Ätiologie des Asthma bronchiale
Ätiologie des Asthma bronchiale
Asthma bronchiale ist eine Erkrankung des Respirationstraktes, die mit einer Entzündungsreaktion
und Hyperreagibilität des Bronchialsystems gegenüber multiplen exogenen oder endogenen
Stimuli assoziiert ist [[1 ], [2 ]]. Die Häufigkeit der Erkrankung liegt in den industrialisierten Ländern zwischen
5 - 10 % der Bevölkerung, wobei der Krankheitsbeginn des allergischen Asthmas bei
50 % der Betroffenen vor dem 10. Lebensjahr und bei einem weiteren Drittel vor dem
40. Lebensjahr liegt.
Ätiologisch wurden allergische und idiosynkratische bzw. infektassoziierte Asthmaformen
beschrieben [[2 ], [4 ], [5 ]]. Bei einigen Asthmaformen wird auch eine ätiologische Beziehung zum gastroösophagealen
Reflux diskutiert [[2 ], [6 ]]. Beim allergischen Asthma handelt es sich um immunologisch vermittelte Überempfindlichkeitsreaktionen.
Als Hinweis auf eine genetische Prädisposition dieser Patienten sind häufig auch Angehörige
von Asthma betroffen und in der Familie treten andere allergische Erkrankungen, wie
Rhinitis, Urtikaria und Ekzeme, gehäuft auf. Hinweise auf eine allergisch bedingte
Erkrankung geben insbesondere auch positive Hauptprovokationstests mit definierten,
die Krankheit auslösenden Allergenen, hohe Serumspiegel für Gesamt-IgE und antigenspezifisches
IgE und das Auftreten einer Bronchokonstriktion nach lokaler pulmonaler Antigenexposition.
Die Allergene können bereits innerhalb weniger Minuten eine Hyperreagibilität des
Bronchialsystems hervorrufen, die vor allem bei hohen Antigendosen über Wochen nachweisbar
sein kann [[2 ], [3 ]]. Neben einer allergischen Sofortreaktion zeigen 30 - 50 % der Patienten eine zweite
Phase der Bronchokonstriktion 6 bis 10 Stunden nach Antigenexposition. Entsprechend
der Art der Allergene und der Expositionsmöglichkeit treten oftmals auch saisonale
Häufungen asthmatischer Beschwerden auf.
Pharmaka, die akute Atemwegsbeschwerden induzieren können, sind vor allem Acetylsalicylsäure
(ASS) und betaadrenerge Antagonisten (Betablocker). Das typische ASS-sensitive respiratorische
Syndrom betrifft meistens Erwachsene und beginnt oft mit einer Rhinitis gefolgt von
einer hyperplastischen Rhinosinusitis mit nasaler Polyposis [[1 ], [2 ], [7 ]]. Im weiteren Verlauf ist dann die Entstehung eines progressiven Asthma bronchiale
möglich, bei dem es bereits nach Exposition von kleinen Substanzmengen zu einer nasalen
Kongestion und pulmonalen Obstruktion kommt.
Die Prävalenz der Aspirinsensitivität bei Asthmatikern beträgt etwa 10 %. Es besteht
eine hohe Kreuzreaktivität zwischen Aspirin und zahlreichen anderen nichtsteroiden
Antirheumatika (NSAR), wie z. B. Indomethazin, Naproxen, Ibuprofen und Phenylbutazon
[[2 ], [6 ]]. Eine Desensitivierung ist wie beim allergischen Asthma durch eine tägliche Applikation
der Antigene bzw. von ASS möglich. Eine derartige antigenspezifische Immuntherapie
führt wahrscheinlich zur Anergie von T-Zellen und zur Modulation der Zytokinproduktion
(s. u.). Neben Pharmaka können auch Chemikalien bei sensibilisierten Personen asthmatische
Reaktionen hervorrufen [[6 ]].
