Einleitung
Einleitung
Die chronische Bronchitis gehört zu den häufigsten chronischen Erkrankungen der Atemwege.
Bei etwa 15 - 20 % der Patienten mit chronischer Bronchitis kommt es im Krankheitsverlauf
zu einer Atemwegsobstruktion [[1], [2], [3]] und der Diagnose „chronisch obstruktive Bronchitis”. Das Leitsymptom dieser Erkrankung
stellt die durch die Obstruktion bedingte Belastungsdyspnoe dar. Schätzungen zufolge
beträgt die Prävalenz der chronisch obstruktiven Bronchitis bei Frauen 7 - 8 %, bei
Männern 14 - 17 % [[4]].
Insbesondere im angloamerikanischen Raum werden chronisch obstruktive Bronchitis und
Lungenemphysem als chronic obstructive pulmonary disease (COPD) bezeichnet [u. a.
[5], [6], [7], [8]]. Nach Celli [[5]] kann COPD folgendermaßen definiert werden: „COPD is a disease state characterized
by the presence of airflow obstruction due to chronic bronchitis or emphysema.”
COPD führt zu weitreichenden negativen Folgeerscheinungen beim Patienten. Körperliche
Leistungsfähigkeit und psychisches Wohlbefinden werden eingeschränkt [[9], [10]], insgesamt gesehen kommt es zu einer deutlichen Verringerung der Lebensqualität
[[10], [11], [12], [13]]. Unbehandelt führt die Krankheit zu einer Herabsetzung der Lebenserwartung von
durchschnittlich 10 Jahren [[14]]. Die Erkrankung hat erhebliche sozialmedizinische Auswirkungen. Sie geht häufig
mit Frühberentung und einer hohen Anzahl von Arbeitsunfähigkeitstagen einher [[15]]. Auch erfordert sie oftmals längere stationäre Aufenthalte und vermehrte Arztbesuche
[[16]]. Angaben des Statistischen Bundesamtes zufolge führt die chronische Bronchitis
jährlich zu Kosten von über 12 Milliarden DM [[17]], wobei ca. 40 % der Gesamtkosten durch AU-Tage entstehen. Für das Jahr 1993 ergaben
sich beispielsweise mehr als 30 Millionen AU-Tage [[18]].
Führt man sich sowohl die Auswirkungen der Erkrankung auf die Betroffenen als auch
die sozialmedizinischen Konsequenzen vor Augen, wird die Bedeutung des Patientenverhaltenstrainings
deutlich. Es vermittelt dem Patienten Krankheits- und Behandlungswissen und ermöglicht
den Erwerb eines krankheitsadäquaten Verhaltensrepertoires. Dies ist von großer Bedeutung,
da oftmals bei den Patienten nur ein geringes Wissen über die Krankheit, deren Symptome
und Ursachen, über Verlauf, Prognose und Behandlung vorliegt [[19], [20]]. Das mangelnde Krankheits- und Therapieverständnis kann (wissentlich und unwissentlich)
zu Fehlverhalten auf Seiten des Patienten führen und zu Rückfällen und einem erhöhten
Bedarf an ambulanten und stationären Behandlungen beitragen. Deshalb sollte ein Patientenverhaltenstraining
neben der medikamentösen Therapie, dem körperlichen Training und der Atemphysiotherapie
stets eine Säule in der therapeutischen Behandlung der COPD darstellen.
Ziele des Patientenverhaltenstrainings
Ziele des Patientenverhaltenstrainings
Patientenverhaltenstrainings wurden entwickelt, um Patienten bei der Bewältigung und
Handhabung ihrer chronischen Krankheit zu unterstützen. Gut etabliert sind Schulungsprogramme
bei Asthma bronchiale und Diabetes mellitus.
Mit Hilfe des Patientenverhaltenstrainings soll als übergeordnetes Ziel erreicht werden,
dass der Patient zum „Experten” seiner Krankheit wird und in einem effektiven Ausmaß
zum Selbstmanagement seiner Erkrankung fähig ist.
Voraussetzung für ein effektives Selbstmanagement ist die Förderung des Krankheits-
und Therapieverständnisses. Der Patient muss die Chronizität seiner Erkrankung und
die Notwendigkeit einer lebenslangen Therapie akzeptieren lernen und eine Lebensweise
entwickeln, die an seine krankheitsbedingten Einschränkungen angepasst ist.
Mehr Eigenverantwortlichkeit im Umgang mit seiner Krankheit soll dadurch erreicht
werden, dass der Patient lernt, dass er einen entscheidenden Beitrag für die bestmögliche
Behandlung seiner Erkrankung leisten und deren Verlauf aktiv (sowohl im positiven
als auch im negativen Sinne) beeinflussen kann. Es geht letztendlich darum, die krankheitsbezogene
Selbstwirksamkeit (self-efficacy) des Patienten zu stärken. Von großer Bedeutsamkeit
ist, dass der Patient seine Erkrankung durch Beobachtung seiner Krankheitssymptome
selbständig überwachen und eine ärztlich kontrollierte Anpassung der Medikamente an
den gegenwärtigen Schweregrad der Krankheit durchführen kann. Der Patient soll insbesondere
ein umfassendes Verhaltensrepertoire zur Anwendung in Notfallsituationen erwerben.
