In jüngster Zeit kommt es zu neuen Herausforderungen
im Bereich gastrointestinaler Infektionen. Dies liegt einmal daran,
dass sowohl bei Immunkompetenten als auch bei Immuninkompetenten
in den letzten Jahren neue Erreger beschrieben wurden, zum anderen auch
daran, dass durch den stetig wachsenden weltweiten Tourismus immer
mehr gastrointestinale Infektionen importiert werden. Die Therapie
der infektiösen akuten Enteritis hat in erster Linie eine
Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution zum Ziel.
Protozoeninfektionen
Protozoeninfektionen
Giardia lamblia
Eine Behandlung der Giardia-lamblia-Infektion ist in erster Linie
bei chronischen Verläufen notwendig. Als Mittel der Wahl
gilt Metronidazol, entweder als Kurztherapie mit täglich
2 g für 3 Tage oder mit täglich
3 × 400 mg für 5 - 7
Tage. Bei Kindern sollte 15 mg/kg/Tag (maximal
750 mg) über 10 Tage gegeben werden. Alternativ zu Metronidazol
kann auch Tinidazol entweder 2 g täglich
für 2 Tage oder 1 g täglich
für 5 Tage gegeben werden. Für Kinder wird eine
einmalige Gabe von 50 - 75 mg/kg
empfohlen. Außer diesen Substanzen kann auch Mepacrin (Quinacrin)
100 mg (Kinder 2 mg/kg) 3 × täglich für
5 - 7 Tage oder Furazolidon 100 mg
4 × täglich für 7 - 10
Tage, bei Kindern 2 mg/kg 3 × täglich
für 7 - 10 Tage verabreicht
werden. Die Effektivität der Medikamente liegt bei über
90 %, nur bei Furazolidon ist sie etwas niedriger [1]
. Keines dieser Medikamente ist in
der Schwangerschaft zugelassen. Hier könnte Paromomycin
verwendet werden, das eine gewisse Aktivität gegen Giardia
lamblia besitzt und kaum resorbiert wird. Da Giardia lamblia meist
durch kontaminiertes Trinkwasser übertragen wird, sind
hygienische Maßnahmen zur Vermeidung solcher Infektionen
sinnvoll. Zur Zeit werden Anstrengungen unternommen, einen Impfstoff
zu entwickeln; hierbei scheint die Induktion einer lokalen IgA-Antwort
gegen Giardia-lamblia-Antigene von großer Bedeutung zu
sein [2].
Amöben
Als Mittel der Wahl gilt bei der Amöbenkolitis Metronidazol 3 × 800 mg/Tag über
10 Tage. Alternativ kann auch mit Tinidazol 3 × 800 mg
pro Tag über 5 Tage behandelt werden. In ca. 10 - 15 % der
Fälle muss mit Therapieversagen gerechnet werden. Um die
Rezidivrate zu verringern, kann man an eine Metronidazoltherapie
eine Therapie mit Diloxanidfuroat 500 mg 3 × pro
Tag über 10 Tage anschließen. In schweren Fällen
wird eine Kombinationstherapie aus Chloroquin und Dihydroemetin
empfohlen. Patienten, die asym-ptomatisch pathogene Amöben
ausscheiden, sollten mit Idoquinol 650 mg 3 × pro
Tag über 20 Tage oder mit Paromomycin 500 mg 3 × pro
Tag über 7 Tage oder mit Diloxanidfuroat 500 mg
3 × pro Tag über 10 Tage saniert werden [3].
kurzgefasst: Die Therapie der ersten
Wahl bei einer Lamblien- und Amöbeninfektion ist die Therapie
mit Metronidazol. Die Dauer und Dosis der Behandlung unterscheiden
sich allerdings. Bei der Lamblieninfektion können 2 g Metronidazol
oral täglich für 3 Tage oder täglich
3 × 400 mg Metronidazol für
5 - 7 Tage gegeben werden. Bei der Amöbeninfektion
wird in der Regel 3 × 800 mg
Metronidazol für 10 Tage empfohlen.