Immunpathogenese des Asthma bronchiale: Rolle von Mastzellen, eosinophilen Granulozyten
und T-Lymphozyten
Immunpathogenese des Asthma bronchiale: Rolle von Mastzellen, eosinophilen Granulozyten
und T-Lymphozyten
Durch zahlreiche Untersuchungen zur Pathogenese des Asthma bronchiale konnte gezeigt
werden, dass immunologische Faktoren für die Entstehung asthmatischer Reaktionen von
besonders großer Bedeutung sind [[2 ], [6 ]]. Während der allergischen asthmatischen Reaktion kommt es zu einer Aktivierung
von Mastzellen, Granulozyten, Lymphozyten und Makrophagen, die Mediatorsubstanzen
freisetzen, die wiederum direkte Effekte auf lokale Zellen, wie die glatten Muskelzellen,
und die Kapillarpermeabilität haben. In der Frühphase der Pathogenese des allergischen
Asthmas ist vor allem eine Interaktion von Antigenen mit spezifischen IgE-Antikörpern
von Bedeutung, die von Plasmazellen produziert werden und an der Oberfläche von Mastzellen
oder basophilen Granulozyten gebunden sind. Nach dieser Interaktion kommt es zu einer
Freisetzung von Mediatoren aus Granulozyten und Mastzellen, wie Histamin, Bradykinin,
Leukotrienen (C, D und E), Tryptase, PAF und Prostaglandinen, die eine intensive Entzündungsreaktion
mit Bronchokonstriktion, Gefäßkongestion und Ödembildung hervorrufen [[8 ], [9 ]]. Eine Amplifikation der Entzündung bei Asthma bronchiale kann wahrscheinlich durch
die Histaminfreisetzung erfolgen [[2 ], [9 ]]. Leukotriene können zudem eine erhöhte Mukusproduktion und einen reduzierten Mikrozilientransport
bedingen, der zur Erhöhung des Atemwegswiderstandes beiträgt. Chemokine bringen dann
Leukozyten, Granulozyten und Blutplättchen zum Ort der Entzündung. Während für die
Rekrutierung von eosinophilen Granulozyten Eotaxin wichtig ist, weisen neuere Studien
auf die funktionelle Bedeutung von IL-16 für die Rekrutierung von T-Lymphozyten hin
[[10 ]
[11 ]
[12 ]].
Die eosinophilen Granulozyten sind pathogenetisch für die chronische, allergischbedingte
Entzündung wichtig, da sie zahlreiche Mediatoren, wie Leukotrien C4 und PAF, produzieren
können und daher zur Bronchokonstriktion und Ödembildung beitragen [[6 ]]. Durch eine Degranulation von eosinophilen Granulozyten kann es zudem zur Freisetzung
von major basic protein (MBP) und eosinophilic cationic protein (ECP) in der Lunge
kommen, die die Zilienmotilität reduzieren und zu einer Exfoliation von Zellen in
das Bronchiallumen führen [[13 ]]. Interessanterweise korreliert die Mediatorfreisetzung aus eosinophilen Granulozyten
gut mit dem klinischen Schweregrad der allergischen Erkrankung [[14 ]]. Schließlich kommt es durch Mediatorsubstanzen und Entzündungszellen auch zur Schädigung
des Lungengewebes und von Nervenendigungen mit Aktivierung axonaler Reflexe, die möglicherweise
zur Perpetuierung und Ausbreitung der lokalen pulmonalen Entzündung beitragen. Im
Langzeitverlauf kann es zu Änderungen der Lungenstruktur kommen, die die pulmonale
Obstruktion verstärken und den Gasaustausch behindern [[2 ]]. Zur Verschlechterung der pulmonalen Funktion tragen gegebenenfalls auch zusätzliche
Infektionen und eine Exposition zu chemischen Noxen bei.
T-Lymphozyten sind ebenfalls für die Pathogenese des Asthma bronchiale sehr wichtig,
da sie zahlreiche Mediatoren bzw. Zytokine produzieren, die die Entzündung verstärken
und zur Chronifizierung des Entzündungsgeschehens beitragen können [[2 ], [15 ], [16 ]]. Bei allergischem Asthma kommt es zu einer T-Helfer 2-(TH2)-Zelldifferenzierung,
wobei die T-Zellen vor allem Zytokine der sog. TH2-Gruppe (vor allem IL-4, IL-5, IL-9
und IL-13) produzieren, die direkt lokale Entzündungszellen, wie eosinophile Granulozyten,
B-Zellen und T-Zellen, aktivieren können oder zur Freisetzung von Chemokinen (z. B.
