Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2000; 35(1): 1-2
DOI: 10.1055/s-2000-10846-6
ABSTRACTS
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Indirekte Kalorimetrie - Eine Möglichkeit zur Optimierung einer adaptierten Ernährung in der Intensivtherapie.

F. Mewes, M. Wiegel, T. Elias, V. Thieme, Ch. Deutrich
  • Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Universität Leipzig
Further Information

Publication History

Publication Date:
28 April 2004 (online)

Fragestellung: Das Monitoring der Ernährungstherapie beschränkt sich in der Regel auf die Kontrolle stoffwechselbezogener Laborparameter. Die indirekte Kalorimetrie ist seit den neunziger Jahren ein Verfahren zur patientenbezogenen Adaptierung und Optimierung der Ernährung in der Intensivtherapie. Wir sind der Frage nachgegangen, ob die indirekte Kalorimetrie unter den Voraussetzungen der Klinikroutine eine praktikable Methode zur Optimierung der Ernährung in der Intensivtherapie darstellt und weiterhin Vorteile hinsichtlich der Vermeidung von Stoffwechselimbalancen bietet. Methodik: Die indirekte Kalorimetrie bietet die Möglichkeit, über eine Messung der im Organismus umgesetzten Sauerstoffmenge den Energieumsatz zu bestimmen. Bei der biologischen Oxidation wird O2 verbraucht und CO2 produziert. Die O2-Speicherkapazität des Organismus ist gering. Dadurch läßt sich anhand der über die Lunge aufgenommenen O2-Menge die von den Geweben utilisierte O2-Menge bestimmen und daraus der Energieumsatz berechnen. Ermittelt wurde das Energieäquivalent und der Respiratorische Quotient (RQ) von beatmeten und analgosedierten Patienten (Ramsay-Score > 2). Die indirekte Kalorimetrie (Fa. Datex, Engström CS/3) erfolgte einmal täglich für 2 Stunden im Zeitraum zwischen 3:00 bis 6:00 Uhr. Laborchemisch kontrollierten wir 4stündlich die Blutglukosewerte, täglich die Blutfettwerte (Triglyceride, HDL, LDL und Cholesterol) und Ammoniak sowie wöchentlich die Schilddrüsenhormone. Entsprechend des gemessenen Energiebedarfs, des RQ's und der Stickstoffbilanz adaptierten wir die Nährstoffzufuhr. Der Aufbau des Emährungsregimes erfolgte stufenweise. Die zunächst komplett parenterale Applikation wurde mit einer sukzessiv steigenden Sondenkost kombiniert und adaptiert. Parenteral infundierten wir kontinuierlich parallel ein Aminosäure-Fett-Gemisch und Glukose. Enteral erhielten die Patienten eine Standardsondennahrung über eine Magensonde bzw. PEG. Ergebnisse: Vorgestellt werden 2 Patienten, die mit diesem Konzept ernährt wurden. Gezeigt wird, daß durch die Zufuhr von Nährstoffen, entsprechend des durch die indirekte Kalorimetrie gemessenen Energiebedarfs, eine Adaptation der Ernährungstherapie an die jeweilige Stoffwechselsituation möglich ist. Entsprechend der Blutglukosewerte schien keine lnsulinsubstitution von mehr als 4 E/h erforderlich. Die stoffwechselbezogenen Laborparameter lagen im Untersuchungszeitraum im Normbereich. Schlußfogerungen: Die indirekte Kalorimetrie bietet die Möglichkeit, den durch Berechnung nur ungenau ermittelbaren Energiebedarf des Organismus exakt zu bestimmen. Sie ist eine technisch und zeitlich unaufwendige Methode zur Optimierung der Ernährungstherapie. Literatur beim Verfasser


    >