Bakterielle Lebensmittelvergiftungen
Bakterielle Lebensmittelvergiftungen
Enterotoxin-induzierte Erkrankungen
Diese toxininduzierten Diarrhoeen bedürfen keiner spezifischen Therapie.
Eine Ausnahme bildet die Botulismus-Intoxikation.
Tab. 1 Behandlung
bakterieller Enteritiden.
Erreger
|
Antibiotische Therapie
|
Medikament
|
Salmonellen
|
nein
Ausnahme: bei immungeschwächten
Patienten und septischen Verlaufsformen
|
-
2 × 500 mg
Ciprofloxacin pro Tag oral über 7 Tage
|
Shigellen und EIEC
|
Nur bei mittelschweren oder schweren Verlaufsformen
|
4 × 500 mg Ampicillin
pro Tag oral oder 2 × Trimethoprim/ Sulfamethoxacol (160/800
mg) pro Tag oral oder 2 × 500 mg Ciprofloxacin
pro Tag oral je über 5 Tage
|
Campylobacter
|
nur bei schweren Verlaufsformen
|
4 × 500 mg Erythromycin pro
Tag oral über 7 Tage
|
Yersinien
|
nein
|
|
EPEC
|
nein
|
|
ETEC
|
nein
|
|
EHEC
|
nein
|
|
Clostridium difficile (Antibiotika-assoziierte Diarrhoe)
|
ja, wenn möglich
Antibiotika
absetzen
|
4 × 250 - 500 mg
Metronid-azol pro Tag oder 4 × 125- 250 mg
Vancomycin pro Tag oral über 7 - 14
Tage
|
EPEC = Enteropathogene
Escherichia (E.) coli; ETEC = Enterotoxische
E. coli; EIEC = Enteroinvasive E. coli,
EHEC = Enterohämorrhagische
E. coli
|
Bakteriell bedingte Infektionen
Obwohl enteropathogene Bakterien in der Regel auf Antibiotika
in vitro sensibel sind, profitieren nicht alle Patienten, die mit
diesen Erregern infiziert sind, von einer antibiotischen Therapie,
bei manchen kann sie sogar schaden [Tab. 1].
Nicht-typhöse Salmonellen als Enteritiserreger
Die enteritischen Salmonellen verursachen bei Immunkompetenten meist
mild verlaufende, selbstlimitierte Diarrhoeen, die nur wenige Tage
anhalten und keiner antibiotischen Therapie bedürfen. Die Schleimhautschädigung
reicht von diskreten Entzündungszeichen über mäßige
Entzündung mit Fibrinausschwitzung [Abb. 1] bis zu oberflächigen Ulzerationen.
Eine antibiotische Therapie kann sogar den Krankheitsverlauf verlängern
und zur Dauerauscheidung des Erregers führen! Bei schweren,
komplizierten Verläufen, meist bei immunsupprimierten Patienten,
sollte jedoch mit Ciprofloxacin (500 mg) 2 × pro
Tag oral über 7 Tage behandelt werden [4].
Bei Dauerausscheidern mit hohem Verbreitungsrisiko (z. B. in Lebensmittelbetrieben)
wird die Erregerelimination mit Ciprofloxacin (500 mg) 2 × pro
Tag über 4 Wochen in den meisten Fällen erreicht [5].
Shigellenenteritis
Die Behandlung von Shigellen ist weltweit durch die zunehmende Resistenz
dieser Bakterien gegen diverse Antibiotika erschwert. Dies wird
durch unsachgemäßen, übermäßigen
Einsatz von Antibiotika und durch die Verwendung dieser Medikamente
im Futter von Fleischlieferanten wie Schweinen und Rindern gefördert [6]
. Mittelschwere und schwere Verläufe
erfordern eine antibiotische Therapie. Aufgrund der erwähnten
zunehmenden Resistenz ist eine nach einem Antibiogramm gezielte
Behandlung wünschenswert. Ampicillin (500 mg) oral 4 × pro
Tag, Trimethoprim-Sulfamethoxazol (160 mg/800mg)
oral 2 × pro Tag und Ciprofloxacin (500 mg) oral 2 × pro
Tag, jeweils über 5 Tage, sind dabei wirksame Therapieoptionen [4]
[7]
.