Eotaxin) in pulmonalen Fibroblasten führen können [[15 ], [17 ]]. Ferner sind im Serum der Patienten hohe IL-4-Spiegel zu beobachten [[18 ]]. Dagegen findet man bei chronischem Asthma eine reduzierte Produktion von Zytokinen
der T-Helfer 1-Gruppe (IFN-gamma, IL-2) [[2 ], [19 ]]. Die hohe Produktion von TH2-Zytokinen ist wahrscheinlich durch eine lokale Aktivierung
von TH2-Zellen über spezifische Allergene/Antigene und kostimulatorische Faktoren
(z. B. CD40/CD40L, CD28/B7) für T-Zellen bedingt [[15 ], [20 ]]. Ferner könnten die bei Asthmapatienten häufig nachzuweisenden TH2-Zytokingenpromotor-Polymorphismen
eine genetische Prädisposition für die Entwicklung allergischer Erkrankungen sein.
Hierbei ist eine vermehrte transkriptionelle Aktivierung von TH2 (IL-4, IL-9) und
TH3 (TGF-beta) Zytokingenpromotoren mit konsekutiver Zytokinproduktion anzunehmen,
die zur Induktion und Chronifizierung der allergischen Erkrankung beiträgt bzw. auch
über eine vermehrte TGF-beta Produktion die Entstehung einer pulmonalen Fibrose fördert
[[15 ], [21 ]]. Schließlich weisen neuere Studien darauf hin, dass neben einer pathologischen
Aktivierung der TH2-Zytokinproduktion bei Asthma möglicherweise auch Störungen der
IL-12-Produktion durch antigenpräsentierende Zellen [[19 ]], der IL-12-abhängigen TH1-Zytokinproduktion [[19 ]] und der TH1-Zytokinsignaltransduktion vorliegen [[22 ]]. Hierbei wurde eine reduzierte IL-12- und IFN-γ-Produktion bei Asthmapatienten
beobachtet [[2 ], [19 ]]. Ferner konnte trotz nur geringer lokaler IFN-γ Produktion in der Lunge eine starke
Aktivierung des IFN-γ-abhängigen-Transkriptionsfaktors signal transducer and activator
of transcription 1 (STAT-1) in Epithelzellen nachgewiesen werden [[22 ]], was auf eine pathologische Zytokinsignaltransduktion hinweist.
Das Auftreten und die funktionelle Bedeutung einer erhöhten TH2 Zytokinproduktion
von T-Zellen konnte auch bei In-vivo-Modellen für bronchiale Hyperreagibilität bzw.
asthmatische pulmonale Entzündungsreaktionen bei der Maus gezeigt werden [[23 ], [24 ]]. Hierbei wird die TH2-Zytokinproduktion durch Präsentation von definierten Antigenen
(z. B. Ovalbumin) über antigenpräsentierende Zellen (APC; z. B. Makrophagen, dendritische
Zellen, B-Zellen) an T-Lymphozyten induziert, wobei die Interaktion von kostimulatorischen
Molekülen wie B7.2 (CD86) auf APC mit CD28 auf T-Zellen eine wichtige Rolle spielt
[[24 ]]. Zudem konnte durch Untersuchungen an IL-4-transgenen Tieren und IL-4-knockout
Mäusen gezeigt werden, dass IL-4 wichtig für die Regulation von TH2-Zytokinantworten
und die IgE-mRNA-Synthese bei allergischen Erkrankungen ist [[25 ], [26 ]]. Hierfür sprechen vor allem die hohen IgE-Spiegel und das Auftreten von allergischen
Entzündungsreaktionen bei IL-4-transgenen Mäusen, während IL-4-knockout Mäuse eine
supprimierte IgE-Produktion aufweisen. Um hohe Mengen an IgE-Protein wie bei Asthma
zu erhalten, ist allerdings neben IL-4 ein zweites Signal erforderlich. Dies erfolgt
wahrscheinlich durch eine Interaktion von T-Zellen mit APC oder durch kostimulatorische
Signale für T-Zellen (möglicherweise über CD40/CD40L und CD28/B7-2). Ferner konnte
gezeigt werden, dass auch Mastzellen und basophile Granulozyten selbst die notwendigen
Oberflächenstrukturen besitzen, um unabhängig von T-Zellen eine IgE-Synthese durch
IL-4 in B-Zellen zu induzieren, so dass auch diese Zellen eine Rolle bei der vermehrten
IgE-Synthese im Rahmen asthmatischer Reaktionen zu spielen scheinen [[6 ]]; basierend auf den Erkenntnissen über die Bedeutung von IgE sind anti-IgE-Antikörper
mittlerweile auch in klinischen Studien bei Asthma bronchiale getestet worden.