Der Erwerb von Copingstrategien und ein effektives Stressmanagement sollen der Selbstwertsteigerung
des Patienten dienen und seine Funktionstüchtigkeit im sozialen Bereich unterstützen.
Die Veränderungen des Patienten auf kognitiver und Verhaltensebene sollen letztendlich
eine akute Verschlechterung des Krankheitsbildes verhindern und die Langzeitprognose
verbessern. Des Weiteren sollen Lebensqualität und Compliance des Patienten gesteigert
und eine Reduktion der direkten und indirekten Krankheitskosten erzielt werden [[20], [21], [22], [23]].
In Einklang mit Donner und Howard [[24]] und Gilmartin [[25]] muss jedoch betont werden, dass die Patientenschulung, um maximal effektiv sein
zu können, kein singuläres Ereignis darstellen darf, sondern als lebenslanger Prozess
aufgefasst werden sollte: Donner und Howard [[24]] führen aus: „As pulmonary rehabilitation is a life-long activity, so will patient
education be a never ending process.” Gilmartin [[25]] äußert sich in ähnlicher Weise: „Teaching is a never-ending process and may need
repetition and reemphasis as the patient's condition changes and for the remainder
of the relationship between the health professional and the patient and family.” Die
Aussagen verdeutlichen die Notwendigkeit von Refresher-Kursen in angemessenen zeitlichen
Abständen.
COPD-Patiententrainingsprogramme und deren Effizienz
COPD-Patiententrainingsprogramme und deren Effizienz
Während bei Asthma bronchiale das Patientenverhaltenstraining als wesentlicher Teil
der Therapie angesehen wird und seine Effektivität sowohl im stationären als auch
im ambulanten Bereich gut belegt ist (Bad Reichenhaller Modell des Patiententrainings
[[26], [27], [28]]; Asthma-Behandlungs- und Schulungsprogramm ABUS und ambulantes Fürther Asthma-Schulungsprogramm
AFAS [[29], [30], [31]]), liegen - wie eine ausführliche Literaturrecherche in den Datenbanken Medline
und Psychlit ergab - nur wenige Patientenschulungen bei COPD vor und nur wenige Studien
setzen sich mit deren Effektivität auseinander [[32], [33], [34], [35], [36], [37], [38], [39], [40]]. Es handelt sich hierbei um Evaluationsstudien von einzelnen Trainingsprogrammen,
in denen ausschließlich Patienten mit COPD geschult wurden. Diesen Studien gilt unser
Hauptinteresse.
Einen Sonderfall stellt eine Vorgehensweise dar, bei der eine gemeinsame Schulung
für Patienten mit Asthma bronchiale und COPD durchgeführt und die Effekte des Trainings
separat für beide Behandlungsgruppen analysiert wurden [[26]]. Wir haben es hier mit einer krankheitsübergreifenden Schulungsform zu tun, die
nicht speziell auf das Krankheitsbild der COPD zugeschnitten ist.
Insgesamt gesehen finden sich in der Literatur häufiger Studien, in denen umfassende
Rehabilitationsprogramme, bei denen das Patientenverhaltenstraining bei COPD nur eine
Komponente des Maßnahmenpakets darstellt, evaluiert werden [[41], [42], [43], [44], [45], [46], [47], [48]]. Diese Studien erlauben jedoch keine Rückschlüsse auf den geleisteten Beitrag des
Patientenverhaltenstrainings. Sie werden bei der Darstellung des Forschungsstandes
des COPD-Patiententrainings nicht berücksichtigt, werden aber in die Beschreibung
der Trainingskonzepte und -inhalte einbezogen.
In diversen Studien wird von einem weiteren Ansatz ausgegangen. Dort wird die Effektivität
von Reha-Programmen bzw. Kombinationen von einzelnen Rehakomponenten (z. B. körperliches
Training und Patientenverhaltenstraining) mit dem ausschließlichen Patientenverhaltenstraining
verglichen, wobei die Verhaltenstrainingsgruppe als Kontrollgruppe eingesetzt wird
[[7], [49], [50]]. Diese Zugangsweise ermöglicht lediglich indirekt Schlussfolgerungen über die Effektivität
des Patiententrainings bei COPD.
Wie bereits erwähnt, gibt es insgesamt gesehen nur wenige Studien, die sich ausschließlich
mit der Evaluierung des Patiententrainings bei COPD auseinandersetzen. Auch die Metaanalyse
von Lacasse et al. [[51]], die sich mit der Effektivität einzelner Komponenten der Rehabilitation auseinandersetzt,
zeigt, dass gegenwärtig ein Mangel vorliegt. Die Autoren konnten nur zwei Studien
ermitteln, die sich mit dieser Thematik beschäftigten: Ashikaga et al. [[32]] und Howland et al. [[36]]. Beide Studien weisen nach Lacasse et al. [[51]] methodische Mängel auf, so dass ihre Ergebnisse infrage zu stellen sind. Bei der
Studie von Ashikaga et al. [[32]] handelt es sich zwar um eine randomisierte kontrollierte Studie, die Validität
ihres Messinstruments ist aber nicht gewährleistet. Auch die Untersuchung von Howland
et al. [[36]] ist auf Grund des Studiendesigns (nichtrandomisierte Kohortenstudie) und der eingesetzten
Messinstrumente problematisch.
