,5%) gaben Gebärmuttermyome an und zeigten während der Einnahme
von Antikoagulanzien einen stärkeren Rückgang der Hb-Werte als Frauen ohne Gebärmuttermyome
(Delta 0,3 g/dl). Ebenso war der PBAC-Score bei Frauen mit Uterusmyomen signifikant
höher als bei Frauen ohne Uterusmyome. Unter den Frauen mit Uterusmyomen zeigten diejenigen,
die Apixaban einnahmen, geringere Hb-Veränderungen als diejenigen, die andere orale
Antikoagulanzien einnahmen. Dieser Unterschied blieb auch nach Bereinigung um potenzielle
Störfaktoren bestehen.
Frauen mit selbst berichteten Uterusmyomen benötigten häufiger ungeplante Arztbesuche
wegen Blutungen (durchschnittlich 5 gegenüber 4 Besuchen).
Während der Nachbeobachtungszeit von 12 Monaten traten bei vier (3,6%) Frauen nach
Absetzen der OAC VTE-Rezidive auf.
Bei Frauen im gebärfähigen Alter fand sich während der OAC-Therapie eine signifikante
Veränderung der Hb-Werte und des PBAC im Vergleich zu den vor der Antikoagulanzientherapie
erhobenen Daten. In Übereinstimmung damit korrelierte die Menge des während der Menstruation
verlorenen Blutes, die anhand des PBAC-Scores erfasst wurde, mit der Veränderung der
Hb-Werte. Dies deutet darauf hin, dass die Veränderungen des Hb wahrscheinlich mit
der Menstruationsblutung zusammenhängen. Bemerkenswert ist, dass zwischen VKAs und
DOACs kein signifikanter Unterschied in den Hb-Werten vor und während der Therapie
zu sehen war. Im Vergleich zu Frauen ohne Uterusmyome wiesen Frauen mit Uterusmyomen
eine größere Veränderung der Hb-Werte während der Therapie auf.
Dr. Michaela Bitzer, Tübingen