Das Therapiezentrum Psychose und Sucht als eine Einrichtung des
Freundeskreis Ochsenzoll e. V. besteht seit Oktober 1991 und hält
eine stationäre medizinische Rehabilitationsbehandlung für an
psychotischer Symptomatik und Suchtmittelabhängigkeit erkrankten Patienten
vor. Ziele der Behandlung sind die Befähigung zur Suchtmittelabstinenz und
langfristige Entaktualisierung der psychotischen Symptomatik. Die Patienten
leben in Einzelzimmern mit eigenem sanitären Bereich und bilden
therapeutische Wohngemeinschaften. Die anmeldenden Stellen sind in der Regel
psychiatrische Krankenhäuser oder Drogenberatungsstellen. Die
Therapiedauer beträgt 12 Monate. Die Finanzierung erfolgt zu Lasten
der Rentenversicherungsanstalten und Krankenkassen. Das therapeutische Programm
besteht aus verbalen (Einzel- und Gruppengesprächen) und nonverbalen
(Musik-, Bewegungs- und Tanzangeboten, Entspannung) Therapieverfahren,
psychoedukativen Gruppen und medizinisch psychiatrischer Versorgung.
Außerdem wird ein umfassendes arbeitstherapeutisches Angebot vorgehalten,
ebenso wie Ernährungslehre mit hauswirtschaftlichem Training und
Sportgruppen. Den reglementarischen Anteil der Maßnahme stellen eine
zunächst knapp vierwöchige Ausgangs- und Kontaktsperre sowie
regelmäßige Alkohol-, Urin-, Zimmer- und Gepäckkontrollen
dar.
Die Eingangsdiagnostik besteht neben der Erfassung des aktuellen
psychopathologischen Befundes sowie der umfassenden biografischen Daten auch
aus testpsychologischen Untersuchungen und aus einer von Arbeitstherapeuten
durchgeführten standardisierten Erhebung der Grundarbeitsfähigkeit
einschließlich des kognitiven Bereiches.
Die Entwicklung der Patienten sieht zunächst eine vertiefte
Auseinandersetzung mit der bisherigen Biographie vor. Anschließend werden
identifikatorische Prozesse sowohl mit den Mitarbeitern als auch mit schon
länger anwesenden Patienten gefördert und der Boden für eine
emotionale Nachreifung angeboten. In späteren Therapieabschnitten geht es
vor allen Dingen um die schrittweise Ausweitung der Selbstverantwortung sowie
einer Erhöhung des Selbstwertgefühles und dem Versuch, Ich-Defizite
auszugleichen.
Die Gesamtzahl der im Therapiezentrum Psychose und
Sucht (TPS) inzwischen aufgenommenen Patienten betrug zum
31.12. 1999 n = 257. Der typische TPS-Patient ist
zwischen 20 und 35 Jahre alt. Deutlich über 40 % der
Patienten kommen aus dem Bundesland Hamburg. 75 % der
aufgenommenen Patienten konnten keine abgeschlossene weitere Ausbildung
vorweisen.
1999 wurden die Patienten hauptsächlich mit der Diagnose
paranoid-halluzinatorische Psychose offener Zuordnung angemeldet. Hier zeigt
sich neben der Problematik, dass im Rahmen von verkürzten
Krankenhausliegezeiten zum Teil eine eindeutige Diagnosefindung nicht immer
möglich ist, auch das Problem bei Patienten, die an einer
Persönlichkeitsstörung und einer Suchtmittelabhängigkeit
erkrankt sind. Gerade die komorbiden persönlichkeitsgestörten
Patienten leiden auch unter psychotischen Episoden entweder im Rahmen von
exogenen Psychosen oder mikropsychotischen Episoden während
dekompensierter Zustände. Das Therapiezentrum Psychose und Sucht hat auch
dieser Patientengruppe geöffnet, wenn sichergestellt war, dass
psychotisches Erleben in der Vorgeschichte eine nicht unerhebliche Rolle
gespielt hat.
50 % der aufgenommenen Patienten betrieben eine
Polytoxikomanie, weitere 15 % Patienten waren Alkoholiker und
knapp 20 % konsumierten Alkohol und Cannabis kombiniert.
10 % der Patienten waren reine Cannabiskonsumenten. Knapp die
Hälfte der aufgenommenen Patienten wurde nach 12-monatiger Therapiedauer
regulär entlassen. Seit sechs Jahren führt das TPS eine Katamnese
bez. der bisher regulär entlassenen Patienten durch. Ende 1999 konnten 85
Patienten nachbefragt werden. Dabei zeigte sich, dass 72 % der
regulär entlassenen Patienten seit einem Zeitraum bis zu inzwischen sechs
Jahren ohne erneute Suchtproblematik leben. Bez. der Notwendigkeit erneuter
Krankenhausaufenthalte war auffällig, dass 64 % der
regulär entlassenen Patienten seit ihrer Entlassung überhaupt nicht
mehr psychiatrisch-stationär behandelt werden mussten. Insgesamt
bestärkt sich damit die in den Vorjahren sich bereits abzeichnende
Entwicklung, dass gerade die Patienten, die die Maßnahme im
Therapiezentrum Psychose und Sucht regulär absolvieren, eine günstige
Prognose haben. Auch geht über die Hälfte der mehr als drei Jahre
entlassenen Patienten einer geregelten Berufstätigkeit nach.
Die Ergebnisse der Katamnese machen deutlich, dass es sinnvoll ist,
über einen begrenzten Zeitraum Arbeitskraft und Geld zu investieren, da
sich trotz der Schwere der Störung langfristig bei fast 75 %
der regulär entlassenen Patienten ein die Gesundheit betreffender und
kostensenkender Erfolg eingestellt hat.