Obwohl viele biologische Funktionen von IL-13 mit denen von IL-4 identisch sind, scheint
IL-13 bei allergischen pulmonalen Erkrankungen IL-4-unabhängige pathogene Wirkungen
zu haben, wobei dieser Effekt nicht über T-Zellen vermittelt wird [[27 ], [28 ]]. Ein Aspekt dieser Funktion von IL-13 liegt wahrscheinlich in der Induktion von
Chemokinen, wie z. B. Eotaxin, wie in Zellkulturstudien belegt werden konnte [[29 ]]. Für die wichtige pathogenetische Funktion von IL-13 sprechen auch Daten aus transgenen
Mäusen, die IL-13 selektiv in der Lunge überexprimieren und eine pulmonale Entzündung
mit Infiltration von eosinophilen Granulozyten aufweisen [[30 ]]. Die vermehrte Produktion des TH2-Zytokins IL-5 bei allergischen asthmatischen
Erkrankungen führt zu einer Stimulation von eosinophilen Granulozyten und verhindert
wahrscheinlich ihren programmierten Zelltod (Apoptose) im allergischen Gewebe [[31 ]]. Daher trägt IL-5 offenbar entscheidend zur Blut- und Gewebseosinophilie bei Asthma
bei [[32 ]]. Ferner kann IL-5 eosinophile Granulozyten sensibilisieren, Mediatorsubstanzen
freizusetzen [[13 ]]. Zu der Rekrutierung und Aktivierung von eosinophilen Granulozyten tragen neben
IL-5 jedoch auch noch andere Faktoren, wie Eotaxin und der die Eotaxin bzw. IL-5-Expression
kontrollierende Transkriptionsfaktor NF-kappaB p50, bei [[33 ]].
Immunmodulatorische Therapieansätze bei Asthma bronchiale: rekombinante Zytokine und
Zytokinantagonisten
Immunmodulatorische Therapieansätze bei Asthma bronchiale: rekombinante Zytokine und
Zytokinantagonisten
Basierend auf Daten aus Tiermodellen haben die oben angeführten Befunde zur Immunpathogenese
und Zytokinproduktion auch potenzielle therapeutische Implikationen für Asthmapatienten.
Vor allem die Wiederherstellung des Zytokingleichgewichts durch Blockade von TH2-Zytokinen
oder Induktion von TH1-Zytokinen ist ein attraktiver Therapieansatz [[2 ], [6 ], [34 ]]. Beispielsweise sind Antikörper bzw. lösliche blockierende Zytokinrezeptoren gegen
TH2-Zytokine, wie IL-4 und IL-5, verfügbar, die bei Asthma eine wichtige pathogenetische
Bedeutung haben [[3 ], [35 ], [36 ]]. Eine inhibitorische Strategie gegen das letztere Zytokin konnte in einem Tiermodell
für allergische Entzündung bereits erfolgreich getestet werden [[36 ]]; erste positive Daten liegen mittlerweile auch über den Einsatz von anti-IL-4 Antikörpern
bei Patienten mit Asthma bronchiale vor. Analysen in einem Knockout-Modell für den
IL-4-abhängigen Transkriptionsfaktor signal transducer and activator of transcription
6 (STAT-6) haben ferner gezeigt, dass eine Suppression der IL-4-Signaltransduktion
nicht in der Lage ist, die T-Zellinfiltration in die Lunge zu supprimieren [ [37 ]]. Es kam jedoch zu einer deutlichen Reduktion der eosinophilen Granulozyten in der
Lunge, die möglicherweise durch eine reduzierte Aktivierung IL-5 produzierender TH2-Zellen
bei STAT-6-defizienten Tieren bedingt ist [[37 ]].