Abb. 1 Endoskopisches
Bild bei Salmonellen-Enteritis.
Campylobacterenteritis
Die Infektion ist in der Mehrzahl der Fälle auf eine
Woche limitiert, längerdauernde Verläufe kommen
ebenso vor wie Rezidive, die bei bis zu 25 % der
Patienten beobachtet werden. Eine Antibiotika-Behandlung beeinflusst
den Verlauf in diesen Fällen nicht und wird nur bei schweren
Verlaufsformen mit blutiger Diarrhoe und bei Patienten mit einer
Immundefizienz empfohlen. Therapie der Wahl ist Erythromycin 4 × 500 mg
pro Tag oral über eine Woche. Wegen der Resistenzentwicklung
von 41 - 88 % gegenüber
Quinolonen in Europa und Asien und auch einer zunehmenden Resistenz
in den USA und Kanada sollten die bei anderen enteropathogenen Bakterien
oft verwendeten Quinolone (z. B. Ciprofloxacin) nicht mehr eingesetzt werden [8]
. Azithromycin in einer Dosierung
von 500 mg pro Tag oral für 3 Tage konnte ebenfalls
erfolgreich in Gebieten mit hoher Quinolonresistenz eingesetzt werden [9]
.
Yersinienenteritis
Die Yersinienenteritis dauert meist nicht länger als
2 Wochen und bedarf in der Regel keiner antibiotischen Therapie.
Hochrisikopatienten mit Immundefizienz einschließlich Patienten
mit Leberzirrhose und andere Patienten mit einer Eisenüberbeladung
hingegen können eine Yersiniensepsis bekommen und sollten
antibiotisch behandelt werden. Kleine unkontrollierte Studien an
Patienten mit Yersiniensepsis haben einen Effekt von Fluroquinolon
alleine oder in Kombination mit 3. Generation-Cephalosporinen oder
Aminoglycosiden gezeigt [10].
Antibiotika-assoziierte Diarrhoe
Antibiotika-assoziierte Diarrhoe
Die C. difficile-Infektion hat als klinisch relevanteste Form
der Antibiotika-assoziierten Diarrhoe an Bedeutung gewonnen. Diese
Infektion imponiert endoskopisch meist als pseudomembranöse
Kolitis (Abb. 2 in Teil 1).
Die Therapie der pseudomembranösen Kolitis besteht zuerst
in symptomatischen Maßnahmen (Rehydrierung, Elektrolyterersatz)
und Beendigung der auslösenden antibiotischen Therapie, wenn
irgend möglich. Als Therapie der Wahl gilt Metronidazol 4 × 250 - 500 mg/die
per os oder Vancomycin 4 × 125 - 4 × 250 mg/die
p. o. über 7 - 14 Tage.
Auch Bacitracin 4 × 25 000 E./die oder
Teicoplanin 2 × 400 mg/die
per os gegeben sind wirksam. Metronidazol und Vancomycin scheinen ähnlich
effectiv zu sein [11], deshalb wird
man aufgrund der Kosten zunächst Metronidazol einsetzen.
Eine neuere prospektive Studie hat Fusidinsäure (500 mg,
3 × pro Tag, oral), Teicoplanin (400 mg,
2 × pro Tag, oral), Metronidazol (500 mg,
4 × pro Tag, oral) und Vancomycin (500 mg,
4 × pro Tag, oral) verglichen und ähnlich gute
Resultate mit einem Ansprechen in über 93 % der
Fälle gezeigt [12].