Weiterhin sind auch der Metaanalyse von Devine und Pearcy [[52]] Aussagen über die Effektivität des Patientenverhaltenstrainings zu entnehmen. Die
Ergebnisse basieren jedoch in der Regel nur auf wenigen Studien, was - wie die Autoren
selbst einräumen - die Zuverlässigkeit der ermittelten Effekte einschränkt. Zudem
wird die Vorgehensweise in den einzelnen Studien von Devine und Pearcy [[52]] nicht näher beschrieben. Folgende Größen wurden betrachtet: psychisches Wohlbefinden,
Ausdauer, Symptomstatus, Lungenfunktion, Wissen über psychomotorische Fertigkeiten
(i.d.R. Korrektheit der Anwendung von inhalativen Medikamenten), Patientencompliance
und Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen. Die Autoren konstatieren, dass ein
Patientenverhaltenstraining nur einen signifikanten förderlichen Effekt auf das Wissen
über psychomotorische Fertigkeiten hatte. Nichtsignifikante Effekte von kleiner bis
mittlerer Ausprägung ergaben sich in Bezug auf Patientencompliance und Inanspruchnahme
medizinischer Leistungen.
In der BRD konnte durch die Literaturrecherche nur eine Evaluationsstudie mit einem
zweijährigem Follow-up eruiert werden. Es handelt sich um ein ambulantes Patientenverhaltenstraining
für Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (Ambulantes
Fürther Schulungsprogramm für Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis und
Lungenemphysem AFBE) [[34], [35]]. Die Pilotstudie bezog - wie die Autoren selbst einräumen - jedoch nur eine kleine
Stichprobe von 21 Patienten ein, was die externe Validität der Ergebnisse einschränkt.
Problematisch ist insbesondere das Fehlen einer Kontrollgruppe. Veränderungen zwischen
Prä- und Post-Testung können beim einfachen Eingruppenplan nicht eindeutig auf die
durchgeführte Intervention zurückgeführt werden. Andere verändernde Einflüsse sind
nicht auszuschließen (z. B. „normaler” Verlauf der Erkrankung, Testungseffekte). Auch
wurde der Aspekt der Lebensqualität nicht erfasst. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität
gewinnt jedoch gegenwärtig als Outcome-Variable zunehmende Bedeutung für die Evaluierung
von Rehabilitationsmaßnahmen bei chronischen Erkrankungen wie Asthma oder COPD [vgl.
[53]].
In den folgenden Studien, die sich mit der Effektivität des Patientenverhaltenstrainings
bei COPD befassten, wurden unter anderem folgende Größen untersucht: Lebensqualität,
Krankheitsverlauf, Symptomstatus, Medikamentenverbrauch, Selbstmanagement, Coping,
Selbstwirksamkeit/locus of control, körperliche Leistungsfähigkeit, psychische Gesundheit,
soziale Funktionstüchtigkeit, Wissen über Krankheit und Medikamente, Lungenfunktion
und Rauchverhalten.
Hervorzuheben wäre jedoch, dass die Studiendesigns der einbezogenen Untersuchungen
von unterschiedlicher Qualität sind. Neben methodisch hochwertigen randomisierten
kontrollierten Studien gibt es auch kontrollierte Studien, bei denen keine Randomisierung
durchgeführt wurde. Bei einem kleinen Teil der Untersuchungen wurden lediglich einfache
Eingruppenpläne eingesetzt. Die Ergebnisse dieser Studien sollten - wie bereits erwähnt
- nur mit Vorbehalt betrachtet werden. In Tab. [1] werden alle Ergebnisse zusammengefasst und zwecks Beurteilung der Qualität der Studie
jeweils eine Kurzcharakteristik des Studiendesigns angeführt.
Getrennt nach den jeweils untersuchten Zielgrößen geben wir im folgenden eine kurze
Zusammenfassung der Ergebnisse. Bei der Ergebnisdarstellung werden alle randomisierten
kontrollierten Studien mit einem Zeichen (*) gekennzeichnet. Studien, bei denen die
Verhaltenstrainingsgruppe lediglich als Kontrollgruppe fungierte, werden mit einem
(k) gekennzeichnet.
Lebensqualität
Drei Studien untersuchten den Einfluss des Patientenverhaltenstrainings auf die Lebensqualität.
Der Vergleich des Lebensqualitätsscores von Schulungs- und Kontrollgruppe ergab bei
Sassi-Dambron et al. [[39]*] und Watson et al. [[40]*] keine kurz- und/oder langfristige Zunahme der Lebensqualitätswerte durch das Patientenverhaltenstraining.
Bei Petro et al. [[26]] wurde ein positiver Trainingseffekt ermittelt. Ein Jahr nach der Rehabilitation
hatte in der Patientengruppe die wahrgenommene Beeinträchtigung privater und beruflicher
Aktivitäten abgenommen.