Zudem wäre eine Induktion von TH1-Zytokinen bei Asthma durch die Gabe von rekombinantem
IL-12 denkbar; ein Zytokin das über die Aktivierung des Transkriptionsfaktors signal
transducer and activator of transcription 4 (STAT-4) zu einer TH1-T-Zelldifferenzierung
führt [[38 ], [39 ]]. In einem murinen Tiermodell für allergisch bedingte T-Zellaktivierung durch Dermatophagoides
pteronyssinus-abstammendes Der p 1-Allergen war eine Behandlung mit rekombinantem
IL-12 hocheffektiv, eine TH2-Zellaktivierung und Eosinophilie zu inhibieren [[40 ]]. Eine IL-12-Monotherapie war dagegen in einem ovalbumininduzierten Modell für allergische
Entzündung nicht ausreichend, eine antigenspezifische T-Zellaktivierung bei allergisch
bedingter bronchialer Hyperreagibilität zu supprimieren, so dass Kombinationstherapien,
wie die Applikation von IL-12 plus IL-18, zur Aktivierung von antagonistischen TH1-Zellen
bei Asthma vielversprechender erschienen [[41 ]]. Die protektive Rolle dieser Zytokinkombination bei bronchialer Hyperreagibilität
kann in Zukunft durch die Herstellung und Verfügbarkeit von STAT-4 [[38 ]] bzw. IL-18 (Finotto et al., unpublizierte Daten) transgenen Maussystemen genauer
untersucht werden. Im Gegensatz zu einer Behandlung mit TH1-induzierenden Zytokinen
war eine Therapie von TH2-vermittelter allergisch bedingter bronchialer Hyperreagibilität
durch Transfer von TH1-Zellen nicht erfolgreich, da diese Zellen selbst zu einer TH1-vermittelten
pulmonalen Entzündung führten [[42 ]]. In diesem adoptiven Transfersystem waren lediglich TGF-beta produzierende TH3
T-Zellen in der Lage, eine TH2-vermittelte Entzündung effektiv zu supprimieren [[42 ]], so dass Mechanismen zur Induktion von TH3-Zellen bzw. von oraler Toleranz ein
interessantes Forschungsgebiet beim Asthma bronchiale darstellen.
Ferner wäre eine Behandlung mit dem immunsuppressiv wirkenden Zytokin IL-10 bei allergischem
Asthma bronchiale denkbar, zumal es nach antigenspezifischer Immuntherapie bei allergischen
Erkrankungen zu einer Induktion von IFN-γ und IL-10 kommt [[6 ], [43 ]]. Auch anti-IgE-Antikörper und 5-Lipoxygenaseinhibitoren (BI-L-239) zur Suppression
von Leukotrien C4 werden zur Zeit auf ihre tierexperimentelle und klinische Wertigkeit
bei allergischen Erkrankungen bzw. Asthmapatienten getestet [[44 ], [45 ]]. Zudem sind möglicherweise inhibitorische Strategien gegen IL-11 bei virusassoziierten
Asthmaformen einsetzbar, da die IL-11-Produktion durch virale Infektionen aktiviert
wird und eine erhöhte IL-11-Expression im Tiermodell eine Atemwegshyperreaktivität
verursacht [[46 ]]. Schließlich lassen neuere Untersuchungen Störungen in der Apoptose von T-Zellen
und eosinophilen Granulozyten bei chronisch eosinophilen Entzündungen bzw. bei Asthma
bronchiale vermuten [[47 ]
[48 ]
[49 ]], so dass auch therapeutische Ansätze zur Induktion einer Apoptose dieser Zellen
eventuell klinisch interessant sind.