Rezidive sind häufig, können in 10 - 25 % der
Fälle meist 2 - 10 Tage nach
Therapieende auftreten und erfordern eine erneute antibiotische
Therapie mit Metronidazol oder Vancomycin. Die meisten dieser Patienten
(75 - 80 %) sprechen
auf eine 10 - 14-tägige Retherapie mit
demselben Medikament und in derselben Dosierung wie bei der Primärtherapie
an. Rezidivierende symptomatische C. difficile-Infektionen können
mit ausschleichenden Vancomycin- oder Metronidazoldosen über
6 Wochen behandelt werden. In einer Studie wurden diese Patienten
mit 125 mg Vancomycin 4 × pro Tag in der ersten
Woche, mit 125 mg Vancomycin 2 × pro Tag in der
zweiten Woche, mit 125 mg Vancomycin 1 × pro Tag
in der dritten Woche, mit 125 mg Vancomycin jeden 2. Tag
in der vierten Woche und mit mit 125 mg Vancomycin jeden
3. Tag in der fünften und sechsten Woche behandelt. Hierunter
wurden alle Patienten asymptomatisch ohne Rückfall in den
6 Monaten der Nachbeobachtung [13].
Anionenaustauscher wie Cholestyramin (4 g, 4 × pro
Tag, oral über 2 - 4 Wochen)
können das C. difficile-Toxin binden und eliminieren und
so die antibiotische Therapie ergänzen. Hierbei muss aber
darauf geachtet werden, dass ein zeitlicher Abstand von 2 - 3
Stunden zwischen der Gabe des Anionenaustauschers und der Gabe des
Antibiotikas liegt, da sonst durch eine Bindung der beiden Medikamente
die Wirksamkeit des Antibiotikums reduziert werden kann. Der nicht-pathogene
Hefepilz Saccharomyces boulardii hat zumindest bei Patienten mit
mehrmaligen Rückfällen einen Vorteil gezeigt und konnte
die Rezidivrate von 65 % (Plazebo) auf 35 % senken [14]
.
Escherichia-coli-bedingte Diarrhoe
Escherichia-coli-bedingte Diarrhoe
Enteropathogene E. coli (EPEC)
In den Entwicklungsländern ist die EPEC-Infektion bei
Kindern unter 6 Monaten die häufigste bakterielle Ursache
für Durchfallerkrankungen. Wie bei allen Durchfallerkrankungen
steht auch bei dieser Infektion die Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution
sowie die ausreichende Kalorienzufuhr im Vordergrund. Da die Erkrankung
meist selbstlimitierend verläuft, ist eine antibiotische
Therapie in der Regel nicht notwendig. Trimethoprim-Sulfamethoxazol
kann die Erkrankungsdauer verkürzen [15].
Enterotoxische E. coli (ETEC)
ETEC ist häufig die Ursache für Diarrhoeen
bei Kindern in Entwicklungsländern und bei der Reisediarrhoe
der am häufigsten gefundene Erreger. Ein Nutzen von Antibiotika
zur Verkürzung der Erkrankung ist nicht nachgewiesen. Da
immer mehr resistente Stämme entstehen, sollte im Regelfall
auf eine antibiotische Therapie verzichtet werden.
Enteroinvasive E. coli (EIEC)
Zwischen EIEC und Shigellen gibt es eine große Antigenverwandtschaft.
Die Symptomatik und Therapie ist bei beiden Infektionen gleich und
wird deshalb dort abgehandelt.
