Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2000; 35(9): 598-600
DOI: 10.1055/s-2000-7094-6
MINI-SYMPOSIUM
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ethanol aktiviert spezifisch einen Ca2+-abhängigen K+-Kanal und reduziert die Feuerfrequenz in sensorischen Neuronen.

M.  Gruß1 , W.  Vogel2 , G.  Hempelmann1 , A.  Scholz2
  • 1Abteilung für Anaesthesiologie und Operative Intensivmedizin,
  • 2Physiologisches Institut der Justus-Liebig-Universität, Gießen
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Publication Date:
28 April 2004 (online)

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Einleitung

Seit langem sind die vielfältigen Wirkungen von Ethanol auf das zentrale Nervensystem (ZNS) bekannt. Bis vor kurzem wurde angenommen, dass Ethanol einen relativ unspezifischen Einfluss auf die neuronale Zellmembran ausübt, wodurch die Veränderung der Eigenschaften von zentralen Neuronen durch Ethanol erklärt wurde. In den letzten Jahren gelang es zunehmend, durch moderne elektrophysiologische (patch-clamp Technik) und biochemische Methoden, verschiedenste Mechanismen der Wirkungen des Ethanols zu entschlüsseln. So modifiziert Ethanol Ionenkanäle in ihren Eigenschaften [2]; z. B. werden Na+-Kanäle des ZNS in extrem hohen Konzentrationen blockiert [5]. Ähnliches wurde auch an Ca2+-Kanälen des ZNS beobachtet [10]. Allerdings ist auch eine Erhöhung der intrazellulären Ca2+-Konzentration durch Ethanolapplikation an hypothalamischen Neuronen gemessen worden [9]. In einer speziellen Präparation von Neuronen der Neurohypophyse wurde die Aktivierung Ca2+-abhängiger K+-Ströme (BKCa) durch klinisch relevante Dosen von Ethanol beschrieben [1]. Dieser Mechanismus war mit einer verminderten Freisetzung von antidiuretischem Hormon (ADH) in Verbindung gebracht worden [7].

Neben diesen Wirkungen von Ethanol auf das ZNS sind jedoch auch Wirkungen auf das periphere Nervensystem bekannt. So wird unter anderem über reduziertes Schmerzempfinden nach Ethanolaufnahme berichtet [11]. Vor kurzem wurde die Existenz und Funktion des BKCa Kanals in kleinen sensorischen Neuronen der Hinterwurzelganglien (DRG) beschrieben [8]. Dabei konnte gezeigt werden, dass die BKCa Kanäle sowohl einzelne Aktionspotentiale (AP) als auch die Refraktärzeit nach einem Aktionspotential beeinflussen und dadurch die Feuerrate dieser Neurone reduzieren können.

Literatur

Dr. A. Scholz

Physiologisches Institut

Aulweg 129

35392 Gießen

Email: andreas.m.scholz@physiologie.med.uni-giessen.de