In der Studie von Wedzicha et al. [[50]
k], in der die Verhaltenstrainingsgruppe als Kontrollgruppe eingesetzt wurde und die
Experimentalgruppe ein umfassenderes Programm erhielt (körperliches Training und Verhaltenstraining),
führte das alleinige Verhaltenstraining nur bei Patienten mit mäßiger Atemnot zu einer
bedeutsamen Verbesserung der Lebensqualitätswerte. Bei schwerer eingeschränkten Patienten
war keine Verbesserung feststellbar. Als Erhebungsinstrument wurde der Chronic Respiratory
Disease Questionnaire eingesetzt. Die Verwendung des St. George Hospital Respiratory
Questionniares ergab hingegen keine bedeutsamen Unterschiede zwischen Experimental-
und Kontrollgruppe.
Tab. 1Zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse der Evaluation von COPD-Patientenverhaltenstrainings
und Kurzcharakteristik des Studiendesigns
Messparameter |
Autoren/Studiendesign |
Das COPD-Patiententraining ergab: |
Lebensqualität |
[[39]]1
|
Keine bedeutsame Veränderung der Lebensqualitätswerte |
|
[[40]]1
|
Keine bedeutsame Veränderung der Lebensqualitätswerte |
|
[[26]]2
|
Wahrnehmung beruflicher und privater Beeinträchtigungen nahm ab |
Krankheitsverlauf |
[[38]]1
|
Anstieg der Hausarztbesuche, Zunahme der Lebenserwartung |
|
[[26]]2
|
Keine bedeutsamen Effekte bzgl. Häufigkeit von Notfallbehandlungen und Anzahl und
Dauer von Krankenhausaufenthalten |
|
[[34], [35]]3
|
Nach 1 Jahr: Abnahme der schweren Exazerbationen, Abnahme der Häufigkeit der Phasen
mit starker Atemnot, der Krankenhaustage und Hausarztbesuche.Nach 2 Jahren: Abnahme
der Krankenhaustage blieb stabil, es kam wieder zu einer Zunahme der schweren Exazerbationen |
Symptomstatus |
[[54]]1
|
Keine Abnahme von Atemnot |
|
[[39]]1
|
Keine Abnahme von Atemnot |
|
[[36]]2
|
Keine Abnahme von Atemnot, Husten, Auswurf und Atemgeräuschen |
|
[[26]]2
|
Keine Abnahme von Atemnot, Husten und Auswurf |
Medikamente |
[[38]]1
|
Verschreibung eines größeren Medikamentenspektrums |
Selbstmanagement |
[[40]]1
|
Verbesserung des Selbstmanagements bei Symptomverschlechterung |
|
[[26]]2
|
Keine Zunahme der Anzahl selbständiger Dosisanpassungen bei Exazerbationen |
|
[[34], [35]]3
|
Nach 1 Jahr: Zunahme der Selbstkontrolle der Erkrankung durch Peakflowmeter. Nach
2 Jahren: Selbstkontrolle nimmt wieder ab |
Coping |
[[37]]3
|
Keine Veränderung der Copingstrategien |
Selbstwirksamkeit/locus of control |
[[36]]2
|
Signifikante Verbesserung der wahrgenommenen Selbstwirksamkeit |
Körperliche Leistungsfähigkeit |
[[38]]1
|
Objektive Maße: Keine Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit |
|
[[39]]1
|
Keine Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit |
|
[[36]]2
|
Selbsteinschätzung des Patienten: Keine Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit |
Soziale Funktionstüchtigkeit |
[[32]]1
|
Keine Verbesserung der sozialen Funktionstüchtigkeit |
|
[[55]]1
|
Verbesserung der sozialen Funktionstüchtigkeit |
|
[[36]]1
|
Keine Verbesserung der sozialen Funktionstüchtigkeit |
Psychische Gesundheit |
[[55]]1
|
Positive Effekte in Bezug auf Befinden (Depressivität, Ärger, Müdigkeit) |
|
[[38]]1
|
Kein positiver Effekt auf psychisches Befinden |
|
[[54]]1
|
Abnahme psychischer Auffälligkeiten |
|
[[39]]1
|
Kein positiver Effekt auf psychisches Befinden |
|
[[36]]2
|
Kein positiver Effekt auf psychisches Befinden |
Krankheits- und Medikamentenwissen |
[[32]]1
|
Wissenzuwachs |
|
[[26]]2
|
Kein Wissenzuwachs |
|
[[33]]3
|
Wissenzuwachs |
|
[[34]]3
|
Wissenzuwachs |
Lungenfunktion |
[[38]]1
|
Keine Verbesserung der Lungenfunktionswerte |
|
[[54]]1
|
Keine Verbesserung der Lungenfunktionswerte |
|
[[40]]1
|
Keine Verbesserung der Lungenfunktionswerte |
|
[[34]]3
|
Keine Verbesserung der Lungenfunktionswerte |
Rauchverhalten |
[[54]]1
|
Keine Veränderung des Rauchverhaltens |
|
[[34]]3
|
Keine Veränderung des Rauchverhaltens |
Diät/Ernährung |
[[56]]3
|
Wissenzuwachs bzgl. Ernährung. Zunahme des Verständnisses des Zusammenhangs zwischen
Diät und Gesundheit |
1randomisierte kontrollierte Studie 2kontrollierte Studie 3Eingruppenplan |
Krankheitsverlauf
In Bezug auf diese Outcome-Variable wurden divergierende Ergebnisse ermittelt. Bei
Dhein et al. [[34]] führte ein ambulantes Verhaltenstraining nach einem Jahr zu einer Reduktion der
schweren Exazerbationen, der Häufigkeit der Phasen mit starker Atemnot, der Krankenhausbehandlungstage
und der Hausarztbesuche. Eine Messung zwei Jahre nach Ende des Verhaltenstrainings
[[35]] ergab, dass die Reduktion der Krankenhausbehandlungstage dauerhaft war, allerdings
wurde wieder eine Zunahme der schweren Exazerbationen festgestellt. Petro et al. [[26]] ermittelten ein Jahr nach der Rehabilitation keine bedeutsamen Unterschiede in
der Häufigkeit von Notfallbehandlungen und in der Anzahl und Dauer von Krankenhausaufenthalten
zwischen der geschulten Patientengruppe und der Kontrollgruppe.