Enterohämorrhagische E. coli (EHEC)
Neben blutigen Durchfällen ist EHEC auch als Ursache
des hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS) erkannt
worden. Die Frage, ob eine adäquate und rechtzeitige Antibiose
die Entwicklung eines HUS beeinflussen kann, wird z. Z. kontrovers
diskutiert. Einige Studien zeigten eine Verschlechterung der Erkrankung
durch eine antibiotische Behandlung [16] [17]
. Dies wurde auch durch eine neuere
größere prospektive Studie bestätigt [18]. Die Zerstörung der Bakterien
durch die Antibiose könnte hierbei zu einer vermehrten
Toxinfreisetzung führen. Andere Studien deuten auf einen
möglichen Vorteil einer antibiotischen Behandlung hin [19]. Auch die In-vitro-Daten sind
widersprüchlich, die einen berichten über eine
vermehrte SLT-Produktion von E. coli O157:H7 unter Ciprofloxacin,
die anderen über eine verminderte Toxinproduktion unter
demselben Antibiotikum. Wichtig ist hervorzuheben, dass bei Patienten
mit blutiger Diarrhoe die Gabe von Motilitätshemmern kontraindiziert
ist. In retrospektiven Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass
in Fällen mit Infektionen mit E. coli O157:H7, die länger
als 24 Stunden mit Motilitätshemmern behandelt wurden,
das Risiko, zentralnervöse Manifestationen im Rahmen eines
HUS zu entwickeln, erhöht war.
Aufgrund der unbefriedigenden zur Verfügung stehenden
therapeutischen Möglichkeiten werden zur Zeit Antiseren
gegen das SLT auf ihre Wirksamkeit bei dieser Erkrankung geprüft.
Zur Vermeidung von epidemischen Ausbrüchen ist eine strenge
Kontrolle der Nahrungsmittel, insbesondere von Fleischprodukten,
notwendig.
kurzgefasst: Bei den bakteriellen Enteritiden
ist zu beachten, dass einige nicht durch eine antibiotische Therapie
behandelt werden sollten. Hierzu zählen die Salmonellenenteritis
bei Immunkompetenten und die EHEC-Infektion. In anderen Fällen
wird durch eine Antibiotikatherapie erst die Voraussetzung für
die Enteritis geschaffen wie bei der Clostridium-difficile-assoziierten
Diarrhoe. Diese Erkrankung repräsentiert die häufigste
im Krankenhaus erworbene infektiöse Enteritis und kann
zu schweren Verläufen mit fatalem Verlauf führen. Als
Therapie der Wahl gilt die orale Gabe von Metronidazol oder Vancomycin,
wobei aus Kostengründen Metronidazol bevorzugt
wird.
Abb. 2 Typische
ausgestanzte, scharf begrenzte Ulzerationen im Dickdarm bei CMV-Kolitis.
Virale Gastroenteritiden
Enteropathogene Viren sind häufig die Ursache von gastrointestinalen
Infektionen bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen, besonders im
höheren Lebensalter. Die viralen Enteritiden verlaufen
in der Regel selbstlimitierend. Es gibt bisher keine spezifische
Therapie. Die Behandlung beschränkt sich auf Flüssigkeits-
und Elektrolytsubstitution. Je nach Schwere der Erkrankung muss
diese oral und in einigen Fällen auch intravenös
erfolgen. In Fällen von verlängerten Rotavirusenteritiden
bei immunsupprimierten Kindern konnte durch orale Gabe von sekretorischen
Immunglobulinen und Kolostrum die Symptomatik behoben werden.
Prophylaxe
Aufgrund der erheblichen Morbidität und Mortalität,
die vor allem durch Rotaviren der Gruppe A weltweit verursacht werden,
wird zur Zeit verstärkt an der Entwicklung eines Impfstoffes
gearbeitet. Ein in den USA lizensierter Impfstoff zeigte eine Effektivität
von 49 - 68 % gegen
alle Rotavirus-bedingten Durchfallerkrankungen und eine Effektivität
von 69 - 91 % gegen
schwere Verlaufsformen [20]. In einer
weiteren Studie mit einem abgeschwächten oralen Lebend-impfstoff
konnte bei Kindern ebenfalls signifikant die Häufigkeit
einer Rotavirus bedingten Durchfallerkrankung gesenkt werden [21]. Ein Impfstoff gegen Norwalkviren
befindet sich zur Zeit in der Erprobung. Es konnte bisher die Sicherheit
und die Induktion einer Immunantwort gezeigt werden [22].