Neue Therapieansätze bei Asthma bronchiale: Antisense- DNA als Alternative zur Corticosteroidbehandlung
Neue Therapieansätze bei Asthma bronchiale: Antisense- DNA als Alternative zur Corticosteroidbehandlung
Bei allergisch bedingtem Asthma bronchiale ist eine Therapie mit Kortikosteroiden
sehr effektiv, um die pulmonale Entzündungsreaktion zu supprimieren [[2 ]]. Die Ursachen für diesen Effekt sind jedoch erst teilweise bekannt. Kortikosteroide
sind pluripotente Moleküle, die nach Bindung an ihren intrazellulären, nukleären Rezeptor
hocheffektiv transkriptionelle Vorgänge modulieren können [[50 ]]. Hierbei können sie als trans-acting-Faktoren über Bindung an Kortikoid-responsive
DNA-Elemente zur Induktion der Gentranskription an zahlreichen Promotoren führen oder
auch eine Suppression der transkriptionellen Aktivierung über Inhibierung von Transkriptionsfaktoren
vermitteln [[50 ], [51 ]]. Bezüglich der Zytokingentranskription können Kortikosteroide eine potente Inhibition
der Produktion zahlreicher proinflammatorischer Zytokine (z. B. von IL-1, IFN-γ, IL-6
und TNF) hervorrufen, die den therapeutischen Effekt von Kortikosteroiden bei Asthma
bronchiale erklären könnte. Die Suppression der Zytokingentranskription sowie der
Expression von Adhäsionsmolekülen (z. B. ICAM-1, VCAM) beruhen wenigstens teilweise
auf einer Kortikosteroidvermittelten Inaktivierung der NF-kappaB- und AP1-abhängigen
Gentranskription [[50 ]
[51 ]
[52 ]
[53 ]
[54 ]]. Hierbei hemmen sie die transkriptionelle Aktivität von DNA-gebundenen AP-1-Familienmitgliedern,
bilden mit NF-kappaB p65 einen funktionell inaktiven Komplex oder führen zur transkriptionellen
Aktivierung des Promotors des NF-kappaB sequestrierenden IkappaB-Moleküls [[50 ]
[51 ]
[52 ]].
Kortikosteroide führen jedoch nicht nur zur Modulation der Zytokingenexpression sondern
haben auch potente inhibitorische Effekte auf die Expression eines wichtigen Wachstums-
und Aktivierungsfaktors für eosinophile Granulozyten und Mastzellen, des sog. Stammzellfaktors
(SCF). So konnte gezeigt werden, dass Kortikosteroide die Produktion von SCF in Fibroblasten
hemmen, was möglicherweise zur therapeutischen Wirkung dieser Substanzen bei allergischen
Erkrankungen, wie dem Asthma bronchiale, beiträgt [[53 ]]. In Übereinstimmung mit diesem Konzept konnte kürzlich gezeigt werden, dass eine
Antisense-DNA-Strategie gegen SCF zur Suppression der pulmonalen Entzündung und Bronchokonstriktion
in einem murinen Asthmamodell führt und dass dieser Effekt mit dem einer Kortikosteroidbehandlung
vergleichbar ist [[54 ]]. Auch eine andere Arbeitsgruppe konnte kürzlich über den erfolgreichen Einsatz
von Antisense-DNA an der Lunge berichten, wobei ein allergeninduziertes Modell für
Bronchokonstriktion beim Kaninchen verwendet wurde und das Target der Adenosin-A1-Rezeptor
war [[55 ]]. Ferner konnte in zwei neueren Studien eine Suppression entzündlicher asthmatischer
Reaktionen im Tiermodell durch den Einsatz von Antisense-DNA nachgewiesen werden,
wobei C- plus G-haltige Oligonukleotid-Sequenzen verwendet wurden [[56 ], [57 ]]. Von diesen Sequenzen ist bekannt, dass sie eine Induktion der IL-12 Produktion
bewirken und über ko-stimulatorische Eigenschaften die Produktion von TH1-Zytokinen
induzieren [[58 ]
[59 ]
[60 ]], wodurch der antagonistierende Einfluss dieser Oligonukleotide auf die TH2-vermittelte
pulmonale Entzündung verständlich wird. Die Induktion von TH1-Zytokinen durch diese
Sequenzen ist hierbei auf molekularer Ebene mit einer Aktivierung von MAP- und JNK-Kinasen
und des Transkriptionsfaktors AP-1 assoziiert [[60 ]]. Zusammenfassend scheint ein Einsatz von Antisense-DNA-Sequenzen bei Patienten
mit Asthma bronchiale daher denkbar, zumal für den möglichen erfolgreichen Einsatz
von Antisense-DNA beim Menschen auch erste Daten aus kontrollierten klinischen Studien
sprechen [[61 ], [62 ]].