Bei Littlejohns et al. [[38]*] resultierte aus der Schulung und Symptom- und Therapiekontrolle durch einen Gesundheitsberater
- wider Erwarten - ein Anstieg der Hausarztbesuche. Diese Interventionsmaßnahme hatte
jedoch einen deutlich positiven Effekt auf die Lebenserwartung: Die Patienten der
Untersuchungsgruppe hatten im Vergleich zur unbehandelten Kontrollgruppe eine deutlich
höhere Lebenserwartung.
Symptomstatus
In den vorliegenden Studien konnte keine Verbesserung des Symptomstatus nachgewiesen
werden. Untersucht wurden Atemnot [[26], [36], [39]*, [54]*], Husten, Auswurf [[26], [36]] und Atemgeräusche [[36]].
Medikamente
Es liegen hierzu nur die Ergebnisse einer Studie vor. Bei Littlejohns et al. [[38]*] wurde den Patienten der Experimentalgruppe, die eine Schulung und Symptom- und
Medikamentenüberwachung durch einen Gesundheitsberater erhielten, im Vergleich zur
konventionell betreuten Kontrollgruppe eine größere Breite von Medikamenten verschrieben.
Selbstmanagement
Auch hier ergaben sich divergierende Befunde. Dhein et al. [[34], [35]] ermittelten ein Jahr nach dem Patientenverhaltenstraining eine signifikante Verbesserung
der Selbstkontrolle der Erkrankung durch Peakflowmeter-Messung. Zwei Jahre nach dem
Training war die Selbstkontrolle mittels Peakflowmeter wieder im Abnehmen begriffen.
Bei Watson et al. [[40]*] führte die Unterweisung in den Gebrauch eines Aktionsplanes nach sechs Monaten
zu einer signifikanten Verbesserung des Selbstmanagements bei Symptomverschlechterung.
Petro et al. [[26]] konnten hingegen ein Jahr nach dem Verhaltenstraining keine Zunahme der Anzahl
selbständiger Dosisanpassungen bei Exazerbationen ermitteln.
Coping
Hierzu liegt nur eine Studie vor. Bei Janelli et al. [[37]] ergab sich direkt im Anschluss an das Patientenverhaltenstraining keine bedeutsame
Veränderung der Coping-Strategien. Die Patienten setzten auch nach dem Verhaltenstraining
häufiger affektive im Vergleich zu problemlösenden Copingstrategien ein.
Selbstwirksamkeit/locus of control
Bei Howland et al. [[36]] führte das Patientenverhaltenstraining zu einer signifikanten Verbesserung der
wahrgenommenen Selbstwirksamkeit.
In der Studie von Scherer et al. [[7]
k], bei der die Effekte des Patientenverhaltenstrainings mit denen einer Kombination
aus Verhaltenstraining und körperlichem Training verglichen wurden, ergab sich einen
Monat nach der Intervention in der Verhaltenstrainingsgruppe eine signifikante Zunahme
des Gefühls der Selbstwirksamkeit, nach sechs Monaten lagen die Werte jedoch wieder
auf dem Ausgangsniveau. Die Kombination von Verhaltenstraining und körperlichem Training
führte hingegen sowohl zu einer kurz- als auch zu einer längerfristigen Verbesserung
der Selbstwirksamkeitsscores.
Körperliche Leistungsfähigkeit
Weder in der Studie von Littlejohns et al. [[38]*] noch in der von Sassi-Dambron et al. [[39]*] konnte eine Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit erzielt werden.
Auch in den Studien von Toshima et al. [[49]
k] und Wedzicha et al. [[50]
k], bei denen die Verhaltenstrainingsgruppe als Kontrollgruppe fungierte, führte das
Patientenverhaltenstraining allein zu keiner bedeutsamen Verbesserung der körperlichen
Leistungsfähigkeit. Dieses Ergebnis wurde bei Wedzicha et al. [[50]
k] sowohl bei unterrichteten Patienten mit schwerer und als auch mit mäßiger Atemnot
erzielt.