Zytomegalievirus (CMV)
Das Zytomegalievirus (CMV) gehört zu den häufigsten
pathogenen Erregern im Gastrointestinaltrakt bei HIV-infizierten
(In-vivo-Diagnose bei bis zu 45 % der AIDS-Patienten)
und anderweitig immunsupprimierten Patienten und ist regelmäßig
mit gastrointestinalen Symptomen assoziiert. Endoskopisch sieht
man meist scharf begrenzte, wie ausgestanzt wirkende Ulzerationen [Abb. 2]
. Die wesentlichste Basis der Therapie
der CMV-Infektion bei HIV-Infizierten ist die hochwirksame antiretrovirale
Kombinationstherapie (HAART). Die CMV-Infektion selbst wird mit
Ganciclovir (5 mg/kg 2mal täglich) oder
Foscarnet (60 mg/kg 3mal täglich oder
90 mg/kg 2mal täglich) über
mindestens 3 - 6 Wochen intravenös
behandelt [23]. Die Hauptnebenwirkung
von Ganciclovir sind Thrombo- und Neutropenie; die von Foscarnet
Nierenfunktionsstörungen. Die Frage nach einer Erhaltungstherapie
bei immunrekonstituierten Patienten unter HAART ist nicht geklärt.
Bei nicht durch HIV immunsupprimierten Patienten ist eine Prophylaxe
mit 3 × 1000 mg Ganciclovir 3 × täglich
möglich [23].
kurzgefasst: Virale Enteritiden machen
in Industrieländern bis 70 % aller infektiösen
Durchfallerkrankungen aus. Bei Immunkompetenten ist eine spezifische
Therapie nicht bekannt und nicht notwendig, da die Erkrankung selbstlimitierend
ist. Bei immunsupprimierten Patienten spielt die CMV-Enteritis eine
große Rolle und kann schwere bis fatal verlaufende Krankheitsbilder
hervorrufen. Die Behandlung der CMV-Infektion wird mit Ganciclovir
oder Foscarnet über mindestens 3 - 6
Wochen intravenös durchgeführt.
Resümee
Resümee
Die Behandlung gastrointestinaler Infektionen ist komplex. Zu
der bereits vorhandenen großen Zahl an Erregern kommen
immer neue, vorwiegend bei Immunsupprimierten, hinzu. Darüber
hinaus wird durch den übermäßigen und
nicht sachgerechten Einsatz von Antibiotika die Entwicklung von
Resistenzbildungen gefördert. In den letzten Jahren wurde
mehr und mehr deutlich, dass eine antibiotische Therapie von enteralen
Infektionen in vielen Fällen nicht nur nichts nützt
(z. B. Salmonellenenteritis) sondern sogar den Krankheitsverlauf
verschlimmern kann (z.B. Infektion mit EHEC, O157:H7). In anderen
Fällen schafft erst eine Antibiotikatherapie die Voraussetzungen
eines Wachstumsvorteils für enteropathogene Bakterien wie
Clostridium difficile, was zur Ausbildung einer pseudomembranösen
Kolitis führen kann. Bei Immunsupprimierten ist besonders
die CMV-Infektion hervorzuheben, die bei Organtransplantierten und
HIV-infizierten Patienten eine große Rolle spielt und durch
die zur Verfügung stehenden antiviralen Medikamente effektiv
behandelt werden kann. Durch Fortschritte in der Erforschung des
intestinalen Immunsystems ist in den nächsten Jahren mit
der Entwicklung von effektiven Impfstoffen gegen viele gastrointestinale
Erreger, besonders gegen enteropathogene Viren zu rechnen. Eines
hat sich allerdings nicht geändert: Die wichtigste Stütze
in der Behandlung der meisten gastrointestinalen Infektionen, die
mit Diarrhoeen einhergehen, ist die Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution
geblieben.