Als weitere theoretische Alternative zur Behandlung mit Kortikosteroiden kann ein
adenoviraler Gentransfer angesehen werden, bei dem ein Protein oder Antisense-RNA
über einen adenoviralen Vektor in der Zelle exprimiert wird. Hierfür spricht beispielsweise
die Beobachtung, dass Adenoviren sehr gut in vitro und in vivo in bronchiale Epithelzellen
gelangen, was zur Expression von antiinflammatorischen Zytokinen oder anderen Proteinen
in der Lunge verwendet werden könnte [[63 ], [64 ]]. Bei In-vivo-Studien in einem murinen Asthmamodell konnte ferner gezeigt werden,
dass bereits die TH1-dominierte Immunantwort gegen das Adenovirus selbst zur Suppression
der pulmonalen TH2-Entzündung beitragen kann [[65 ]]. Somit erscheint adenoviraler Gentransfer in der Lunge als ein attraktives neues
Therapiekonzept für asthmatische Erkrankungen, das jedoch weiterer Untersuchungen
bedarf. Vor allem müssen hierbei die möglichen Risiken einer Immunantwort gegen Adenoviren
bedacht werden, zumal in jüngster Zeit über Todesfälle nach adenoviralem Gentransfer
beim Menschen berichtet wurde.
Zusammenfassend ergeben sich durch neuere Daten zur Immunpathogenese allergischer
Erkrankungen eine Vielzahl neuer Therapieoptionen für die Behandlung von Patienten
mit allergisch bedingtem Asthma bronchiale. Es ist zu erhoffen, dass es durch diese
Behandlungsansätze gelingt, selektiver und effektiver in den Krankheitsverlauf eingreifen
zu können, als dies bisher durch Gabe von Kortikosteroiden möglich ist [[6 ], [66 ], [67 ]]. Der klinische Stellenwert der neuen experimentellen Therapieansätze bleibt jedoch
abzuwarten; insbesondere sind potenzielle Nebenwirkungen einer systemischen Behandlung
mit pluripotenten rekombinanten Zytokinen und/oder Zytokinantagonisten zu untersuchen
(Abb. [1 ], [2 ]).
Abb. 1 Hypothetisches Schema der Rolle von Mastzellen, eosinophilen Granulozyten und T-Zellen
bei allergischer pulmonaler Entzündung, wie beim Asthma bronchiale. Mastzellen und
eosinophile Granulozyten werden im Rahmen der allergischen Reaktion aktiviert und
setzen Mediatorsubstanzen frei, die die pulmonale Entzündung verstärken. Mastzellen
werden vor allem über die Bindung von spezifischen Antigenen an ihre IgE-Oberflächenantikörper
aktiviert. Ferner werden sie über Stammzellfaktor (SCF) aktiviert, der in der Lunge
von Fibroblasten und Epithelzellen produziert wird. SCF aktiviert ferner auch eosinophile
Granulozyten. Schließlich produzieren T-Zellen in der Lunge bei Asthma nach Antigenexposition
TH2- Zytokine, die zur pulmonalen Entzündung führen.
Abb. 2 Rolle von T-Lymphozyten sowie ihrer Mediatoren bei der asthmatischen pulmonalen Entzündung.
Die T-Zellen produzieren bei asthmatischen Reaktionen nach Antigenpräsentation über
antigen-präsentierende Zellen (APC; über die B7-2/CD28-Interaktion) vor allem die
TH2-Zytokine IL-4 und IL-5, jedoch weniger das THI-Zytokin IFN-γ. Durch diese Verschiebungen
des Zytokingleichgewichts wird eine TH2-dominierte pulmonale Entzündung verursacht.
Ferner sind mögliche immunmodulatorische Therapien für das Asthma bronchiale aufgeführt.
Neben einer antigenspezifischen Therapie sind verschiedene immunmodulatorische Therapieansätze
bei asthmatischen pulmonalen Entzündungen denkbar, die rekombinante Zytokine, neutralisierende
Antikörper, Antisense-DNA, dominant negative Proteine, blockierende Rezeptorproteine
und adenoviralen Gentransfer umfassen [[2 ], [3 ], [6 ], [63 ]
[64 ]
[65 ], [68 ]].
Danksagung
Die Autoren möchten sich bei Herrn Prof. Dr. med. Buhl (III. Med. Klinik der Univ.
Mainz, Schwerpunkt Pneumologie) für seine Unterstützung und hilfreiche Diskussionen
bedanken.