In der Studie von Howland et al. [[36]], in der keine objektiven Maße der körperlichen Leistungsfähigkeit verwendet wurden,
sondern die Selbsteinschätzung des Patienten herangezogen wurde, ergaben sich ebenfalls
keine bedeutsamen Unterschiede zwischen geschulten und ungeschulten Patienten.
Psychische Gesundheit
In den Studien von Howland et al. [[36]], Littlejohns et al. [[38]*] und Sassi-Dambron et al. [[39]*] wurde kein positiver Effekt des Patientenverhaltenstrainings auf das psychische
Befinden (Depressivität, Ängstlichkeit) der Patienten ermittelt. Prince und Helm [[54]*] berichten von Ergebnissen, die für eine Abnahme psychiatrischer Symptome in der
Verhaltenstrainingsgruppe sprechen. Auch bei van den Broek et al. [[55]*] führte ein Patientengesundheitstraining zu positiven Effekten, und zwar in Bezug
auf Depressivität, Ärger und Müdigkeit.
Soziale Funktionstüchtigkeit
Howland et al. [[36]] ermittelten ein Jahr nach dem Patientenverhaltenstraining keine signifikanten Unterschiede
zwischen der Trainingsgruppe und der Kontrollgruppe in Bezug auf die soziale Funktionstüchtigkeit.
Auch bei Ashikaga et al. [[32]*] konnte vier Monate nach dem Verhaltenstraining keine signifikante Verbesserung
der wahrgenommenen sozialen Leistungsfähigkeit in der Verhaltenstrainingsgruppe festgestellt
werden. Eine Verbesserung trat jedoch bei der nicht-trainierten Kontrollgruppe auf.
Diese Gruppe war zwar nicht unterrichtet worden, hatte allerdings eine Informationsbroschüre,
die die Grundlage für das Patiententraining darstellte, erhalten. Im Gegensatz zu
Howland et al. [[36]] und Ashikaga et al. [[32]*] konnten van den Broek et al. [[55]*] drei Monate nach einem Gesundheitstraining eine Verbesserung der sozialen Funktionstüchtigkeit
feststellen.
Krankheits- und Medikamentenwissen
Vier Studien untersuchten, ob das Patientenverhaltenstraining zu einem Wissenszuwachs
führt. In drei Studien [[32]*, [33], [34]] wurde ein positiver Effekt festgestellt, bei Petro et al. [[26]] zeigten sich im Hinblick auf diese Variable keine bedeutsamen Schulungseffekte.
Lungenfunktion
In den Studien von Dhein et al. [[34]], Littlejohns et al. [[38]*], Prince und Helm [[54]*] und Watson et al. [[40]*] führte die Schulung zu keiner bedeutsamen Verbesserung von Lungenfunktionswerten.
Rauchverhalten
Das Rauchverhalten wurde nur in zwei Studien berücksichtigt. Beide Untersuchungen
ermittelten keine Veränderung im Rauchverhalten im Anschluss an das Patiententraining
[[54*]] bzw. zwei Jahre danach [[34]].
Diät/Ernährung im Allgemeinen
Mackay [[56]] untersuchte die Effektivität einer Diätschulung bei COPD. Diese Schulung führte
zu einer Vermehrung des Wissens über Ernährung und einem besseren Verständnis des
Zusammenhangs zwischen Diät und Gesundheit.
Führt man sich die Ergebnisse vor Augen, kann die Schlussfolgerung gezogen werden,
dass die Studien insgesamt betrachtet keinen eindeutigen Nachweis der Effektivität
des COPD-Patientenverhaltenstrainings erbringen konnten.
Patientenverhaltenstrainingskonzepte
Patientenverhaltenstrainingskonzepte
Bei den uns vorliegenden Patientenverhaltenstrainingskonzepten haben wir es in der
Regel mit (mehr oder weniger ausführlichen) Unterrichtsprogrammen zu tun, in einem
Fall erfolgt lediglich eine Unterweisung in den Gebrauch eines Aktionsplans zum Selbstmanagement
bei COPD (inklusive Informationsbroschüre) [[40]], in einem anderen Fall wird ein audiovisuelles Instruktionsprogramm [[33]] eingesetzt.
Zumeist werden ausschließlich Patienten geschult, bei Ashikaga et al. [[32]] und Ketelaars et al. [[43]] ist eine gemeinsame Schulung von Patienten und Angehörigen vorgesehen. Beim audiovisuellen
Instruktionsprogramm von Black und Mitchell [[33]] ist die Anwesenheit des Ehepartners eingeplant.
Häufig wird in Gruppen geschult. Bei Ojanen et al. [[45]] und Perry [[46]] gibt es sowohl Gruppensitzungen als auch Einzelgespräche, während bei Littlejohns
et al. [[38]] ausschließlich eine Einzelbetreuung durch einen Gesundheitsberater vorgesehen ist.
Toshima et al. [[49]] und Ashikaga et al. [[32]] legen weiterhin besonderen Wert darauf, dass Gelegenheiten zur Gruppendiskussion
geschaffen werden.
Die Trainingsprogramme sind oftmals umfangreich. Sie setzen sich u. a. mit Krankheitsbild
und -verlauf, krankheitsauslösenden und -verschlechternden Reizen, Therapiemöglichkeiten
und Selbstmanagementstrategien auseinander. Seltener wird nur ein Lernziel angegangen.
So streben z. B. Sassi-Dambron et al. [[39]] das Erlernen von Strategien zur optimalen Handhabung der Atemnot an, Mackay [[56]] intendiert die Verbesserung des Wissens über die optimale Ernährung bei COPD.
Partiell variieren die Trainingskonzepte in Abhängigkeit vom Schweregrad der Erkrankung.
So bieten Howland et al. [[36]] und Wedzicha et al. [[50]] unterschiedliche Verhaltenstrainings für Patienten mit leichter bzw. schwerer Atemwegserkrankung
an.
Bei Scherer et al. [[7]] wird die Auswahl der Trainingsinhalte an die Bedürfnisse der einzelnen Teilnehmer
angepasst. Es werden nur Themen aufgegriffen, die für die Patienten von persönlicher
Relevanz sind. So wird beispielsweise die Raucherentwöhnung nicht standardmäßig, sondern
optional durchgeführt. Spezifische Probleme einzelner Patienten werden im Rahmen einer
individuellen Beratung angegangen. So erfolgt z. B. bei Ernährungsproblemen eine Unterstützung
durch eine Diätassistentin.
Zur Optimierung des Trainings, das dem Erlernen von Strategien bei Atemnot dient,
erheben Scherer und Schmieder [[47]] die individuellen Trainingsziele des einzelnen Patienten und erfragen, in welchen
Bereichen es ihnen an Kompetenzüberzeugung im Umgang mit der Atemnot fehlt.
Als Schuler/Trainer sind alle infrage kommenden Berufsgruppen (Ärzte, Psychologen,
Krankenschwestern etc.) vertreten. Das Patientenverhaltenstraining wird teilweise
von einem interdisziplinären Team [u. a. [37], [43]] durchgeführt, oftmals wird es jedoch von einer Krankenschwester [[7], [40], [47]] vorgenommen.
Es gibt stationäre [u. a. [26], [41], [42], [43], [45]] und ambulante Trainingsprogramme [u. a. [34], [37], [42], [47], [48], [50], [54]]. Bei Wedzicha et al. [[50]] werden Patienten mit schwerer Atemwegsobstruktion sogar zu Hause geschult.
Der Unterricht findet häufig ein- bis zweimal in der Woche in einem Zeitraum von 4
- 8 Wochen statt [u. a. [7], [37], [39], [50], [54]]. Bei Dhein et al. [[34]], Perry [[46]] und Petro et al. [[26]] erfolgen die Sitzungen an 3 - 5 aufeinander folgenden Tagen. Die Angaben zur Größe
der unterrichteten Gruppen variieren von 3 - 12 Teilnehmern.
Inhalte der Patientenverhaltenstrainingsprogramme bei COPD
Inhalte der Patientenverhaltenstrainingsprogramme bei COPD
Eine Reihe von als grundsätzlich zu erachtenden Unterrichtseinheiten ist zumeist integraler
Bestandteil der Trainingsprogramme: Atemwegsanatomie bzw. -physiologie und/oder Pathophysiologie
[u. a. [7], [26], [32], [33], [34], [36], [37], [39], [41], [42], [45], [50], [54]] und medikamentöse Therapie [[26], [32], [33], [34], [36], [40], [41], [42], [44], [50]]. Häufig werden auch Aspekte wie Sport/körperliche Aktivität, Husten- und/oder Atemtechniken
[u. a. [7], [26], [32], [34], [36], [39], [40], [44], [45], [50], [54]] bei der Beschreibung des Verhaltenstrainings angeführt. Entspannungstechniken bzw.
Stressmanagement werden u. a. von Ashikaga et al. [[32]], Howland et al. [[36]], Janelli et al. [[37]], Prince und Helm [[54]], Sassi-Dambron et al. [[39]], Scherer et al. [[7]] und Wedzicha et al. [[50]] berücksichtigt. Auch Diät/Ernährung wird häufig in den Schulungen angesprochen
[[7], [26], [32], [36], [37], [40], [41], [44], [50], [54]].
Als weitere Unterrichtseinheit wird u. a. von Büchi et al. [[41]], Dhein et al. [[34]], Perry [[46]] und Petro et al. [[26]] die Selbstkontrolle der Erkrankung aufgenommen. Dhein et al. [[34]], Sassi-Dambron et al. [[39]] und Watson et al. [[40]] berücksichtigen explizit das Verhalten im Notfall. Sassi-Dambron et al. [[39]] setzen Atemtechniken und Entspannungsverfahren zur Panikkontrolle bei Atemnot ein
und versuchen zusätzlich angstverstärkende Gedanken durch positive, beruhigende zu
ersetzen.
Ein weiteres Thema von Sassi-Dambron et al. [[39]] stellt die Arbeitsvereinfachung im Alltag dar (z. B. Koordination der Atmung mit
den Tätigkeiten). Auch Mall und Medeiros [[44]] und Watson et al. [[40]] beschäftigen sich in einer Unterrichtseinheit mit dieser Thematik.
Im Patientenverhaltenstraining von Petro et al. [[26]] wird speziell auf die durch die Krankheit bedingten Probleme im Alltagsleben (Beruf,
Familie und Freizeit) eingegangen.
Umweltgefahren/verschlimmernde Reize gehören u. a. zum Repertoire der Schulungen von
Büchi et al. [[41]], Howland et al. [[36]] und Petro et al. [[26]].
Eine Reihe von Programmen enthält zudem eine Unterrichtseinheit, die sich speziell
mit dem Rauchen auseinandersetzt (insbesondere mit der Raucherentwöhnung) [u. a. [34], [40], [41], [44], [50], [54]].
Bei Büchi et al. [[41]] stellt eine Trainingskomponente die psychologische Einzelberatung dar. Vereinzelt
werden Themen wie Sauerstofflangzeittherapie [[34], [40], [50]], Zukunftsplanung und Schlaf [[40]] bei der Beschreibung des Trainings angeführt.
Einen Überblick über die Inhalte der Patientenverhaltenstrainingsprogramme liefert
Tab. [2].
Resümee/Ausblick
Resümee/Ausblick
Bislang gibt es vergleichsweise wenige Konzepte für COPD-Patientenverhaltenstrainings
und diese sind zudem unzureichend evaluiert. In der BRD liegen keine Studien vor,
die sich mit der Effizienz des COPD-Verhaltenstrainings im Rahmen der stationären
Rehabilitation auseinandersetzen.
Oftmals wird die Effektivität von umfassenden ambulanten und stationären Rehabilitationsprogrammen,
bei denen das Patientenverhaltenstraining nur eine Komponente darstellt, untersucht.
Diese Studien erlauben jedoch keine Aussage über den Wirkungsbeitrag des Patientenverhaltenstrainings.
Weiterhin wurden Verhaltenstrainingsgruppen als Kontrollgruppen bei umfassenden Rehaprogrammen
eingesetzt. Diese Vorgehensweise ermöglicht nur mit Einschränkung Schlussfolgerungen
hinsichtlich der Effektivität des Patientenverhaltenstrainings.
Betrachtet man die Ergebnisse der vorliegenden Evaluationsstudien fällt die Heterogenität
der Befundlage auf. Ein möglicher Grund hierfür könnte neben den Unterschieden im
Studiendesign (Eingruppenpläne, randomisierte kontrollierte Studien, quasiexperimentelle
Versuchspläne etc.) auch die Variationsbreite der Trainingskonzepte und -inhalte sein.
Eine nicht zu vernachlässigende Rolle spielt möglicherweise auch die Heterogenität
der Patientenstichprobe. Die Patientenstichproben der Studien unterscheiden sich insbesondere
im Schweregrad der Erkrankung. Auch die Verschiedenheit der eingesetzten Erfassungsinstrumente
pro Zielgröße sowie deren teilweise unzureichende Validierung könnten als weitere
Gründe angeführt werden.
Es muss auch in Erwägung gezogen werden, dass bestimmte Verhaltenstrainingskonzepte
in Abhängigkeit von Patientenmerkmalen unterschiedlich effektiv sein könnten. Diese
Fragestellung wurde in den bisherigen Untersuchungen eher vernachlässigt.
Insgesamt gesehen ist dringender Forschungsbedarf gegeben. Wir können uns nur Lacasse
et al. [[51]] anschließen, die ausführen: „The few studies on education high-light an area for
further clinical evaluation”.
Tab. 2Inhalte der Patientenschulung
Inhalte |
Autoren |
Atemwegsanatomie, -physiologie und/oder Pathophysiologie |
u. a. [[7], [26], [32], [33], [34], [36], [37], [39], [41], [42], [45], [46], [50], [54]] |
medikamentöse Therapie |
u. a. [[26], [32], [33], [34], [36], [40], [41], [42], [44], [45], [50]] |
Sport/körperliche Aktivität |
u. a. [[26], [32], [34], [36], [44], [45]] |
Husten- und/oder Atemtechnik |
u. a. [[7], [26], [32], [33], [36], [39], [44], [50], [54]] |
Entspannungstechniken bzw. Stress-management |
u. a. [[7], [32], [36], [37], [39], [42], [54]] |
Diät/Ernährung |
u. a. [[7], [26], [32], [36], [37], [40], [41], [44], [50], [54], [56]] |
Selbstkontrolle der Erkrankung |
u. a. [[26], [34], [41], [46]] |
Verhalten im Notfall |
u. a. [[34], [39], [40]] |
Umweltgefahren/verschlimmernde Reize |
u. a. [[26], [36], [41]] |
Rauchen |
u. a. [[34], [40], [41], [44], [50], [54]] |
Techniken zur Arbeitsvereinfachung im Alltag |
u. a. [[36], [39], [40], [44]] |
krankheitsbedingte Probleme im Alltagsleben (Beruf, Familie und Freizeit) |
u. a. [[26]] |
psychologische Einzelberatung |
u. a. [[41]] |
Sauerstofflangzeittherapie |
u. a. [[34], [40], [50]] |
Zukunftsplanung |
u. a. [[40]] |
Reisen |
u. a. [[36], [50]] |
Schlaf |
u. a. [[40]] |